Zu viele offene Fragen

Am Montag sollte das Bauprojekt »Am Bahnhof« in Großen-Linden einen großen Schritt nach vorne gebracht und eine Beschlussempfehlung zu einem städtebaulichen Vertrag gefasst werden. Doch bei den Fraktionen gibt es noch viele Fragen und Änderungswünsche..
Bürgermeister Jörg König gab sich am Montagabend zuversichtlich: »Ich denke es wird heute schnell gehen. Bis halb neun sind wir hier durch.« Mit dieser Einschätzung lag er jedoch daneben. Bei einer gemeinsamen Sitzung des Ausschusses für Bau, Planung und Umwelt und des Haupt- und Finanzausschuss standen die Erstellung eines Bebauungsplans und der Abschluss eines städtebaulichen Vertrags zum umstrittenen Bauprojekt »Am Bahnhof« zur Beratung an.
100 bis 130 Wohnungen könnten auf dem Grundstück zwischen Sudetenstraße und den Bahngleisen entstehen. Damit soll der stärkeren Nachfrage von kleinen Wohnungen begegnet werden. Vor allem Anwohner sehen das Bauprojekt kritisch. Die Bürgerinitiative »Grüne Sudetenstraße« bezeichnet es als überdimensioniert.
Anders sieht das Planer Holger Fischer vom Planungsbüro Fischer: »Die Lage für dieses Projekt ist ideal. Der Bahnhof liegt unmittelbar daneben, die Erschließung kann über vorhandene Straßen erfolgen, es wird eine innerörtliche Brachfläche überbaut und der Wohnungsbedarf ist vorhanden.« Man habe Alternativen geprüft - sämtliche hätten jedoch Probleme aufgeworfen, erklärte Fischer. »Eine Erweiterung des Baugebiets nördlich Breiter Weg wäre nur durch das Überbauen landwirtschaftlicher Flächen möglich. Diese sollten erhalten bleiben. Daneben gibt es auch noch 60 Baulücken in den Stadtteilen, doch die Stadt kann diese nicht in ihren Besitz bringen«, erklärte der Planer.
Bedenken gegen die Planungen bestehen vor allem seitens der Fraktion der Grünen. Sie gaben unter anderem zu bedenken, dass es im Zuge eines möglichen dreigleisigen Ausbaus der Bahnstrecke zu Problemen kommen könnte.
Doch ob der dreigleisige Ausbau in absehbarer Zeit erfolgen wird, ist fraglich: »Als 2020 der Bahndamm saniert wurde, sollte er ursprünglich auf drei Gleise ausgelegt werden. Aber die Bahn hat davon abgesehen«, sagte Bürgermeister Jörg König. »Das zeigt schon, dass die Deutsche Bahn aktuell keine Ausbaupläne in dieser Richtung hat.«
Beide Ausschüsse stimmten schließlich für die Aufstellung des Bebauungsplans: Sowohl im Hauptausschuss wie auch im Bauausschuss gab es lediglich zwei Gegenstimmen der Grünen-Fraktion sowie eine Enthaltung. Damit erhielten sowohl die Änderung des Flächennutzungsplans als auch der Entwurf des Bebauungsplans die mehrheitliche Beschlussempfehlung der Ausschüsse.
Keine Einigung erfolgte zum städtebaulichen Vertrag. Der Vertrag wurde über die vergangenen Monate durch Vertreter der Stadt und des Investors ausgearbeitet. Doch in der Ausschusssitzung zeigte sich, dass noch viele Fragen seitens der Gremienmitglieder zu dem Vertragswerk bestehen und eine Vielzahl von Änderungen gewünscht sind. So wünscht Merit Uludag (Linke), eine Festlegung der Wohnungsgrößen, sodass auch Wohnungen für Familien in den Gebäuden entstehen. Zudem sollen einige der Wohnungen als sozialer Wohnraum ausgelegt werden. Für die Investoren zumindest in einem Punkt eine rote Linie: »Eine Vorgabe der Wohnungsgrößen ist mit uns nicht verhandelbar«, erklärte Investor Daniel Beitlich.
Da sich zum Sitzungsende um 23 Uhr immer noch keine Einigung in Sachen städtebaulicher Vertrag abzeichnete, soll eine Beschlussempfehlung nun in der kommenden Woche abgegeben werden.