Neue Corona-Welle im Herbst: Vorbereitung „läuft auf Hochtouren“ – Lauterbach zuversichtlich
Die Sorge vor einer verschärften Corona-Lage im Herbst treibt Experten und Politiker um. In diesem Jahr sollen die Vorbereitungen rechtzeitig getroffen werden.
Berlin - Im Herbst wird sich die Corona-Lage in Deutschland wohl deutlich verschlechtern. Darüber sind sich Experten und Politiker einig. Sind wir darauf ausreichend vorbereitet? Bundeskanzler Olaf Scholz (SPD) und die Ministerpräsidenten sagen: nein. Beim Bund-Länder-Treffen am Donnerstag (2. Juni) habe man deshalb eine „klare Verabredung“ getroffen, sich auf einen drohenden Anstieg der Infektionen mit dem Coronavirus vorzubereiten, erklärte der Kanzler.
Corona-Herbst: Lauterbach zuversichtlich bei Maßnahmen – Maskenpflicht, 2G und 3G
Maskenpflicht in Innenräumen, Zugangsregeln wie 2G und 3G – die Gesundheitsminister der Länder haben einstimmig einen möglichen Katalog an Corona-Maßnahmen zusammengestellt. Bundesgesundheitsminister Karl Lauterbach (SPD) zeigte sich nun ebenfalls zuversichtlich, den Koalitionspartner FDP von einer wiederholten Einführung solcher Instrumente überzeugen zu können.
Deutschland werde „auf jeden Fall über den 23. September hinweg ein Infektionsschutzgesetz haben, was uns die Vorbereitungen gibt, die wir brauchen“, versicherte Lauterbach mit Blick auf eine möglicherweise kritischere Corona-Situation im Herbst am Donnerstagabend im ZDF-„heute journal“. Seit Anfang April gibt es mit dem geänderten Infektionsschutzgesetz nur noch einen „Basisschutz“ in Deutschland – ohne Zugangsregeln und Maskenpflicht nur in wenigen Bereichen. Letztere soll im Herbst wieder vermehrt gelten. Die Studienlage sei hier klar: Masken bieten einen guten Schutz. „Ich glaube, dass wir da übereinkommen“, sagte Lauterbach.
Neue Corona-Welle im Herbst: Vorbereitung „läuft auf Hochtouren“
Man habe mit Blick auf den Herbst bereits „Impfstoffe bestellt, die für ganz unterschiedliche Varianten wirken“, erklärte der Gesundheitsminister weiter. Zudem seien die Impfzentren weiter finanziert worden. „Die Vorbereitung läuft auch Hochtouren und wird gut sein.“

Am 23. September läuft die bisherige Rechtsgrundlage für die Schutzmaßnahmen aus. Vor einer Verlängerung pocht die FDP, die so wenig Corona-Maßnahmen wie möglich will, darauf, zunächst mehrere Expertenberichte abzuwarten. Die Ministerpräsidenten der Länder und Scholz hatten am Donnerstag verabredet, frühzeitige Vorkehrungen für eine kritischere Corona-Lage im Herbst zu treffen. Der Kanzler sagte im Anschluss, alle Handlungsmöglichkeiten, die gebraucht würden, sollten zur Verfügung stehen – flächendeckende Schließungen von Schulen und Kitas solle es aber nicht mehr geben.
Maßnahmen für den Corona-Herbst: Impfkampagne, Teststrategie, Kontaktbeschränkungen
Der Grünen-Gesundheitsexperte Janosch Dahmen begrüßte die Ergebnisse des Bund-Länder-Treffens. Neben einer zielgerichteten Impfkampagne und Teststrategie sei besonders eine bessere Datenlage wichtig, sagte er der Deutschen Presse-Agentur. Der Fokus in den Ländern müsse auf einer raschen Digitalisierung im öffentlichen Gesundheitsdienst und auf tagesaktuellen Daten liegen – etwa zur Verfügbarkeit betreibbarer Klinikbetten und zu Kapazitäten von Notaufnahmen und Rettungsdienst.
Ländern und Kommunen dürften die Hände nicht gebunden sein, sollte es örtlich erforderlich werden, verlangte Landkreistag-Präsident Reinhard Sager beim Redaktionsnetzwerk Deutschland. Er nannte als mögliche Maßnahmen auch „Maskenpflichten in Innenräumen und im ÖPNV, gegebenenfalls auch Kontaktbeschränkungen.“ Die Deutsche Stiftung Patientenschutz sprach sich zudem für eine Verlängerung der kostenlosen Bürgertests in Teststellen über den Juni hinaus aus. (ph mit dpa)