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Jagdgenossenschaft stellt fest: „Verhalten der Menschen immer rücksichtsloser“

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Von: Volker Mattern

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Ein Wald
Wälder sind beliebte Erholungs- und Freizeitorte. (Symbol- und Archivbild) © Jdpa/ picture alliance/Julian Stratenschulte

Wie steht es um das Revier Wißmar? Wie umgehen mit klimatischen Veränderungen und rücksichtslosem Verhalten? Die Jagdgenossenschaft Wißmar thematisierte diese Fragen in ihrer Sitzung.

Wettenberg - Jagd, Hege und Pflege, Wald- und Forstwirtschaft, Landwirtschaft, Tourismus und Freizeit - viele Themen mit unterschiedlichen Interessenlagen. Da bleiben Konflikte in der Feld- und Flurgemarkung und im Wald nicht aus. Auch während der Sitzung der Jagdgenossenschaft Wißmar wurden sie wieder angesprochen, jedoch, wie allseits mehrfach betont, habe man ein vertrauensvolles Verhältnis und seit Jahrzehnten gepflegtes Miteinander, um die Probleme gemeinsam und im Sinne eines Interessensausgleichs zu lösen, zumindest sie zu minimieren, auch wenn sie jedes Jahr wieder neu die Diskussion beherrschen.

Jagdvorsteher Günter Hofmann begrüßte die Anwesenden, unter ihnen Revierförster Yannik Necker und das Jagdpächter-Trio Heinz Grabowski, Helge Hessler und Christoph Stroh.

An der Spitze im Rotwildgebiet: Hohe Verbiss- und Schälschäden im Revier Wißmar

Im Sommer zu wenig Niederschlag und der Winter zu warm, resümierte der Revierförster in seinem Bericht. Die neuen Kulturen hätten diese Stresssituation ganz gut überstanden. Dennoch zeigten sie deutliche Stressymptome. Große Sorgen bereite mit dem Buchenborkenkäfer eine neue Schädlingspopulation. Es gelte, mit einem klimastabilen Mischwald den klimatischen Veränderungen langfristig etwas entgegenzusetzen. Dies gelinge nur mit trockenresistenten Baumarten und durch Naturverjüngung, sagte Necker.

Zusätzliche Probleme machten die hohen Verbiss- und Schälschäden. Mit 34 Prozent Verbissschäden liege man im Revier Wißmar an der Spitze im Rotwildgebiet. Die Rotwilddichte sei zu hoch, der Abschussplan komme nicht in Gänze zur Erfüllung.

Bericht der Jagdpächter Wißmar: Verhalten der Menschen immer rücksichtsloser

Helge Hessler beklagte im Bericht der Jagdpächter wiederum den hohen Anstieg an Störungen im Wald durch die Zunahme von touristischen und Freizeitaktivitäten. Das Verhalten der Menschen werde immer rücksichtsloser, sagte er. Es sei höchste Zeit, im Rahmen eines runden Tisches mit politisch Verantwortlichen, dem Forst, Landwirten und Vertretern der Jagdgenossenschaft die touristischen Ströme zu lenken und Rahmenbedingungen zu schaffen, um Fehlverhalten zu sanktionieren. Konsequent müssten auch rechtlich die Voraussetzungen zur Sperrung bestimmter Waldwege geschaffen werden.

Vielen Menschen könnte man noch nicht mal Mutwillen unterstellen, weil die meisten nicht wüssten, was im Wald mit dem Wild bei Störungen überhaupt passiere und welche Folgen dies habe.

Frühe Sensibilisierung: Jagdpächter Wißmar wollen sich am Ferienspielprogramm beteiligen

Hessler kündigte an, dass sich die Jagdpächter am Ferienspielprogramm beteiligen wollen, um junge Menschen für die Problematik frühzeitig zu sensibilisieren. Er informierte über Maßnahmen, mit denen die Jagdpächter ihren Beitrag zur Neutralisierung vieler Probleme leisten und nannte den Kauf einer Maschine zur Behebung von Wildschäden, die Pflanzung neuer Hochstämme und die Schaffung weiterer Äsungsflächen. Für die Maßnahme hätten die drei Jagdpächter im Jagdjahr 2022/2023 rund 3000 Euro investiert.

Die Strecke im Jagdjahr betrug 77 Stück Rehwild, 42 Schwarzwild, acht Rotwild, 21 Waschbären, neun Füchse, sieben Raben, eine Elster, vier Nilgänse und drei Stockenten. Die Versammlung beschloss, den Jagderlös in die Rücklage zu übertragen. Davon sieht der Haushaltsplan folgende Maßnahmen vor: Zuschüsse für den Wegebau, Zuschuss für die Tagesfahrt aller drei Wettenberger Jagdgenossenschaften, Zuschuss für Pflegemaßnahmen im Forst, Anschaffung einer Wiesenschleppe und das Abführen einer Wildpauschale an die Gemeinde.

Satzungsänderung der Jagdgenossenschaft Wißmar: Vorstand wird in Zukunft für vier Jahre gewählt

Eine Satzungsänderung sieht vor, den Vorstand für vier anstatt wie bisher für drei Jahre zu wählen und um eine Person zu erweitern. Das führt zu einer Entkopplung der Ämter des Kassierers und stellvertretenden Jagdvorstehers. Christian Stroh wurde zum neuen Kassierer gewählt. (m)

Im Landkreis Gießen machen immer mehr Menschen einen Jagdschein. Unter ihnen befinden sich auch immer mehr Jägerinnen.

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