»Ungut politisiert«
Wettenberg (pm/so). Von einem »unbegreiflichen Verfahren« spricht der Wettenberger CDU-Fraktionsvorsitzende Dr. Gerhard Noeske angesichts der Vorprüfung für einen neuen Einkaufsmarkt in Wißmar. Was den Christdemokraten so wurmt: Dass die »nächstliegende Variante«, nämlich Erweiterung am Standort »Auf der Höll«, von SPD und Grünen bislang nicht in Betracht gezogen wurde.
Damit reagiert der CDU-Fraktionschef auf die Beratung vergangenen Woche in den Fachausschüssen. Diese hatten sich zu mehreren ins Auge gefassten (und zumeist wenig geeigneten) Standorten für einen Markt-Neubau berichten lassen.
Unverständlich für die CDU, dass der Eigentümer der Immobilie, die auch den Edeka-Markt beherbergt, bislang nicht einmal angesprochen wurde. Erst durch Noeskes Nachfrage habe der Vermieter vom gegenwärtigen Diskussionsstand erfahren.
Bereits vor Jahren sei fachlich geklärt gewesen, dass am heutigen Marktstandort, auf der dort bereits versiegelten Fläche, ein wesentlich größerer Markt gebaut werden könnte - und das bei laufendem Betrieb, erinnert Gerhard Noeske. Und wettert Richtung Rot-Grün: »Diese wahrscheinlich bessere Alternative der politischen Entscheidung vorenthalten zu wollen, ist unverantwortlich!«
Natürlich wolle die Kette lieber auf einem Acker bauen als in erschlossenem Gelände. Gäbe es keine Alternative, müsste man tatsächlich besten Boden zerstören, der auch ohne Ukraine-Krieg noch gebraucht werde, bekräftigt der CDU-Fraktionsvorsitzende Argumente, die so bereits in der Debatte um Regionalplan und Masterplan gefallen sind. Noeske spricht bei den aktuellen Überlegungen von einem »unorganischen Bebauungsfinger am Ortseingang«, der dann weiter in die Lahnaue geschoben würde.
Dadurch, dass ein einziger Lösungsvorschlag durch einen Fraktionsantrag komme und nicht durch eine Vorlage des Gemeindevorstands, sei dieser zentrale Punkt der Nahversorgung für die Entwicklung Wißmars »ungut politisiert« worden. Besser wäre nach Anfrage des Marktbetreibers eine fachliche Abwägung durch die Verwaltung gewesen. Noeske befüchtet nun »ein parteipolitisches Verbeißen von SPD und Grünen in ihre Lösung mit Versiegelung der Lahnaue« anstelle einer offenen Diskussion. Wie beim Neubau des Marktes in Krofdorf werde die CDU jedoch darauf bestehen, nach Lösungen zu suchen, die einen attraktiven und ertragsreichen Einkaufsmarkt ohne weitere Landschaftszerstörung ermöglichen. In Krofdorf war die CDU erfolgreich mit ihrer Forderung gewesen, im Dorfkern zu bauen und nicht auf der Wiese davor. Er wünsche sich, dass nun alle politischen Akteure gemeinsam an einer vergleichbar guten Lösung für Wißmar arbeiteten, sagte Noeske am Wochenende.