Windanlagen in Waldgebiet?

Vor vier Jahren ist beim Regierungspräsidium erstmals ein Antrag auf den Bau zweier Windkraftanlagen auf Fernwalder und Licher Gemarkung gestellt worden, noch immer liegen diese dort zur Genehmigung. Vor wenigen Wochen sind neue Unterlagen nachgereicht worden. Wie ist der aktuelle Stand des Vorhabens?
Still ist es geworden um die vor vier Jahren bekannt gewordenen Pläne, zwei Windkraftanlagen am Höhlerberg zu errichten. Das Vorhaben liegt weiterhin beim Regierungspräsidium (RP) zur Prüfung einer Genehmigung, wie ein Sprecher des RP versichert. Im vergangenen Monat seien neue, umfangreiche ergänzende Unterlagen nachgereicht worden.
Der Antrag auf Genehmigung war erstmals am 24. April 2018 eingereicht worden. Geplant sind zunächst zwei Windkraftanlagen: eine auf Licher und eine auf Fernwalder Gemarkung, letztere allerdings auf einem Flurstück, das der Stadt Pohlheim gehört, unweit des Domizils der Schützenvereinigung Steinbach-Garbenteich.
Die Fläche in Lich ist in Privatbesitz. Beide Standorte befinden sich im Wald. Eine Rodung von 1,6 Hektar Forst wäre erforderlich, erklärt der Sprecher des Regierungspräsidiums.
Ein Baustart liegt derweil noch in weiter Ferne. »Solange keine Genehmigung erteilt wurde, kann keine verlässliche Aussage zum Zeitpunkt des Baubeginns getroffen werden«, erklärt Ramona Haas, eine Sprecherin der Koehler Group, die an den Planungen für den Windpark maßgeblich beteiligt ist. Zu einer Verzögerung hat unter anderem geführt, dass inzwischen der Typ der beantragten Windanlagen des Herstellers Nordex geändert worden ist. Die Nennleistung liegt nun bei 5,7 statt 4,5 Megawatt und der Rotordurchmesser bei 163 statt 149 Metern, die Nabenhöhe bleibt unverändert bei 164 Metern.
Die Antragstellerin, die Windpark Höhlerberg GmbH, habe im Lauf der Zeit verschiedene Korrekturen und zuvor fehlende Angaben in den Antrag eingearbeitet, die bei den Prüfungen der Fachbehörden festgestellt wurden, berichtet der RP-Sprecher. »Dabei handelt es sich insbesondere um Angaben aus den Bereichen Naturschutz, Forstrecht, Baurecht, Immissions- und Brandschutz.«
Im vergangenen Monat seien nun »aufgrund von diversen Nachforderungen, die sich aus der Prüfung der Vollständigkeit des Antrags ergeben haben«, umfangreiche Ergänzungsunterlagen eingegangen. Diese würden derzeit durch die Fachbehörden auf Vollständigkeit geprüft. Die Windpark Höhlerberg GmbH habe die freiwillige Beteiligung der Öffentlichkeit beantragt. Diese könne erst erfolgen, wenn die Vollständigkeit der Antragsunterlagen festgestellt wurde. Die gesetzlich vorgegebene Verfahrensdauer beträgt sieben Monate, gerechnet ab dem Datum der festgestellten Vollständigkeit.
Genehmigungsverfahren für Windenergieanlagen sind komplex und deshalb oftmals recht langwierig, »so auch in diesem Fall«, sagt Haas. In dem Gebiet seien weitere Windkraftanlagen denkbar. »Allerdings befinden sich die Planungen hierfür noch in einem frühen Entwicklungsstadium.«
Die Pläne insbesondere für die Anlage auf Fernwalder Gemarkung hatten vor vier Jahren für großen Wirbel gesorgt. Nachdem die Gemeindevertretung in Fernwald mit deutlicher Mehrheit gegen die Errichtung eines Windrads und die Verpachtung einer Fläche auf dem Höhlerberg gestimmt hatte, soll die Anlage nun dennoch kommen - nur wenige Meter vom ursprünglich geplanten Standort entfernt. Denn plötzlich mischte Pohlheim mit. Der Stadt gehört auf dem Höhlerberg - aus historischen Gründen - ein 6,5 Hektar großes Gelände auf Fernwalder Gemarkung, das sie nun an die Windpark-Investoren verpachtet.
Einen entsprechenden Beschluss hat das Pohlheimer Stadtparlament im August 2018 getroffen. Dieser stieß in Fernwald auf Unverständnis und Wut. »Es ist befremdlich, wie die Pohlheimer das gemacht und entschieden haben«, sagte der damalige Bürgermeister Stefan Bechthold. Er sprach von einem »unfreundlichen Akt«, zumal es im Vorfeld keinerlei Informationen gegeben hatte. »Ich hätte erwartet, dass man wenigstens mal ein Gespräch führt.«
Die Ablehnung des Fernwalder Parlaments hatte den Protest vieler Bürger berücksichtigt, die Windräder als zu laut, nicht schön anzusehen und schlecht für die Immobilienpreise ansehen. Damals war von einem Baubeginn Anfang 2019 die Rede. Momentan ist ein Start nicht abzusehen.