Raus aus der Klimakrise - mit mutigem Konzept

Ein Überschuss an von Menschen produziertem Kohlendioxid ist dafür verantwortlich, dass sich unser Klima weltweit aufheizt. Nimmt die Konzentration dieses Gases in der Atmosphäre zu, wird mehr Wärmestrahlung auf die Erde zurückreflektiert. Infolge dieses Treibhauseffekts verdunstet zum Beispiel mehr Wasser, das dann als Starkregen niederschlagen kann.
Dies führte wahrscheinlich im Sommer 2021 zur Flutkatastrophe im Ahrtal. Bei der Überflutung kamen knapp 180 Menschen ums Leben, sie verursachte Schäden von fast 30 Milliarden Euro.
Emmissionsrechte langsam verringern
Wissenschaftler gehen von weltweit zunehmenden Extremwetterereignissen aus. Schuld ist der Klimawandel. Um die beim Pariser Klimaabkommen 2015 anvisierte Begrenzung einer globalen Erwärmung um 1,5 Grad noch einhalten zu können, so rechnet der Weltklimarat vor, müssen die weltweiten CO2-Emissionen bis 2030 - auf Basis der Daten von 2010 - um 45 Prozent sinken. 2050 muss die Welt klimaneutral sein. Ein ehrgeiziges Ziel, das immer schwieriger zu erreichen scheint. Denn die vergangenen drei Jahrzehnte internationaler Klimaverhandlungen haben keine Besserung gebracht. Im Gegenteil: Seit Beginn der 1990er Jahre stiegen die weltweiten CO2-Emissionen um über 60 Prozent. Mit jedem weiteren Jahr der Untätigkeit steigen auch die Kosten für wirksamen Klimaschutz.
Was können wir tun? Ein neues marktwirtschaftliches Konzept könnte dazu beitragen, notwendige CO2-Reduzierungen länderübergreifend umzusetzen. In seinem gerade erschienenen Buch »Ein neuer Weg aus der Klimakrise - Mutig. Machbar. Marktkonform.« schlägt der Wirtschaftswissenschaftler Dirk Fust eine durchsetzungsfähige klimapolitische Organisation vor, die ähnlich unabhängig agieren soll wie die Europäische Zentralbank (EZB). Neu dabei ist: Die Experten dieser Organisation, der Global Climate Organization (GCO), stellen CO2-Ziele rein auf der Basis wissenschaftlicher Daten und nicht politischer Vorgaben auf.
Um ihre Zielvorgaben zu erreichen, gibt die GCO genau so viele handelbare Zertifikate in den CO2-Markt, wie Gesamtemissionen für einen definierten Zeitraum festgelegt sind. Diese Scheine berechtigen ihre Besitzer, Kohlendioxid in Höhe der beschlossenen CO2-Vorgaben zu emittieren. Die Emissionsrechte würden dann über einen längeren Zeitraum schrittweise reduziert und so der CO2-Ausstoß entsprechend verringert. Nationale Dependancen der GCO stellen die Einhaltung der Ziele auf Länderebene sicher.
Anders als bei der EZB würden die Vorgaben der GCO jedoch nur einer »verhältnismäßigen« politischen Kontrolle unterzogen. So behielte die Politik das letzte Wort, ohne die CO2-Reduzierung zu gefährden. Das schüfe Vertrauen, erleichtere die Delegation klimapolitischer Kompetenzen an die Experten der Institution und würde somit deren Durchsetzungschancen erhöhen, ist der Autor sicher. Fust zeigt überdies eine Strategie auf, wie sich das Konzept schrittweise länderübergreifend umsetzen ließe. Den Wählerinnen und Wählern fällt dabei eine besondere Rolle zu.
Das 172 Seiten umfassende Buch ist gut zu lesen und dank anschaulicher Grafiken sowie vertiefender Erklärstücke auch Laien verständlich. Vor allem macht die Idee Mut, dass es noch nicht zu spät sein könnte und wir im internationalen Klimaschutz vorankommen - wenn wir denn endlich handelten. Peter Schmitt
Dirk Fust: Ein neuer Weg aus der Klimakrise - Mutig. Machbar. Marktkonform. Hardcover, 172 Seiten, oekom verlag, 22 Euro, ISBN 978-3-96238-351-0.