Der Sandmann ist da...

Stellt euch vor, das Sandmännchen wäre gar nicht der freundliche kleine Kerl, den wir aus dem Fernsehen und den schönen Bilderbüchern kennen, sondern ein finsterer Geselle, der den Kindern Hände voll Sand ins Gesicht schleudert, bis ihnen die Augen blutig aus den Höhlen kullern, und der die Kinder entführt, um sie in seiner Mondschaukel gefangen zu halten.
DAS ist die Geschichte, die der kleine Nathanael von seiner Mutter erzählt bekommt, und die Angst, die sie in ihm auslöst, bleibt ein Leben lang in ihm verwurzelt. So kommt es, dass Nathanael Jahre später, als der undurchschaubare Anwalt Coppelius ins Leben der Familie tritt, sofort zu argwöhnen beginnt: Handelt es sich bei diesem Mann um denselben, der früher Nacht für Nacht das Arbeitszimmer von Nathanaels Vater besuchte, bis dieser bei einem Unfall ums Leben kam? Und was verbindet ihn mit der schönen Olimpia aus dem Haus gegenüber, in die Nathanael sich Hals über Kopf verliebt?
»Der Sandmann«, wie E. T. A. Hoffmann ihn urspünglich erzählt, war wahrhaftig eine ausgesprochen gruselige Geschichte, geschrieben in einer für uns altertümlich klingenden Sprache. Anna Kindermann hat den Text zu Hoffmanns 200. Todestag neu erzählt und etwas abgemildert, sodass schon Kinder sich voller Grusellust auf diese eindrucksvolle Geschichte einlassen können. Mit den freundlichen, leicht schrägen Illustrationen von Dorota Wünsch ist dieses großformatige Bilderbuch eine sehr besondere und empfehlenswerte Lektüre für Kinder ab acht. Maren
Anna Kindermann: Der Sandmann (nach E. T. A. Hoffmann). Bilder von Dorota Wünsch. Berlin: Kindermann Verlag, 2022. 44 Seiten. 18 Euro. Ab acht.