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Wird Am Wall Anliegerstraße?

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Von: Patrick Dehnhardt

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Würde das neue Verkehrskonzept umgesetzt, wäre an dieser Stelle in Blickrichtung nur noch die Zufahrt zum Stadtturmcenter offen. Die Straße Am Wall würde ab hier zur Anliegerstraße und die Einfahrt zum Kirchenplatz gesperrt. FOTO PAD © Patrick Dehnhardt

Vor rund zehn Jahren entstand in Lich der Einbahnstraßenring. Das neue Verkehrskonzept schlägt vor, diesen in der Straße Am Wall zu kappen, den Verkehr zu verlagern. Dies sorgte bei der Vorstellung für erste kritische Stimmen.

Was Sabrina Hadwiger vom Büro R+T Verkehrsplanung am Mittwoch im Licher Verkehrsausschuss vorstellte, bietet Stoff für reichlich Diskussionen: ein neues Verkehrskonzept für die Kernstadt. Neben vielen wohl unstrittigen Aussagen - etwa dass der Bahnhof dringend barrierefrei umgebaut werden muss - werden darin zwei Sperrungen vorgeschlagen: Die Unterstadt soll zwischen Braugasse und Rathaus Fußgängerzone werden, die Straße Am Wall zwischen Stadtturm und Kindergarten nur noch für Anlieger offen sein.

Gerade Letzteres bietet Zündstoff. Die Straße Am Wall ist erst seit gut zehn Jahren in diesem Bereich Einbahnstraße. Vorher floss der Verkehr in beide Richtungen, genauso wie in der Braugasse. Die Idee des Licher Einbahnstraßenrings wirbelte damals mächtig Staub auf, war im Bürgermeisterwahlkampf zwischen Bernd Klein und Gregor Verhoff sowie bei Bürgerversammlungen ein Dauerthema.

Am Ende stand, dass die Braugasse Einbahnstraße wurde. Die Richtung wurde damals damit begründet, dass sich sonst die Hilfsfristen der Feuerwehr nicht einhalten ließen. Gleichzeitig wurde Am Wall abschnittsweise zur Einbahnstraße. Dadurch verlagerte sich der von Nieder-Bessingen kommende und in Richtung Eberstadt/A45 fließende Verkehr auf die Kirchhofsgasse, während er sich in die andere Richtung über beide Straßen verteilt. Der Durchgangsverkehr ist seitdem aus der Oberstadt heraus.

Planerin Hadwiger schlug nun ein Änderung vor, die den Verkehr komplett auf die Kirchhofsgasse verlagern würde. Zwischen Stadtturmcenter und Kindergarten würde die Straße Am Wall nur noch für Anlieger und den Linienbusverkehr geöffnet, die Zufahrt in Höhe des Stadtturms umgebaut werden. »Es ist die Hauptmaßnahme beim Kfz-Verkehr«, ordnete sie die Idee im Gesamtkonzept ein.

Damit nun die Autos nicht wieder durch die Oberstadt rollen, würde die Einbahnstraße zwischen Stadtturm und Rathaus umgedreht. In Kombination mit der zweiten vorgeschlagenen Maßnahme - die Umwandlung der Unterstadt in eine Fußgängerzone - würde allerdings der Parkplatz auf dem Kirchenplatz so unerreichbar. Hadwiger schlug darum vor, die Zufahrt über die Kirchengasse zu führen.

Dies sorgte für kritische Stimmen aus dem Plenum, da die Gasse sehr schmal ist und die Zufahrt von Osten aus der Braugasse kommend fast einer 180-Grad-Wende entspricht.

In einer Sitzungsunterbrechung meldete sich ein Anwohner der Gießener Straße zu Wort. Diese sei durch den Durchgangsverkehr bereits genug belastet: »Man ist froh über jeden, der in die Wallstraße einfährt.«

Auch Peter Blasini, Schulleiter der an der Kirchhofsgasse angrenzenden Dietrich-Bonhoeffer-Schule äußerte sich skeptisch. Mehr Verkehr in dieser Straße würde das Gefahrenpotenzial für die Schüler deutlich erhöhen. Derzeit verteile sich der Verkehr auf der Ost-West-Verbindung. Zudem wurde kritisch angemerkt, dass der Schleichverkehr über den Rewe-Parkplatz und die Dietrich-Bonhoeffer-Straße zunehmen würde.

Bürgermeister Dr. Julien Neubert weiß um die Sprengkraft des Vorschlags. Er betonte mehrfach, dass eine Bürgerbeteiligung geplant sei, bevor man Entscheidungen treffe: »Man muss sich breit an die Öffentlichkeit und die Betroffenen wenden.« Hadwiger formulierte die Kernfrage: »Die Stadt muss sich klar werden, ob sie ein Hauptverkehrsstraßennetz definieren will.«

Weniger strittig ist die Idee der Sperrung der Unterstadt. Diese wurde jahrelang immer sonntags praktiziert, bis die Absperrung mit Schild und Kette bei einer Verkehrsschau als unsicher eingestuft wurde. Hadwiger sagte, dass eine Pollerlösung möglich sei. Anwohner und Lieferanten könnten den Poller mit einer Chipkarte versenken, um durchzufahren.

Da bei einer Sperrung zwölf Parkplätze wegfallen würden, schlug sie eine Veränderung des Parkkonzepts vor. Auf dem Kirchenplatz solle die Parkzeit mittels Parkscheibe und Kontrollen begrenzt werden. Derzeit würden dort viele Anlieger, Rathausbeschäftigte und Angestellte der Geschäfte parken. Diese könnten beispielsweise die Parkplätze am Bürgerpark, in der Schlossgasse oder Am Wall nutzen.

Martin Seifert (BfL) sagte dazu, dass der Kirchenplatz derzeit zu 100 Prozent ausgelastet ist. An Markttagen würden die Fahrzeuge in den Seitenstraßen abgestellt. Hadwiger sagte, dass es mit der Sperrung der Unterstadt möglich würde, den Markt dorthin zu verlegen.

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