Wildnis im Krofdorfer Forst?

Laubach hat es vorgemacht: Mithilfe der NABU-Stiftung soll auf bis zu 1000 Hektar ein neues Wildnisgebiet entstehen. Ein Modell auch für einen Teil des mehr als 4000 Hektar umfassenden Krofdorfer Forstes? Die Gemeindevertretung hat die Idee skizziert bekommen.
Die künftige Bewirtschaftung des Krofdorfer Forstes, vor allem aber die Frage des Schutzes von Flora und Fauna, sind seit Jahren Thema. Bei den Waldbesitzern, der Forstverwaltung, den Jägern, den Naturschutzverbänden und den Nutzern, von Erholungsuchenden bis Sportlern.
Auf Vermittlung von Landrätin Anita Schneider haben die Bürgermeister von Biebertal und Wettenberg sowie der Erste Stadtrat von Lollar just darüber mit Vertretern von Naturschutzverbänden und weiteren Interessierten erste Gespräche geführt. Das berichtete Bürgermeister Thomas Brunner am Donnerstag den Gemeindevertretern. Und erinnerte daran, dass das angedachte Projekt »Naturwald Hessen« mit dem Ausweisen eines Waldschutzgebietes im Krofdorfer Forst gescheitert sei - eben weil das Land Hessen als Eigentümer nicht die dafür nötigen Staatswaldflächen habe einbringen wollen. Nun also ein neuer Anlauf.
Seit geraumer Zeit schon macht der Forst auch der Kommune als Waldbesitzer Sorge: So wird aktuell der Einschlag bei der Eiche mehr als halbiert (minus 54 Prozent), und auch bei Buche (-29 Prozent) und Fichte (-17 Prozent) wird weniger geerntet. Für 2022 geht der Bürgermeister davon aus, dass beim Wald rund 103 000 Euro draufgelegt werden müssen, sagte er bei der Vorlage der Haushaltszahlen und des Waldwirtschaftsplans für das kommende Jahr. Bewusst wurde und werde angesichts der angespannten klimatischen Situation auf das Fällen gesunder Bäume verzichtet. Brunner: »Eine Entscheidung zum nachhaltigen Schutz unseres Krofdorfer Forstes und eine Investition in die Zukunft.«
Beschlossen wurde von der Gemeindevertretung derweil, der Produktionsschule am Abendstern aus dem Gemeindewald Käferholz im Wert von 1000 Euro zum Selbstkostenpreis zu überlassen. Dies hatten die Freien Wähler auf die Agenda gesetzt. An der Produktionsschule am Abendstern, einer Außenstelle der Gießener Theodor-Litt-Schule, wird der Holz- und Zimmereibereich weiter ausgebaut. Sogar ein »mobiles Sägewerk« wurde angeschafft. Jetzt plant die Schule einen Holzanbau an die Halle in Heuchelheim. Ein Projekt, bei dem Schüler zusammen mit einem Fachlehrer die Arbeit leisten. Dafür soll das Holz bereitgestellt werden. Im Gegenzug, so die Idee der FW, könnten die Schüler Hordenschutzgatter für den Wald fertigen.
Die Produktionsschule, gegründet 2005, soll jungen Menschen im Vorfeld einer beruflichen Ausbildung als außerschulischer Lernort dienen. Wettenberg unterstützt wie auch Biebertal und Heuchelheim die Arbeit dieser Schule. Die Gemeinde hat derweil wiederum von der Arbeit dort profitiert, etwa bei der Errichtung der Hans-Joachim-Leicht-Hütte im Krofdorfer Forst oder bei Durchforstungsarbeiten, wie Bernd Schlierbach namens der Freien Wähler erinnerte.
Rekord-Haushalt
Der von Bürgermeister Thomas Brunner am Donnerstag zur Beratung vorgelegte Haushaltsentwurf von knapp 27,7 Millionen Euro steigt auf Rekordhöhe. Die Gemeindesteuern (Grund- und Gewerbesteuer) bleiben unverändert. Gleichwohl rechnet der Bürgermeister damit, dass die Folgen der Coronapandemie negativ sichtbar werden. Auch wenn die Situation in Wettenberg keineswegs dramatisch ist. Kleiner Wermutstropfen: Der Haushalt kann nur ausgeglichen werden, indem knapp 575 000 Euro aus der Rücklage genommen werden
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