Alles so schön ruhig

von pia rolfs
Normalerweise lebt der moderne Mensch, wenn er sich nicht gerade zwischendurch im Lockdown erholt, auf einem permanenten Klangteppich: Rufe hier, Verkehrslärm dort, Nachfragen, Musikgedudel - oft alles gleichzeitig. So weit, so laut.
Verdächtig wird es erst, wenn er einen Moment innehält und plötzlich bemerkt: "Alles so schön ruhig." Denn das ist die soziale Ruhe vor dem Sturm. Entweder sind Nachbarn, Ehepartner, Kinder oder Haustiere in konzentrierter Stille mit Unheilanrichten beschäftigt. Oder das eigene Gehör oder irgendetwas, was eigentlich naturgemäß Lärm machen müsste, hat sich gerade verabschiedet. Das gilt besonders in diesen kurzen seltsamen Zeiträumen, in denen sich mal niemand beschwert, niemand anruft und niemand Forderungen stellt. Denn dann ist mitnichten Frieden auf Erden eingekehrt, meistens aber - das mag etwas trösten - auch noch nicht die ewige Ruhe. Sondern vermutlich ist nur das Handy auf lautlos gestellt oder der Akku leer.