Beharren auf Solidarität und Teilhabe
Kassel -Das Kollektiv Ruangrupa und das fünfköpfige Künstlerische Team der documenta beschrieben auf einer Pressekonferenz ihre Vorgehensweise, wie die Weltkunstschau Beziehungen schaffen und Wirkungen bis weit über die eigentliche Ausstellung hinaus entfalten soll. Die meisten Journalisten dürften aber vor allem der prägnanten Einführung von Generaldirektorin Sabine Schormann aufmerksam zugehört haben.
Sie ging auf die Antisemitismus-Vorwürfe im Vorfeld mit nur einem Satz ein: Die Debatte gehe von Anfang an "am Kern des Konzepts vorbei". Schormann skizzierte die Praxis des gemeinschaftlichen Teilens - mit der Metapher der Reisscheune (Lumbung) - und die Entstehung der d15 als einen nie abgeschlossenen, vielfältigen und ergebnisoffenen Prozess, der Verbundenheit und Vertrauen schaffe. Ruangrupa stehe dem Gedanken des Genies, dem westlichen Kunstmarkt und Institutionen überhaupt skeptisch gegenüber.
Im Aufbrechen dieser Strukturen "zeigt sich die Radikalität, von hier aus erschließt sich die documenta fifteen", sagte Schormann. In allen Aspekten, von der Einladung an die Künstler bis zur Infrastruktur, von der Verpflegung bis zur Barrierefreiheit, soll der Nachhaltigkeits- und Solidargedanke immer mitgedacht werden. Es zählten Solidarität, Teilhabe und Gemeinwohlorientierung statt Individualität, Profitgier und Machtstreben.
Im Mittelpunkt stünden nicht Kunstwerke, erläuterte Direktorin Schormann, sondern kollektives Arbeiten. vbs