Wo der Hirsch zehn Meter sprang: Das Geheimnis der Teiche im Krofdorfer Forst

Tief im Wald liegt der Weiher Hirschsprung; ein idyllisches Fleckchen Erde und ein Paradies für Amphibien. Bis vor 50 Jahren wurde dort im Krofdorfer Forst Kieselschiefer für den Wegebau gewonnen.
In diesen Tagen wandern die Kröten wieder. Oder besser: In diesen Nächten. Eines der Ziele der Amphibien im Krofdorfer Forst ist der Weiher Hirschsprung. Denn weibliche Kröten suchen als Laichstelle stets den Tümpel auf, an dem sie selbst geschlüpft sind, und wo sie geeignete Lebens- und Wachstumsbedingungen vorgefunden haben. Tausende Tiere machen sich auf den Weg, wenn die Nachttemperaturen über dem Gefrierpunkt bleiben, nicht mehr unter fünf Grad fallen. In den kleinen Teichen etwa auf halber Strecke zwischen dem Waldhaus und der Schmelzmühle legen sie ihre Eier ab, aus denen später Kaulquappen schlüpfen.
Und die jungen Amphibien haben dort wahrlich eine idyllische Kinderstube. Anzutreffen sind Erdkröten, Grasfrösche, diverse Arten von Molchen und Salamander. Dabei wurde zeitweise auch die seltene Geburtshelferkröte registriert. Dabei sind die vier kleinen Teiche nicht einmal natürlichen Ursprungs: Über Jahrzehnte, wohl von den 1920er Jahren bis 1971, wurde dort Kieselschiefer abgebaut, der im Waldwegebau Verwendung fand. Die Mulden wurden, so erläutert es der NABU auf Infotafeln vor Ort, teilweise verfüllt und sich selbst überlassen. Sie füllten sich mit Wasser. Beide Gewässer sind laut NABU nicht nur wichtiger Lebensraum für Amphibien, sondern auch für viele und seltene Libellenarten. Die örtlichen Naturschützer betreuen auch die Amphibienwanderung. Vor rund 30 Jahren wurden den Tieren Tunnel unter der Straße hindurch angeboten - mit mäßigem Erfolg. Schutzzäune und in die Erde einlassene Eimer wurden dann das Mittel der Wahl, um die Tiere darin zu sammeln und über die Straße zu tragen, damit sie nicht dem Verkehr zum Opfer fallen. Seit mittlerweile 13 Jahren wird die Waldhausstraße zur Zeit der Amphibienwanderung für mehrere Wochen in den Nachtstunden voll gesperrt.
Schutzgebiet
Die Teiche sind längst als Amphibienschutzgebiet ausgewiesen; eine weitere Nutzung findet nicht mehr statt, sieht man einmal von der hydrologischen Messstation ab.
Woher aber kommt der Name »Hirschsprung«, in dem an Kröten und Fröschen so reichen Gebiet? Die Bezeichnung geht auf ein Ereignis zurück, das sich mutmaßlich Mitte des 16. Jahrhunderts ebendort abgespielt haben soll. Der Chronist von Krofdorf-Gleiberg, Dr. Jürgen Leib, hat die Sage, die sich darum rankt, aufgezeichnet:
Die Gleiberger Grafen waren auf der Jagd im Forst. Ein in die Enge getriebener Rothirsch soll dabei in seiner Panik auf der Flucht vor den Jagdhunden mit einem mächtigen Satz von über zehn Metern über den Zeugwagen gesprungen und so den Jägern entkommen sein. Zwei Steine markieren die Stellen, wo der Hirsch abgesprungen sein soll und wo er wieder aufkam. Auf einem der Steine ist ein Hirsch zu sehen, daneben die Jahreszahl 1562 auf dem anderen die Buchstaben »HS« für Hirschsprung.
Die beiden Steine sind an der Oberseite rund ausgeschliffen: Holzfäller haben daran über die Jahrhunderte ihre Äxte geschärft.

