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"Ich bin kein Freund aktueller Musik"

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Rockt wie ein Junger: Peter Kraus besingt seine "Idole". © dpa

Ein Interview mit Schlagerstar Peter Kraus zu seinem neuen Album "Idole"

München -Bei seinen Konzerten herrschte in den 50er Jahren akuter Kreisch-Alarm: Peter Kraus war ein Teenie-Idol, seines lockeren Hüftschwungs wegen nannte man ihn "deutscher Elvis". Auch mit 83 Jahren denkt er nicht ans Aufhören - auf seiner Platte "Idole" interpretiert er gemeinsam mit Helge Schneider oder Annett Louisan Klassiker der Swing-Ära. 2023 geht er auf Deutschlandtour - seine sechste Abschiedstournee.

Herr Kraus, mit Verlaub, Sie klingen heiser...

Ja, vorgestern hatte ich zum ersten Mal nach Monaten wieder ein Konzert. Zuvor war ja alles verschoben, deshalb war meine Stimme zu wenig trainiert. Gestern bin ich auch viel geschwommen, vielleicht liegt's auch daran.

Sie sind seit eh und je begeisterter Sportler...

Ich bin inzwischen vernünftig geworden und mache immer weniger. Man darf den Körper im Alter nicht mehr so fordern. Es gibt viele Sportarten, mit denen ich aufgehört habe, zum Beispiel Wasserskifahren.

In "Für immer jung" schreiben Sie, die häufigste Frage sei die nach Ihrer jugendlichen Ausstrahlung.

Natürlich ist das schmeichelhaft. Aber wissen Sie, wenn ich heute auf der Bühne auf einem Barhocker sitzen müsste und einen greisenhaften Körper hätte, dann könnte ich so schön singen wie ich wollte, das würde keinen interessieren. Ich habe mein ganzes Leben lang immer versucht, was auf die Beine zu stellen. Tourneen, Regie, Film - das ist der Grund, warum ich mich heute noch jugendlich bewegen kann.

Halten Sie es nicht aus ohne Applaus?

Das Ganze ist in der Coronazeit aus Langeweile entstanden. In dieser trübsinnigen Zeit habe ich mit meinen Musikern musiziert, dann haben wir aus Spaß gesagt, wir könnten eine Platte daraus machen. Aber die Platte kannst du nur verkaufen, indem du auftrittst - und jetzt rollt der ganze Laden wieder, aber ich find's gut.

Warum heißt das Album "Idole"?

Gemeint sind die Idole aus meiner Jugendzeit, wegen denen ich zu singen begonnen habe. Frank Sinatra oder Sammy Davis Jr. - er war mein großes Vorbild, weil er ein genialer Tänzer ist, ein toller Schauspieler und Sänger. Als Junge, mit 13, 14, habe ich auch bewundert, dass ein Schwarzer, der klein ist und ein Glasauge hat, so eine Weltkarriere machen kann. Diesen Ehrgeiz, den man da reinsetzen muss! Die Idee, dass man daraus eine Platte macht, hat aber noch einen anderen Grund: Ich bin kein Freund der aktuellen Musik.

Warum nicht?

Weil sie einfach nicht mehr so ist wie meine Musik von damals. Damals hat ein Sänger das Lied präsentiert, die Band war die Begleitung. Heute ist die Basedrum das Wichtigste und im Hintergrund singt noch einer. Ich will nicht sagen, dass das schlecht ist, aber ich glaube, das sind keine Evergreens. Es sind viele Techniker dran, die tolle Platten machen, aber es ist nicht unbedingt der Interpret.

Früher bekamen Sie waschkörbeweise Liebesbriefe. Und heute?

Ach, heute gibt es das nicht mehr so, heute gibt es Facebook und Instagram. Autogrammkarten werden auch zunehmend ersetzt durch das Selfie. Ich habe aber immer noch Autogrammkarten einstecken, dann kommen junge Mädchen und sagen: "Ich möchte ein Autogramm." Ich freue mich riesig, und dann heißt es: "Es ist nicht für mich, es ist für meine Oma." (lacht)

Werden Sie auf Tour neben den neuen Songs auch Ihre alten Hits singen, oder hängen Ihnen Songs wie "Sugar Baby" zum Hals heraus?

Nein, mir macht das Spaß. Sehen Sie, es gibt mehrere Möglichkeiten, warum einem ein Lied Spaß macht. Weil es neu ist, vielleicht auch schwer, dann ist da die Spannung, ob es gelingt. Oder Lieder wie "Sugar Baby", wo man sich einfach über die Reaktion des Publikums freut. Wenn du ein Lied anstimmst und der ganze Saal ist voll dabei, das ist ein Glücksgefühl. Herrlich.

Es ist Ihre sechste Abschiedstournee

Nach der fünften wollte ich wirklich keine mehr machen, das Ganze ist einfach nur durch die neue Platte entstanden. (lacht)

Voriges Jahr sorgte Ihr Auftritt in "The Masked Singer" für Furore. Was hat Sie daran gereizt?

Das Neue. Dabei zu sein bei dem, was man heute macht. Das ist eine junge Show. Wobei ich noch nie in meinem Leben so nervös war, ich war sowas von fertig mit den Nerven.

Hat die "Dschungelshow" Sie angefragt?

Nein, die wissen genau, dass ich dabei nicht mitmache.

Sehen Sie sich Ihre alten Filme noch an?

Nein, ich kenne die mehr oder weniger auswendig. Höchstens wenn meine sechsjährige Enkeltochter da ist, schaue ich es mit ihr. Das ist dann lustig. INTERVIEW: Cornelia Wystrichowski

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