Ein Abenteurer sein Leben lang

PORTRÄT Die Hollywood-Legende Harrison Ford wird morgen 80
Frankfurt -Zerfurchtes Gesicht, schmale Augen und ein skeptischer Blick, der sich zu einem anrührend schiefen Lächeln wandeln kann: Harrison Ford, Star aus Filmen wie "Indiana Jones" und "Star Wars", ist schon heute eine Hollywood-Legende. Das Altern sieht er gelassen: "Je älter man ist, desto mehr Fehler hat man gemacht, aus denen man lernen kann", sagte er einmal. Am 13. Juli wird der Schauspieler 80. Und steht weiter vor der Kamera, mit hohem körperlichem Einsatz.
Bald wird man ihn zum fünften Mal als kauzigen Wissenschaftler Indiana Jones im Kino sehen. Der Start wurde wegen Corona mehrfach verschoben. 2023 ist anvisiert. Aktuell spielt Ford in der Comedy-Serie "Shrinking" bei Apple TV+ einen an Parkinson erkrankten Verhaltenstherapeuten.
Vor zwei Jahren kämpfte er sich mit silberweißen Haaren und Vollbart in der Jack-London-Adaption "Ruf der Wildnis" als Abenteurer John Thornton mit seinem Hund Buck durchs wilde Alaska. Der Bernhardiner-Mischling war komplett computergeneriert. Auf die Frage, wie es denn sei, mit einem Computerprodukt zu agieren, sagte Ford: "Beim Film ist letztlich fast alles eine Illusion, man verkleidet sich und tut, als ob. Diese kindliche Seite weiß ich durchaus zu schätzen."
Ford kommt 1942 in Chicago in einer Künstlerfamilie zur Welt, der Vater ist Schauspieler, die Mutter Radiosprecherin. Mit Mitte 20 versucht er sich in Hollywood in Westernserien wie "Die Leute von der Shiloh-Ranch". Den Durchbruch bringt 1973 "American Graffiti".
Weltweit bekannt wird er 1977 als Han Solo in "Star Wars". Regisseur George Lucas setzt Ford auch in den Sequels "Das Imperium schlägt zurück" (1980) und "Die Rückkehr der Jedi-Ritter" (1983) ein. 2015 weckt er bei den Kinofans nostalgische Gefühle, als er in "Star Wars - Das Erwachen der Macht" erneut als Han Solo zu sehen ist. Ergraut und durchtrainiert kämpft er sich mit seinem alten Kumpel Chewbacca durch galaktische Abenteuer.
Als Indiana Jones ist Harrison Ford erstmals 1981 in Steven Spielbergs "Jäger des verlorenen Schatzes" zu sehen. Er spielt einen Archäologen, der clever und waghalsig ist, ein wenig professoral wirkt - und haarsträubend gefährliche Situationen meistern muss. Die Vintage-Lederjacke und der Hut mit geschwungener Krempe sind heute im Museum der Smithsonian Institution in Washington zu bewundern. Ford erweist sich als ideale Verkörperung des Indiana Jones, auch in den Folgefilmen "Indiana Jones und der Tempel des Todes" (1984), "Indiana Jones und der letzte Kreuzzug" (1989) und "Indiana Jones und das Königreich des Kristallschädels" (2008).
Der Schauspieler erprobt sich gern in neuen Rollen, etwa als verantwortungsbewusster Mann, der im Augenblick der Gefahr ungeahnte Kräfte aufbringt, um sich selbst oder andere zu retten - und oft von selbstquälerischem Zweifel geplagt, wie in "Der einzige Zeuge" (1985). Als Police-Detective versucht er in der abgeschotteten Gemeinschaft der Amish-People einen kleinen Jungen vor Mördern von "draußen" zu schützen. Die Leistung in diesem Film, in dem auch die melancholische Liebesgeschichte zwischen Ford und Kelly McGillis beeindruckt, wird mit einer Oscarnominierung belohnt.
In Roman Polanskis Thriller "Frantic" (1988) beeindruckt er als Arzt auf verzweifelter Suche nach seinre entführten Frau. In "Mosquito Coast" (1986) bezahlt er seinen Einsatz mit dem Leben. Eine negative Variante dieses Kämpfertyps liefert Ford in "Schatten der Wahrheit" (2000) von Robert Zemeckis. Hier ist er ein klug berechnender, hochintelligenter Mann, der über Leichen geht.
Berühmt sind auch die Rollen, die Ford ablehnte, darunter die des Oskar Schindler in Steven Spielbergs "Schindlers Liste". Seine Begründung damals: Jeder würde nur den Star Ford sehen und nicht den Mann, den er verkörpert.
Seit Jahren engagiert sich Harrison Ford für den Umweltschutz. Für seinen Einsatz wurde er mit der Benennung einer kalifornischen Spinne, der Calponia harrisonfordi, und einer mittelamerikanischen Ameise, der Pheidole harrisonfordi, geehrt. "Ich kämpfe schon lange für die Natur, für ihren Schutz und Erhalt. Es gibt kein größeres Geschenk als all den Überfluss, den sie uns gewährt", sagte er einmal.
Der Privatmann Ford gilt als zurückhaltend. Der Hype um Social Media ist ihm ein Gräuel. Es sei absurd, davon besessen zu sein, wie viele "Likes" oder "Follower" man habe, erklärte der Vater von vier Kindern aus seinen ersten beiden Ehen einmal in einem Interview. Mit seiner dritten Frau, der Schauspielerin Calista Flockhart ("Ally McBeal"), lebt er auf einer Ranch in Jackson Hole, Wyoming. Hier fühlt er sich der Natur nah, hier hat er auch das Fliegen als Hobby entdeckt.