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»Wirrer naut« - oder die Leiden der Grimmicher ob der wieder entgangenen Volksfest-Freuden

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Von: Thomas Brückner

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_1KREISGIESSEN45-B_16194_4c © Red

Ein Blick in Grünbergs Gassen, in denen seit Kurzem wieder die blau-weiß-roten Wimpel im Herbstwind flattern, verrät es: »Es wär wirrer Gallmärt.« Die Gründe für den mundsprachlichen Konjunktiv sind bekannt: Wegen Corona fällt der Gallusmarkt aufs Neue flach.

Dass das Volksfest in diesen Tagen Fahrt aufnehmen würde, dazu genügt dem Grimmicher schon der flüchtige Blick auf den Kalender. Seit Langem schließlich steigt am zweiten Samstag im Oktober der Bockbierabend mit Live-Musik und Party-Alarm bis zum frühen Morgen.

Apropos: Als weiterer Hinweis auf den Beginn von Grünbergs besonderer »Jahreszeit« sei der Spielplan der Fußballer erwähnt: Aus Rücksicht auf die jungen Sportsfreunde ist das Spiel der FSG Grünberg-Lehnheim-Stangenrod wieder vom Sonntag auf den heutigen Samstag vorgezogen worden. Gut, die Begründung ist entfallen, aber sei’s drum, vielleicht gönnt man sich nach einem starken Auftritt ein Bier mit passender Prozentzahl.

Erwähnt werden muss, dass wenigstens die 50. Auflage der Oberhessischen Kunstausstellung stattfindet. Wenn auch in abgespeckter Form, doch neben der digitalen Präsentation auf der städtischen Website erstmals sogar als Präsenzveranstaltung. Zum Gucken der »echten« Bilder und Skulpturen sei ins Barfüßerkloster geladen. Das allein verhindert freilich nicht, dass arge Wehmut herrscht, gerade unter den eingeborenen Grünbergern. Dass die Absage des Volksfestes erst recht den Mitgliedern der Gallusmarktkommission seelische Schmerzen bereitet, versteht sich von selbst. Zu dieser Spezies zählt Dr. med. dent. Werner Faust, Bürstmeister von 1984 bis 2004. Faust (Jahrgang 1945) hat immer wieder mal zur Feder gegriffen, seine Gedanken über die Zeitläufte im Allgemeinen und den Gallmärt im Besonderen in Reimform gebracht. Auch heuer, wie ab hier zu lesen:

»Wirrer naut!«

Gallmärt rifft de Hearbst- weand kahld / Gällmärt wär jetzt wirrer bahld. / Voh de rauh Kabörrner Höh / konnt ich naut vohm Gallmärt seh / Kee Bude stanne ian de Gasse / Fähnchen hänge wurd gelasse.

Wie aach schon iam Joahr veher / ias die Käswies wirrer leer. / Mir dohchde All iam letzte Joahr, / doass das doch bluus emol woar. /Iangegange wär’n mer Wette / doass mer iam Griff d’s Virus hätte. / Plippsje gebloasse naut ias worrn / mir fange next Joahr oh voh vorrn.

Next Joahr werd’s dann endlich klappe / doass mer iam Zelt e Bier kann zappe.

Durch Stänn un Bude kann gelaafe / häi ean doh aach Eabbes kaafe, / ohm Eckbahnd stieh met Leut un schwätze, / ian de Wirtschafte enn Schoppe petze, / kann so sei wäi’s immer woar, / ich freu mich soo off’s nexte Joahr.

tb/ARCHIV-FOTO SCHEPP:

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