Musizieren und Schreiben gegen den Krieg

Der Ukrainer Serhij Zhadan aus Charkiw erhält im Oktober den Friedenspreis des Deutschen Buchhandels
Frankfurt -Der Friedenspreis des Deutschen Buchhandels 2022 geht an den ukrainischen Schriftsteller, Übersetzer und Musiker Serhij Zhadan. Der 47-Jährige werde für sein herausragendes künstlerisches Werk sowie für seine humanitäre Haltung geehrt, mit der er sich den Menschen im Krieg zuwende und ihnen unter Einsatz seines Lebens helfe, teilte der Stiftungsrat des Friedenspreises am Montag in Frankfurt mit.
Der Stiftungsrat, dessen Vorsitzende die Börsenvereins-Vorsteherin Karin Schmidt-Friderichs ist, lobte die Romane, Essays, Gedichte und Songtexte des 1974 in Starobilsk im Gebiet Luhansk geborenen Serhij Zhadan. "Nachdenklich und zuhörend, in poetischem und radikalem Ton" erkunde er, wie die Menschen in der Ukraine trotz aller Gewalt versuchten, ein unabhängiges, von Frieden und Freiheit bestimmtes Leben zu führen.
Serhij Zhadan studierte in Charkiw Literaturwissenschaft, Ukrainistik sowie Germanistik und promovierte 1996 mit einer Arbeit zum ukrainischen Futurismus. Seit Anfang der 90er Jahre prägt er die Kulturszene Charkiws, organisiert Literatur- und Musikfestivals und veröffentlicht Romane, Gedichte, Erzählungen und Essays.
Serhij Zhadan verfasst seine Texte auf Ukrainisch, er übersetzt aber auch Lyrik aus dem Deutschen, Englischen, Belarussischen und Russischen ins Ukrainische. Zudem schreibt er Songtexte für verschiedene Rockbands und ist seit 2007 Sänger der ukrainischen Band "Sobaki v kosmosi" (deutsch: Hunde im Weltraum). Seit der russischen Besetzung der Krim im Jahr 2014 engagiert er sich mit sozialen und kulturellen Projekten in der besetzen Ostukraine. Seit Beginn des Einmarschs Russlands in die Ukraine Ende Februar leistet er humanitäre Hilfe. Weiterhin in Charkiw lebend, organisiert er von dort aus Konzerte, rettet Menschen aus umkämpften Vierteln, liest Gedichte und verteilt Hilfsgüter in der Stadt.
In seinen frühen literarischen Werken setzte sich der Autor intensiv mit der postsowjetischen Umbruchszeit auseinander. Sein dritter Roman "Die Erfindung des Jazz im Donbass" (2012, Original 2010), eine Art Road-Novel, spielt im Industrierevier Donbass. Sein Werk wurde in zahlreich Der Friedenspreis wird seit 1950 vergeben und ist mit 25 000 Euro dotiert. Die Auszeichnung wird traditionell am letzten Tag der Frankfurter Buchmesse, in diesem Jahr am 23. Oktober, verliehen. 2021 wurde die simbabwische Autorin und Filmemacherin Tsitsi Dangarembga geehrt. epd