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Wichtig für den Zusammenhalt

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Von: Volker Mattern

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Wettenberg (m). Der völkerrechtswidrige Angriff Russlands auf die Ukraine zeigt, dass man sich niemals in Sicherheit wähnen kann - auch nicht nach über 75 Jahren Frieden in Europa. Zu dieser Stabilität haben bisher zweifelsohne Partnerschaften auf kommunaler Ebene beigetragen und eine davon ist die von Wettenberg und den ungarischen Gemeinden Zsàmbèk und Tök.

Die Gründung des Heimatvereins Zsàmbèk jährte sich 2021 zum 35. Male, nun erst war Gelegenheit, dieses Ereignis zu würdigen.

Ehrenbürgermeister Gerhard Schmidt beleuchtete die Entwicklung des Vereins und würdigte das Engagement der Verantwortlichen. Er tat dies im Kontext zu 75 Jahre Vertreibung, die als Folge des 2. Weltkrieges Millionen von Menschen ihre Heimat kostete.

Die in der Bergstraße erbaute Gaststätte Dix habe für den Zusammenhalt der Ungardeutschen eine wichtige Rolle gespielt, erinnert Schmidt. Es war nur folgerichtig, dass dort der Heimatverein Zsàmbèk am 19. September 1986 aus der Taufe gehoben wurde. Matthias Tiefau wurde zum Vorsitzenden gewählt, Toni Pfendert als Stellvertreter. Die Bewahrung der Kultur der Deutschen (Donauschwaben) aus Ungarn, die Förderung der Heimatkunde und die Pflege der Zusammengehörigkeit mit den in der alten Heimat verbliebenen deutschen Mitbürgern stand im Mittelpunkt.

Ein eigenes Museum in der ehemaligen Pfaffschule in Wißmar wurde eingerichtet, und es galt, durch kulturelle Veranstaltungen und Heimattreffen den Satzungszielen gerecht zu werden. Schmidt nannte beispielhaft die »Binkelbälle« im Launsbacher Bürgerhaus oder die »Knoblauchkirmes« auf der Röderheide, die Ungarn-Deutsche Tanzgruppe und den »Schwabenball« in der Kongresshalle in Gießen.

Am Krämermarkt nahmen regelmäßig Delegationen aus Zsàmbèk und Tök teil und investierten die Erlöse aus ihrem Stand zur Unterstützung der Gemeinschaftsaufgaben und des »Deutschen Clubs« in Zsàmbèk, mit seinem langjährigen Vorsitzenden Janos Bechthold.

Junge Menschen einbezogen

Der Heimatverein unterstützte mit einem ansehnlichen Geldbetrag den Kindergarten in Zsàmbèk 1990, ein Jahr später die Errichtung der Gedenkstätte für die gefallenen Soldaten, die Instandsetzung der Orgel in Tök sowie den Orden von Schwester Agnes Juhasz, der sich um lernschwache und arme Kinder kümmert und eine Tagespflege und Lehrwerkstatt unterhält. Die Musikschule, die Kindertanzgruppe und die Trachtentanzgruppe wurden unterstützt, der Wiederaufbau der Klosterschule nach einem Dachstuhlbrand mitfinanziert.

Vorsitzende des Heimatvereins Zsàmbèk waren nach Matthias Tiefau eine kurze Zeit Anton Bader, dann lange der engagierte Vorsitzende Johann Hain, nach dessen Tod übernahm für einige Jahre Ludwig Hankowetz das Zepter.

2014 folgte mit dem amtierenden und jüngst wiedergewählten Vorsitzenden Thilo Hain ein Generationswechsel an der Spitze des Vereins. Er symbolisiert auch eine Neuausrichtung in der Vereinszielsetzung. Aufgrund der Überalterung und dem naturgegebenen Sterben von Mitgliedern, von denen viele noch Zeitzeugen waren, galt es, den Verein neu aufzustellen, vor allem neue Schwerpunkte in der Vereinsarbeit zu definieren.

Die Einbeziehung junger Menschen hatte Schmidt schon vor Zeiten als Bürgermeister als wichtig erkannt und forciert sie bis heute. Ein wichtiges Standbein ist die Gesamtschule Gleiberger Land und die Schüleraustausche mit der Zichy-Miklos-Schule. Nicht zuletzt ist die Feuerwehr in der Partnerschaftspflege aktiv und organisierte Austausche mit dem Feuerwehrnachwuchs. Der Kunst- und Kulturkreis (KuKuK) gibt seit einigen Jahren auch Impulse in der Partnerschaft.

Schmidt appellierte an den neuen Vorstand, mit aller Kraft und allen Möglichkeiten den Heimatverein Zsàmbèk am Leben zu erhalten, nicht nur zur Erinnerung an die Geschichte, sondern auch als Mahner für den Frieden, und dabei junge Menschen mit ins Boot zu nehmen.

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