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Durch Höhen und Tiefen zum Wunschkind

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Von: Katrin Hanitsch

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_9783550201653_cover_150_4c © Red

Manche Paare wünschen sich Kinder und können sich diesen Wunsch problemlos erfüllen. Andere Paare haben keinen Kinderwunsch, bekommen aber trotzdem eines. Und dann gibt es noch zwei Sorten Paare, die keine Kinder haben - die einen sind glücklich damit, die anderen todunglücklich. Zu letzterer Gruppe gehört Kathi, Mitte 30, Doktorandin und Protagonistin in Lea Streisands drittem Roman »Hätt ich ein Kind«.

Kathi kann keine Kinder bekommen, obwohl das ihr sehnlichster Wunsch ist. Die Diagnose stellt ihren Lebensentwurf auf den Kopf, denn darin waren Kinder immer ein fester Bestandteil. Doch damit will sie sich nicht abfinden. Nach der ersten Trauer beschließen Kathi und ihr Lebensgefährte David, sich um eine Adoption zu bewerben.

Viele Themen angerissen

Wie schwierig und nervenaufreibend das werden wird, ahnen sie zunächst nicht, doch es wird ihnen schnell klar. Sie müssen sich verbiegen, um dem Jugendamt die passenden Antworten zu liefern, heiraten nur, weil sie dann bessere Chancen auf ein Baby haben. Und wieder sind sie regelmäßig mit der Enttäuschung konfrontiert: Es hat schon wieder nicht geklappt. Als dann auch noch Kathis beste Freundin Effi schwanger wird, fühlt sie sich verraten und ihr Kinderwunsch wird immer dringlicher.

»Hätt ich ein Kind« reißt viele Themen an, die mit dem Elternwerden und Elternsein zusammenhängen: Welche Erwartungen hat die Gesellschaft an eine Frau und an eine Mutter, welche hat man selbst? Wie wird sich das eigene Leben verändern, wenn das Kind erst mal da ist? Und natürlich wollen Kathi und Effi keine von diesen »Latte-Macchiato-Müttern« werden, zu denen ihre Freundinnen mutiert sind. Doch all das bleibt - wie auch die gesamte Lawine der Kinderwunschgefühle zwischen Hoffnung, Trauer und Verzweiflung - recht oberflächlich.

Wer einen leicht zu lesenden Roman sucht, der kann an »Hätt ich ein Kind« Gefallen finden. Wer allerdings darauf hofft, in Kathi eine Verbündete zu finden, jemanden, bei dem man sich mit seinen tiefsten Wünschen und schmerzhaftesten Gefühlen verstanden fühlt, der wird wohl enttäuscht werden. Denn am Ende ist das Buch mit all seinen glücklichen Fügungen selbst eine der Geschichten, von denen Kathi eigentlich keine mehr hören möchte, eine, in der am Ende alles gut wird. Denn das wird es eben nicht immer. kan

Lea Streisand: Hätt ich ein Kind. Ullstein Verlag, 224 Seiten, 19,99 Euro, ISBN 9783550201653

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