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Neuer Superman ist bisexuell: „Weiterer heterosexueller, weißer Retter wäre verpasste Gelegenheit“

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Von: Sonja Thomaser

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Erden-Superman Jon Kent und Reporter Jay Nakamura.
Erden-Superman Jon Kent und Reporter Jay Nakamura. (Screenshot) © DC-Comics

DC teilt mit, dass der Superman der Erde, Jon Kent, im neuen Comic bisexuell ist und eine Beziehung mit einem Mann hat. US-Konservative sehen darin die Zerstörung der USA.

Burbank – Superheldinnen und Superhelden brauchen Liebe, genau wie der Rest von uns. Und genau wie wir Menschen ohne Superkräfte, sollten sie diese Liebe so ausleben dürfen, wie sie es wollen. „Am 9. November nimmt das Leben von Jon Kent, Superman der Erde und Sohn des ehemaligen Superman Clark Kent und Reporterin Lois Lane, eine mutige neue Richtung“, teilte DC am Montag, passend zum internationalen Coming Out-Day am 11. Oktober, mit: „Der neue Superman der Erde ist bisexuell.“

Die Bisexualität Jon Kents ist für Comic-Autor Tom Taylor eine natürliche Entwicklung: „Die Vorstellung, Clark Kent durch einen weiteren heterosexuellen, weißen Retter zu ersetzen, fühlte sich wie eine verpasste Gelegenheit an“, sagte er gegenüber der New York Times. 

DC-Comicheld Superman: Durchdachte Darstellung von Bisexualität

In der fünften Ausgabe der Comic-Reihe „Superman: Son of Kal-El“ von Tom Taylor ( „Dark Knights of Steel“) und Künstler John Timms („Harley Quinn“), verliebt sich Jon Kent in einen Reporter. „Nachdem er sich zunächst mit dem Reporter Jay Nakamura angefreundet hat, werden er und Jon romantisch. Nach einer Szene, in der Superman geistig und körperlich ausbrennt, weil er versucht, alle zu retten, die er kann, ist Jay da, um sich um den Mann aus Stahl zu kümmern“, so DC in der Mitteilung.

Wir können uns den Burnout nicht vorstellen, der mit der Rettung der Welt einhergeht. Aber wir können uns vorstellen, dass es viel einfacher ist, damit umzugehen, wenn man Unterstützung und Liebe hat. Fans freuen sich auch über die Parallelen, da Superman wieder einmal eine Schwäche für einen Reporter hat. 

Aber vor allem ist es fantastisch, eine gut durchdachte Darstellung von Bisexualität zu sehen und erzählerisch von der Freundschaft zu Verliebten zu gehen ist hier genau der richtige Schritt. Denn queere Orientierungen* und insbesondere Bisexualität werden seit langem hypersexualisiert und als negativ promiskuitiv dargestellt. Daher ist es schön zu sehen, dass DC hier den Aspekt der Freundschaft hervorgehoben hat. Vor allem, weil tiefe Freundschaft ein wesentlicher Aspekt vieler queerer Beziehungen ist.

Empörung über DC und Superman in den USA: „Sie versuchen buchstäblich, Amerika zu zerstören“

Warum diese Repräsentation durch einen der mächtigsten Superhelden des DC-Universums so wichtig ist, zeigen insbesondere die Reaktionen in den USA*, wo sich einige hochrangige Politiker entsetzt und wütend über das Coming-Out* vom Erden-Superman zeigen und sich öffentlich homophob und diskriminierend äußern.

Josh Mandel, ein Republikaner der für einen Sitz im US-Senat in Ohio kandidiert, sieht in der Entscheidung von DC natürlich sofort die Zerstörung des Landes: „Bisexuelle Comics für Kinder. Sie versuchen buchstäblich, Amerika zu zerstören“, twitterte er. Josh Barnett aus Arizona, ein GOP-Kandidat für das US-Repräsentantenhaus, fragte: „Warum muss Hollywood alles ruinieren?“ mit einem Superman-Hashtag. Bei Fox News ging die Empörung weiter. „Warum sexualisieren sie Superhelden?“ fragte Raymond Arroyo, ein häufiger Gast in Laura Ingrahams Show. „Wir wollten nur, dass sie die Bösen fangen, keine Geschlechtskrankheit“, und unterstreicht damit wieder einmal das abwertende Narrativ der Hypersexualisierung queerer Charaktere.

Queere Charaktere im DC-Universum (Auswahl)
Green Lantern [Earth 2] (Alan Scott)homosexuell
Catwoman (Selina Kyle)bisexuell
Porcelain (Kani/Kevin)nicht-binär
Poison Ivy (Pamela Isley)bisexuell
Harley Quinn (Dr. Harleen Quinzel)bisexuell
Aqualad (Jackson Hyde)homosexuell
Alysia Yeoh (eines der Batgirls)transgender
Quelle: https://dc.fandom.com/wiki/LGBT

Superman ist bisexuell – Die Macht des DC-Universums

Autor Tom Taylor freut sich über die neue Entwicklung von Superman: „Ich habe immer gesagt, dass jeder Helden braucht und jeder es verdient, sich in seinem Helden zu sehen, und ich bin DC und Warner Bros. sehr dankbar, dass sie diese Idee teilen.“ Taylor sieht eine weitreichende Bedeutung in dieser Entscheidung: „Supermans Symbol steht seit jeher für Hoffnung, Wahrheit und Gerechtigkeit. Heute steht dieses Symbol für etwas mehr. Heute können sich mehr Menschen im mächtigsten Superhelden in Comics sehen.“

Künstler John Timms fügt hinzu: „Ich fühle mich unglaublich geehrt, neben Tom an der ‚Superman: Son of Kal-El‘-Serie zu arbeiten, die Jon Kent zeigt, wie er sein komplexes modernes Leben in Angriff nimmt und gleichzeitig die Welt vor ihren größten Bedrohungen, Schurken und Bedrohungen rettet*.“

DC Chief Creative Officer und Publisher Jim Lee betont: „Wir könnten nicht stolzer sein, diese wichtige Geschichte von Tom Taylor und John Timms zu erzählen. Wir sprechen in unserem Storytelling viel über die Macht des DC-Multiversums und dies ist ein weiteres unglaubliches Beispiel.“ (Sonja Thomaser) *fr.de ist ein Angebot von IPPEN.MEDIA.

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