Düsterer Thriller um Manipulation

Zehn Jahre in die Zukunft führt der Thriller »Mind Gap« von Anne Freytag. Im Mittelpunkt der Geschichte stehen die seltsamen Erlebnisse der Journalistin Silvie. Ihr Bruder, der als Soldat gestorben sein soll, nimmt plötzlich Verbindung mit ihr auf. Aber noch bevor sie ihn treffen kann, ist er tatsächlich tot. Vorher soll er zwei Menschen getötet haben, darunter einen Politiker mit Aussichten auf das Kanzleramt.
Die Journalistin versucht, die Wahrheit herauszufinden. Dabei stößt sie immer wieder auf neu entwickelte Mikrochips, die, in das Gehirn von traumatisierten Soldaten implantiert, diesen über ihre psychischen Probleme hinweghelfen sollen. Diese Chips werden auch öffentlich beworben. Es könnte sein, dass die Verantwortlichen diese Möglichkeiten nutzen, um ihre Macht zu missbrauchen.
Von der ersten Seite des Romans an herrscht ein Gefühl der Bedrohung vor. Dieses ist umso intensiver, als die Bedrohung namenlos erscheint. Seltsame Dinge geschehen, für die es keine Erklärungen und Verantwortlichen zu geben scheint. Viele kurze Kapitel mit wechselnden Figuren, Perspektiven und Schauplätzen sorgen zusätzlich dafür, dass die Leser die Verunsicherung der Figuren nachvollziehen und sich nie über die tatsächlichen Zusammenhänge sicher sein können.
Freytag hat in »Mind Gap« eine beängstigende, aber nicht grundsätzlich von der Hand zu weisende Zukunftsvision geschrieben. Die Handlung regt zum Nachdenken an. Die Figuren aber sind nicht so detailliert dargestellt, dass man sich leicht mit ihnen identifizieren könnte. dpa
Anne Freytag: Mind Gap. dtv Verlagsgesellschaft, München, 384 Seiten, 16,95 Euro, ISBN 978-3-423-26337-5