1. Gießener Allgemeine
  2. Kultur

documenta: "Wir wollen nicht den Zensor spielen"

Erstellt: Aktualisiert:

Kommentare

Frankfurt/Kassel -Meron Mendel, Leiter der Bildungsstätte Anne Frank, hat angesichts des Antisemitismus-Skandals um die documenta fifteen in Kassel davor gewarnt, die gesamte Schau unter Generalverdacht zu stellen. "Jetzt 1500 Künstler als Antisemiten darzustellen, das ist grob falsch", sagte er am Montag. Ein als antisemitisch eingestuftes Kunstwerk des indonesischen Kollektivs Taring Padi war nach wenigen Tagen auf der documenta abgebaut worden.

Nun sollen alle weiteren Werke mithilfe externer Experten, darunter auch Mendel, auf antisemitische Inhalte geprüft werden.

Den Zeitpunkt dieser Prüfung bezeichnete Mendel als "natürlich komplett falsch". Dieser Prozess sei in der Zeit der Vorbereitung notwendig gewesen, was offensichtlich nicht passiert sei. "Das ist meine Haltung, konstruktiv sein und im Interesse von allen Beteiligten diese documenta noch retten."

Im schlimmsten Fall könnten Werke entfernt oder auch Künstler ausgeladen werden, erläuterte er und unterstrich: "Wir wollen nicht den Zensor spielen, sondern versuchen, die verschiedenen Perspektiven in Betracht zu ziehen und mit den Künstlern zu sprechen. Und im besten Fall einvernehmlich eine Lösung finden."

Einen Abbruch der documenta hält Mendel nicht für sinnvoll, aber auch nicht für ausgeschlossen. "Das wäre vermutlich nicht im Interesse des Zentralrats der Juden, nicht im Interesse des Publikums, der Künstler. Aber wer weiß, was noch geschieht." Die Situation sei sehr toxisch und explosiv. dpa

Auch interessant

Kommentare