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Ziel: Sicherheitsgefühl stärken

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Von: Stefan Schaal

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Auf die Frage unter Senioren, wo sie sich unsicher fühlen, war der Bahnhof mit Abstand die meistgegebene Antwort. ARCHIVFOTO: NO © Norbert Schmidt

Dunkle Ecken in den Abendstunden, fehlender Blickkontakt in den Ort durch neue Lärmschutzwände: Viele Senioren in Langgöns haben in einer Umfrage geäußert, dass sie sich am Bahnhof unsicher und unwohl fühlen. Diesen Sommer will die Gemeinde daher erste Maßnahmen ergreifen, um die Situation zu verbessern.

Die Gemeinde Langgöns will in diesem Sommer Anstrengungen unternehmen, um das Sicherheitsgefühl am Bahnhof für Reisende und Passanten zu stärken.

Man wolle das Programm »Kompass« des hessischen Innenministeriums, das in Langgöns in der zweiten Jahreshälfte anläuft, insbesondere im Bereich des Bahnhofs anwenden, sagte Bürgermeister Marius Reusch am Montag im Sozialausschuss. Möglich sei beispielsweise eine bessere Ausleuchtung der von Büschen und Sträuchern gesäumten Wege zu den Gleisen. »Wirklich lösen können wir das Thema der Sicherheit allerdings erst, wenn wir auch das Umfeld, das Gelände rund um den Bahnhof aufwerten«, ergänzte Reusch.

Eine Option sei auch eine Verstärkung der Polizeipräsenz am Bahnhof. Ohnehin sei abends immer wieder der Langgönser Ordnungspolizist vor Ort. Der Bahnhof sei ein Standort, »der wahrgenommen wird«, versicherte der Bürgermeister.

Im Februar und im März dieses Jahres war die Polizeipräsenz am Bahnhof zeitweise verstärkt worden, weil sich dort an drei Donnerstagen Gegner der Corona-Maßnahmen zu Spaziergängen getroffen hatten.

Mehr Polizeipräsenz habe auch eine Schattenseite, merkte Reusch indes an. In dem Moment, in dem man verstärkt Polizei sehe, nehme so mancher den Ort als nicht sicher, eben als schutzbedürftig wahr. »Weil man den Eindruck gewinnt, dass dort etwas in Gang sein muss.« Dies sei eine Erkenntnis aus der Kriminallogistik. Und so könne kurioserweise auch die Anwesenheit von Polizeibeamten zu einem verstärkten Unsicherheitsgefühl beitragen. »Das ist ein Sicherheitsparadoxon.«

Reusch betonte, dass der Bahnhof keineswegs ein auffälliger Ort sei, was Straftaten angeht. Sicher komme es dort hin und wieder zu Zwischenfällen und Familienstreitigkeiten. Ein Brennpunkt sei der Bahnhof aber nicht. Es gehe um eine subjektive Wahrnehmung. Durch den »nicht so schönen Charakter« des Bahnhofsgebäudes und des Umfelds sei das Areal »keine gute Visitenkarte« für die Gemeinde und erzeuge daher vor allem abends bei vielen Menschen »ein Unsicherheitsgefühl«. Dazu tragen auch die vor drei Jahren aufgestellten Lärmschutzwände bei, die von den Bahnsteigen aus den Blick in den Ort versperren.

Gestützt wird das Vorhaben, am Bahnhof etwas zu unternehmen, durch eine im vergangenen Jahr veröffentlichte Umfrage unter Senioren in Langgöns durch Studenten der Hochschule für Polizei und Verwaltung. Auf die Frage, wo in der Gemeinde sie sich unsicher fühlen, war der Bahnhof mit weitem Abstand die meistgegebene Antwort. An der Umfrage hatten 216 Langgönser teilgenommen, die 60 Jahre oder älter sind. 77 von ihnen erklärten, dass sie sich am Bahnhof unwohl fühlen.

Dass der Langgönser Bahnhof kein gefährlicher Ort ist, untermauerte Jenny Wagner von der CDU-Fraktion. »Ich komme ja aus Berlin«, fügte sie lachend hinzu. Auch im Vergleich mit Gießen sei der Standort »nicht prädestiniert, dass da etwas passiert«. Verständnis für das Gefühl von Unsicherheit angesichts langer und blickdichter Abschnitte äußerten Isabell Dern von den Grünen und Gerald Dörr von der SPD-Fraktion. Das Aufstellen von Sicherheitskameras könne sinnvoll sein, sagte Dern. »Die Frage ist, wer die Kameras auswertet«, antwortete Reusch. Die Polizei setze derartige Kameras eher ein, wenn es zuvor mehrere Vorfälle gegeben habe. Dies sei beim Langgönser Bahnhof ja nicht der Fall. Über Ideen, die Lage im Rahmen des »Kompass«-Programms zu verbessern, werde sich die Gemeinde weiter Gedanken machen.

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