Wieder einen Schritt weiter

Größtes Schulbauprojekt im Landkreis Gießen ist die Sanierung und Modernisierung der Willy-Brandt-Schule. Bei Gesamtkosten von 21 Millionen Euro ist ein Förderbescheid in der Kreisberufsschule natürlich hoch willkommen.
Die Vorfreude der Schulgemeinde auf die »neue« Willy-Brandt-Schule (WBS) in Gießen drückt sich sofort in einem üppigen, floralen und in einem fantasievoll gedrechselten Detail aus: Als Kultusstaatssekretär Dr. Manuel Lösel gestern Vormittag einen Konferenzraum der Kreisberufsschule betritt, wird er dort mit einem farbenprächtigen Blumenarrangement der angehenden Floristen begrüßt.
Noch bevor Lösel den För derbescheid über 6,4 Millionen Euro aus dem Kommunal- investitionsprogramm »KIP macht Schule« an Schulleiterin Andrea Stremme überreichen kann, hat diese ihm einen handgemachten Nussknacker der Holzfachleute in die Hand gedrückt: »Weil Sie doch bestimmt so manch harte Nuss zu knacken haben!« In der Tat war selbst das Mammutprojekt an der WBS nicht unumstritten. Doch seit eineinhalb Jahren läuft die Sanierung auf Hochtouren.
Es wird gehämmert, gebohrt und geschraubt: Der Innenausbau als erster von drei Bauabschnitten soll im Sommer 2022 abgeschlossen sein - vorausgesetzt, es gibt bis dahin keine maßgeblichen Lieferengpässe beim Bau- und Ausstattungsmaterial. »Im Großen und Ganzen bekommen wir das gut organisiert«, unterstreicht Kreis-Schuldezernent Christopher Lipp (CDU), der bei dieser Gelegenheit seinen Antrittsbesuch in der WBS absolviert. Respekt zollt er den Mitarbeitern des Fachdienstes Bauen. Dank deren Einsatz sei man »im Gegensatz zu anderen Schulträgern in der glücklichen Lage, Schulbauprojekte nicht stoppen zu müssen.«
Als »echte Herausforderung« aber beschreibt Schulleiterin Stremme den Umstand, dass rund 700 Berufsschüler und ein Teil des Kollegiums für die Dauer der Innenarbeiten in der früheren Gesamtschule in Biebertal untergebracht sind.
Das Aushalten dieser »Zerrissenheit« werde mit Wiedereinzug in die Kreisberufsschule durch ein völlig anderes Lerngefühl belohnt, ist Stremme zuversichtlich: »Für Schülerschaft und Kollegium wird das eine ganz neue Motivation«.
Gemeinsam mit Norbert Kissel, dem Leiter des Staatlichen Schulamtes, und dem ehemaligen WBS-Leiter Georg Wittich als Initiator der Planung verschafft sich Lösel beim Baustellenbesuch einen Überblick über den aktuellen Stand der Arbeiten in dem Gebäudekomplex, der mittlerweile rund 40 Jahre auf dem Buckel hat.
Beim Blick auf die Raumskizze des Architekturbüros Schmees & Wagner (Gießen) wird klar, wie die jüngste KIP-Förderung im Detail eingesetzt wird: So sind beispielsweise Textilwerkstatt, Küche und Holzwerkstatt in ein teil-offenes Konzept eingebunden, die EDV-Abteilung wird nach modernsten Aspekten eingerichtet. Ein »besonderes Goodie« wird laut Stremme die neue Fahrzeuglackierkabine, die Theorie und Praxis an einem Ort verbinden und womöglich die Kammerprüfungen innerhalb der WBS ermöglichen wird. Die neue Raumstruktur soll selbstständiges und problemorientiertes Arbeiten erlauben. Mehr als nur ein i-Tüpfelchen werden die vielfältigen farblichen Akzente der »neuen« WBS sein.
Das alles macht Eindruck auf die Besucher. »Das Konzept ist prima. In einer Schule, die so breit aufgestellt ist, ist es wichtig, die Dinge architektonisch zu verändern«, unterstreicht Lösel. Der digitale Ausbau ist sowohl für den Staatssekretär als auch für den Schuldezernenten ein zentrales Anliegen. Die moderne IT-Infrastruktur trage dem »enormen« Kompetenzzuwachs bei Lehrern und Schülern Rechnung, so Lipp. »Die Corona-Pandemie hat wenig Gutes gehabt - außer diesem enormen Schub für die Digitalisierung«, sagt Lösel. Und überdies hätten die Lehrkräfte in den vergangenen anderthalb Jahren einen Super-Job gemacht. Wider alle Erwartungen sind die Schülerzahlen in der WBS stabil geblieben, das gilt laut Schulleiterin auch fürs Duale System; und der Gesundheitsbereich wachse sogar.
Neben dem Innenausbau ist die Außen- bzw. energetische Sanierung ein großer Brocken in der Kreisberufsschule. Die Gesamtkosten des Mehr-Jahres-Projekts belaufen sich auf rund 21 Millionen Euro. Wenn alles gut läuft, kann 2024 die Einweihung der »neuen« WBS gefeiert werden.
