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Wie sinnvoll ist die Maskenpflicht? Studie zeigt, wie viele Corona-Fälle sie verhindern kann

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Von: Andreas Schmid

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Bringt die Maskenpflicht überhaupt was? Und wenn ja, wie viel? Eine nun veröffentlichte Studie zeigt, wie viele Corona-Fälle durch das Tragen eines Mund- und Nasenschutzes vermieden werden können.

Vancouver - Der Mund- und Nasenschutz ist in den letzten Monaten zum ständigen Begleiter geworden. Schlüssel, Handy, Geldbeutel, Maske - beim Verlassen der Wohnung sind es neuerdings diese vier Dinge, die dabei sein müssen. Schließlich gilt in vielen öffentlichen Bereichen wie Geschäften oder Bus und Bahn eine allgemeine Maskenpflicht.

Die Maske soll die Verbreitung des Coronavirus minimieren - und wird in weiten Teilen der Bevölkerung auch akzeptiert. Wie aus dem aktuellen „ZDF-Politbarometer“ (17. September) hervorgeht, sprachen sich zuletzt nur elf Prozent der Befragten gegen die aktuellen Schutzmaßnahmen aus. Als im Juli konkret nach der Maskenpflicht beim Einkaufen gefragt wurde, waren zwölf Prozent dagegen.

Das aktuelle ZDF-Politbarometer des ZDF
Die überwiegende Mehrheit der Deutschen scheint zufrieden mit den aktuellen Corona-Maßnahmen der Bundesregierung. © Screenshot ZDF-Politbarometer.

Corona: Studie zur Maskenpflicht - Mund- und Nasenschutz hat signifikante Wirkung

Nichtsdestotrotz gibt es weiterhin auch Masken-Gegner. Das Spektrum reicht dabei von reinen Kritikern bis zu Verschwörungstheoretikern, die mit kruden Falschmeldungen - wie dem Tod durch das Tragen einer Maske - gezielt verunsichern. Eine aktuelle Studie aus Kanada könnte nun als Argumentationstoff dienen. Die an der Simon-Fraser-Universität in Burnaby nahe Vancouver vorgelegte Arbeit zeigt: Das Tragen von Masken hat eine klare Wirkung und verringert die Anzahl der Corona-Infektionen um mindestens ein Viertel, womöglich sogar um fast die Hälfte.

Corona: Pandemieverlauf in Kanada - weniger Tote als die USA

Datengrundlage der Forscher* war die Ausbreitung des Coronavirus in Kanada. Im Vergleich zum großen Nachbarn, den USA, war und ist der nach Russland flächengrößten Staat der Erde weniger schlimm von der Pandemie betroffen. 0,025 Prozent der kanadischen Bevölkerung (9.582 Corona-Tote) sind bisher an den Folgen von Covid-19 gestorben, in den USA sind es mit 0,064 (211.109) in der Relation mehr als doppelt so viele (Quelle: Johns-Hopkins-Universität, Stand: 7. Oktober).

Dass Kanada nicht mehr Todesfälle zu beklagen hat, könnte neben der unterschiedlichen Ländervorzeichen (die USA sind viel dichter besiedelt als Kanada) womöglich auch am Verhalten der Politik liegen. Der kanadische Premierminister Justin Trudeau, dessen Frau sich mit Covid-19 infiziert hatte, warnte schon früh vor den Folgen der Lungenkrankheit. US-Staatsoberhaupt Donald Trump* spielte die Gefahr indes bewusst herunter.

Corona: Wie sinnvoll ist die Maskenpflicht? Bis zu 46 Prozent weniger Fälle

Die kanadische Politik ordnete alsbald eine Maskenpflicht in der Öffentlichkeit an. Die Umsetzung des Gebots dauerte allerdings bis zu zwei Monate. Die verschiedenen kanadischen Provinzen führten das Tragen eines Mund- und Nasenschutzes erst nach und nach ein. Diese lokalen Unterschiede erwiesen sich nun als Glücksfall für die Forscher. Denn so konnten die Infektionszahlen vor und nach dem Zeitpunkt des geltenden Maskengebots verglichen werden.

Die Studie kommt insgesamt zu dem Ergebnis, dass das Tragen einer Maske die Corona-Zahlen um mindestens ein Viertel reduziert: „Wir stellen fest, dass eine Maskenpflicht in den ersten Wochen nach ihrer Einführung mit einer durchschnittlichen Reduktion der wöchentlichen Anzahl neu diagnostizierter Covid-19-Fälle in Ontario um 25 bis 31 Prozent verbunden ist.“ heißt es in der Arbeit. Im August seien es sogar bis zu 36 bis 46 Prozent gewesen. Das entspreche 700 bis 1.100 vermiedenen Covid-19 Fällen pro Woche.

Corona: Wie sinnvoll ist die Maskenpflicht? Ähnliche Ergebnisse in Deutschland

In Deutschland wurde die Wirksamkeit der Maskenpflicht am Beispiel Jena gezeigt. Die thüringische Stadt setzte als erste in der Bundesrepublik auf ein einheitliches Gebot. Im Vergleich zu anderen Orten ohne Maskenpflicht verzeichnete Jena damals ein Viertel weniger Corona-Fälle, eine spätere Studie kam sogar auf 40 Prozent. Klaus Wälde, Volkswirt an der Universität Mainz, kommt daher zu einem klaren Ergebnis: „Zusammenfassend kann man sagen, dass die Einführung der Maskenpflicht in den jeweiligen Kreisen zu einer Verlangsamung der Ausbreitung von Covid-19 beigetragen hat.“ (as) *Merkur.de ist Teil des bundesweiten Ippen-Digital-Redaktionsnetzwerks.

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