»Wissen ist nie unnütz«

»Ich habe Hessen mit der Muttermilch aufgesogen«, sagt Oliver Schmidt. Der 36-Jährige hat deshalb auf 146 Seiten aufgeschrieben, was man über unser Bundesland im Herzen Deutschlands wissen kann, aber nicht muss.
Herr Schmidt, was hat Sie an Hessen am meisten erstaunt?
Dass so viele Dinge hier entstanden sind. Den ersten Computer hat Konrad Zuse erfunden. Der ist zwar kein gebürtiger Hesse, hat aber hier gearbeitet und einen Großteil seines Lebens in Hessen verbracht. Auch Konrad Duden, einer der Urväter der deutschen Rechtschreibung, hat hier gewirkt. Diese Geschichten haben mich wirklich überrascht.
Die Grimms als Märchensammler immerhin sind vielen ja als hessische Prominenz bekannt.
Klar, die Rockstars der Germanistenszene. Und dann gibt es noch viele solcher kleinen Sachen. Neil Armstrong, erster Mensch auf dem Mond, war auf der Wasserkuppe zu Gast. Elvis Presley war in Friedberg Soldat, wohnte in Bad Nauheim - was man dort jedes Jahr feiert.
Wie sind Sie auf die Idee gekommen, solche teils recht kuriosen Fakten zusammenzutragen?
Ich gelte als leidenschaftlicher Schlauschwätzer. Es ist tatsächlich so, dass ich mir gerne solche sonderbaren Fakten merke und dann auf Feiern weitererzähle. Da war ein gewisser Schatz an solchem Wissen schon da. Jetzt gibt es in meinem Verlag bereits diese Serie »Unnützes Wissen« schon zu vielen anderen Bundesländern oder Städten. Da kam man dann auf mich, ob ich als Hessenkenner nicht diesen Band übernehmen möchte.
Was verbindet Sie mit Hessen?
Ich bin hier aufgewachsen, in einem ganz kleinen Dörfchen. Lindenhof bei Hatzfeld. Das können Sie nachher mal googeln, das hat wirklich nicht allzu viele Einwohner. Das ist ein Nirgendwo zwischen Wäldern und Feldern. Meine Familie ist dann in die Großstadt Fulda gezogen, studiert habe ich in Marburg. Ich habe viel Hessen mit der Muttermilch aufgesogen.
Wie lange dauerte es, bis Sie alle diese kuriosen Fakten zusammengetragen hatten?
Gar nicht so lange. Vieles hatte ich ja schon im Kopf, und dann habe ich noch alle mir bekannten anderen hessischen Klugscheißer angepikt, mir auch noch Dinge mitzuteilen. Ich habe im Internet gestöbert und in alten Reiseführern, und dann war auch genug zusammen. Beim Schreiben ging es mir darum, es kurz und prägnant zusammenzufassen und pointiert zu erzählen. Es sollen leichte Happen sein. Gleichzeitig hoffe ich, dass der Leser dabei was zu lachen hat und man das Buch kurzweilig weglesen kann.
Das Buch ist überschrieben mit »Unnützes Wissen«. Ist das wirklich alles so unnütz?
Vielleicht kann der Leser oder die Leserin dieses Wissen ja bei der nächsten Cocktailparty abrufen und dort dezent zum Zentrum des oberschlauen Geschwätzes werden. Ich mache das auch ganz gerne mal. Ich glaube aber auch, dass Wissen nie unnütz ist, sei es auch noch so skurril und seltsam. Und vielleicht kann er oder sie die Seele von Hessen aus einer etwas ungewohnten Perspektive begreifen. Man sieht, wie vielseitig komisch und wie spannend Hessen ist.
Sie mögen Nutella?
Tatsächlich, Cremalba, wie es früher hieß. Soll man wegen des Palmöls ja gar nicht mehr essen.
Genaueres dazu steht auf Seite 72 Ihres Buches. Danke für das Gespräch.
Unnützes Wissen Hessen, Sutton Verlag, Erfurt 2022, 146 Seiten, ISBN 978-3-96303-293-6, 13,99 Euro

