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"Als Komiker wird man geboren"

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Christian Clavier als Claude Verneuil mit Chantal Lauby als Marie im neuen "Monsieur-Claude"-Film. © Neue Visionen

INTERVIEW Christian Clavier über "Monsieur Claude und sein großes Fest"

Paris -An der Seite von Jean Reno erlebte der Franzose Christian Clavier (70) vor dreißig Jahren seinen Durchbruch mit dem Kassenschlager "Die Besucher", gefolgt von der nicht minder erfolgreichen Fortsetzung "Die Zeitritter". Als leibhaftiger Asterix war Clavier gleich zweifach auf der Leinwand zu erleben, den Kumpel Obelix verkörperte dabei Gérard Depardieu. In der Serie "Napoleon" spielte er die Titelrolle. Zum Comedy-Coup mit Millionen-Publikum geriet 2014 "Monsieur Claude und seine Töchter". Der Fortsetzung folgt in den Kinos nun der dritte Streich.

Monsieur Clavier, diesmal spricht Ihr Monsieur Claude sogar deutsch. Wie ist Ihre Sicht auf das Nachbarland?

Ich habe eine sehr gute Meinung über Deutschland. Mit 17 Jahren bin zum ersten Mal hierher gekommen, um im Schwarzwald zu arbeiten. Später drehte ich etliche meiner Filme hier, unter anderem den ersten "Asterix" mit Gérard Depardieu in den Bavaria Studios von München. Auch mein Stiefsohn lebt in Berlin. Ich fühle mich als echter Europäer, ganz im Unterschied zu Monsieur Claude, der nur das Klischee eines Deutschen im Kopf hat.

Sie gelten als Komiker. Kann man das auf der Schauspielschule lernen?

Man muss tatsächlich schon als Komiker geboren werden, das ist das Ungerechte an diesem Beruf. Entweder man besitzt diese Gabe oder man hat sie eben nicht. Lernen lässt sich das leider nicht.

Sie haben schon Napoleon gespielt, trotzdem will jeder nur Komödien mit Ihnen machen. Hätten Sie nicht Lust, zur Abwechslung mal einen Serienkiller zu geben?

Ich bin mit den Rollenangeboten meiner Karriere überhaupt nicht unzufrieden. Den Napoleon habe ich damals gerne gespielt, auch einen Mörder zu verkörpern, könnte ich mir spannend vorstellen. Aber das hat sich einfach nicht ergeben. Damit kann ich aber gut leben. Ich bringe die Menschen gerne zum Lachen.

Die beiden "Claude"-Filme haben ein Millionen in die Kinos gelockt. Wie groß ist der Erwartungsdruck bei einem dritten Streich?

Das gibt es für mich ganz und gar nicht. Ich habe schon lange damit aufgehört, mich selbst unter Druck zu setzen. Die Filme spielen an der Kasse das ein, was sie eben einspielen und fertig.

Man hat den Eindruck, der dritte Teil wäre weniger politisch als die beiden Vorgänger. Hat sich Monsieur Claude verändert?

Nein, Monsieur Claude hat sich nicht verändert, er ist nach wie vor genervt von seinen Schwiegersöhnen. Noch mehr genervt ist er diesmal von den ganzen Schwiegereltern, die aufkreuzen. Gerade das macht ihn ja so unglaublich komisch. Würde er sich verändern, wäre er nicht mehr komisch.

Der Familienzuwachs ist enorm. Wie behält man bei so einem großen Ensemble noch den Überblick?

Das ist ganz einfach: Das Ensemble muss meinen Anordnungen immer sofort folgen! (Lacht)

Was ist für Sie die wichtigste Qualität eines Schauspielers?

Man darf nicht sehen, dass er spielt!

Wie kommen Sie mit dem Ruhm zurecht?

Für mich war das ein Grund, mich in den letzten Jahren immer öfter aus Frankreich zu verabschieden, um an anderen Orten zu leben. Ich möchte ein möglichst normales Leben führen. Und das wäre in meinem alten Viertel nicht möglich. Ich kann dort nicht im Café sitzen.

Wie sieht die Zukunft aus von "Monsieur Claude"? Wird er in Serie gehen?

Das weiß nur Autor und Regisseur Philippe de Chauveron. Ich habe das Gefühl, dass die Geschichte mit dem dritten Teil zu Ende ist - aber man weiß ja nie!

Würden Sie mit Ihren Monsieur Claude gerne einmal ein Bier trinken. Oder finden Sie ihn doch ein bisschen zu nervig?

Es wäre mir ein Vergnügen mit Monsieur Claude ein Bier zu trinken. Ich finde diesen Typen einfach amüsant!

Interview: Dieter Oßwald

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