Zwei Wochen Ferienbetreuung

Eine hohe Inzidenz und die Schwierigkeit, während der Corona-Krise Kontakte mit den Vereinen zu knüpfen: Mit nachvollziehbaren Gründen hat die Jugendpflegerin der Stadt Linden nur eine statt zwei betreute Ferienwochen in diesem Sommer vorgeschlagen. Nach deutlichem Widerspruch der Fraktionen aber reagiert sie.
Aller Voraussicht nach wird es in diesem Sommer in Linden zwei Wochen Ferienbetreuung in den ersten beiden Augustwochen geben. »Wir suchen noch Betreuer«, erklärt die Jugendpflegerin der Stadt, Alexandra Agel. Die Planung einer zweiten betreuten Woche sei aufgenommen worden, ein vorläufiges Programm werde derzeit erarbeitet.
Vor wenigen Wochen noch hatte sich die Jugendpflegerin vor dem Hintergrund der Pandemie für nur eine Woche Ferienbetreuung ausgesprochen. Nachdem sämtliche Fraktionen im Haupt- und Finanzausschuss einstimmig gegen Agels Empfehlung votiert und für zwei Wochen plädiert hatten, reagiert die Jugendpflegerin auf auf das Veto.
Die Fraktionen dürften somit in diesem Zusammenhang am 22. März im Stadtparlament eine Erhöhung des Haushaltspostens im Bereich der Jugendförderung um 13 000 Euro beschließen. Die SPD hatte dies beantragt.
Zu dem Vorschlag, zwei Wochen Ferienbetreuung durchzuführen, hatte Agel anfangs erklärt, dass die Corona-Lage weiterhin für Ungewissheit sorge, zumal auch viele Kinder und Jugendliche betroffen sind. Agel ergänzte, dass sie in den zwei Jahren ihrer Amtszeit, die maßgeblich von der Pandemie geprägt waren, kein Netzwerk an Helfern habe aufbauen können. »Leider konnte unter meiner Federführung noch keine betreute Woche durchgeführt werden«, erklärte sie.. »Auch um hier die Qualität zu sichern, ist es zielführender, zunächst eine betreute Woche durchzuführen und hierbei Erfahrungen zu sammeln.«
Mit dieser Erklärung hatte die Jugendpflegerin vor einem Monat Widerspruch geerntet. »Das ist nicht akzeptabel«, sagte Gudrun Lang, die SPD-Fraktionsvorsitzende. Kinder hätten unter der Pandemie gelitten, psychische Auffälligkeiten nähmen zu. »Es sollte doch gelingen, zwei Wochen Ferienbetreuung zu organisieren.«
Thomas Altenheimer, der CDU-Fraktionsvorsitzende, ordnete die anfängliche Erklärung Agels als »sehr von Vorsicht geprägt« ein. Familien sehnen sich wieder nach dem normalen Leben, sagte Altenheimer. »Und Ehrenamtliche lechzen danach, sich wieder betätigen zu können.«
Ziel müsse sein, berufstätigen Eltern mit zwei ganztägigen Betreuungswochen »eine wichtige Entlastung« zu garantieren, heißt es im Antrag der SPD. Eltern, ohnehin durch die Pandemie belastet, stünden vor der Schwierigkeit, Kinderbetreuung, Arbeit und begrenzte Urlaubstage zu vereinbaren. Es gehe darum, zumindest für zwei Wochen Eltern »die Sorge der Betreuung zu nehmen«.
In der Vergangenheit habe die Stadt zwei Wochen Ferienbetreuung abgelehnt, weil es personell nicht leistbar gewesen sei. Nun aber beschäftige Linden sei zwei Jahren eine Jugendpflegerin, »die über die notwendige Kompetenz verfügt, dies für die Stadt zu organisieren«. Bürgermeister Jörg König (CDU) sowie auch die Jugendbeauftragte Franziska Schaffer (FW) hatten Agel in Schutz genommen. Diese sei »sehr engagiert«, sagte König, sie leiste »hervorragende Arbeit«.
Agel wies darauf hin, dass die Pandemie ihre Arbeit beeinträchtigt habe. Wenige Wochen nach dem Antritt ihrer Tätigkeit begann die Corona-Pandemie. Die Stelle basiere stark auf Kooperationen und dem Aufbau von Netzwerken. Das Wegfallen städtischer Feste, Feiern, Vereinsaktivitäten und des allgemeinen Betriebs der Jugendräume habe den Aufbau von Kontakten und Angeboten behindert.
Dass die Jugendpflegerin nun doch die Planung einer zweiten Woche Ferienbetreuung aufgenommen hat, stieß bei den Fraktionen auf Zuspruch.
Agel berichtete, dass in der ersten Augustwoche eine gemeinsame Ferienbetreuung mit der Stadt Pohlheim geplant sei. Daran sollen je 25 Kinder zwischen sechs und zwölf Jahren pro Kommune teilnehmen können. Die Zusammenlegung solle dazu dienen, aktuelle Lücken bei den personellen Ressourcen zu decken, und solle eventuell zu Kooperationen in weiteren Sommerferien führen.