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Die Kinder aus dem Meer

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Von: Maren Bonacker

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_9783551555199_140522_4c © Red

Oscar ist nicht so begeistert von der Idee, mit seinen Eltern ganze vier Wochen lang im Mittelmeer zu segeln. Keine Freunde, keine Möglichkeit, andere Kinder kennenzulernen, kein Handy, weil’s ja auch mal ohne gehen soll - die große Ödnis liegt vor Oscar. Grässlich!

Doch die Stimmung ändert sich schnell, als Hund Lucy etwas wittert und wenig später ein Rettungsring zu sehen ist, mit dem sich zwei dunkelhäutige Kinder mit letzter Kraft über Wasser halten. Oscars Papa springt ohne zu zögern ins Wasser und fischt die beiden heraus, doch damit ändert sich nun der ganze Urlaub: In Griechenland dürfen sie nicht mehr an Land, gelten als Menschenschmuggler und werden sogar mit Gefängnisstrafe bedroht. In Italien ist es etwas besser, aber es fühlt sich auch dort niemand für die Kinder verantwortlich.

Viel Zeit vergeht mit dem Versuch, eine Behörde zu finden, die für die Kinder zuständig ist. Erst in Mallorca besteht die Möglichkeit, die Kinder an ein Lager zu übergeben. Doch da hat Oscar schon so lange mit den beiden Geschwistern auf engstem Raum zusammengelebt, dass er es sich nicht mehr vorstellen kann, sie einfach zurückzulassen. Und auch Oscars Eltern fühlen sich längst verantwortlich für die beiden, deren Mutter schon lange tot und deren Vater auf der Flucht gestorben ist.

Cornelia Franz schafft es, aus einem sorglosen Segeltörn eine politisch hochaktuelle Geschichte mit Tiefgang zu machen, die viele ethische Fragen aufwirft und in den Leserinnen und Lesern den Wunsch weckt, mehr über die Flüchtlinge im Mittelmeer, ihre Herkunftsländer und ihre Ankunft in Europa zu erfahren - und zu helfen! Eine absolute Leseempfehlung heute von eurer Maren

Cornelia Franz: Calypsos Irrfahrt. Hamburg: Carlsen, 2021. 142 Seiten. 12 Euro. Ab 10 Jahre.

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