Mit Sachverstand und Herzblut
Wettenberg (m). Ein ambitioniertes Ziel: Bis 2035 will Wettenberg klimaneutral sein. Zumindest ist dies die Beschlusslage der Gemeinde. Zwölf Jahre gehen schnell ins Land - das weiß auch der Klimarat, der die Kommune maßgeblich unterstützen soll, um dieses Ziel erreichen zu können. Gegründet wurde das Gremium am Dienstagabend auf Einladung der Gemeinde im Gleiberger Dorfgemeinschaftshaus.
20 Bürger, die an einer Mitarbeit interessiert sind, wurden vom Ersten Beigeordneten Ralf Volgmann (SPD) in Vertretung des erkrankten Bürgermeisters Marc Nees begrüßt. Mit von der Partie waren außerdem Michael Krick (Umweltbeauftragter der Gemeinde) sowie Dr. Elisabeth Schmitt (Klimaanpassungsmanagerin), die die Gründungsversammlung moderierte.
Hatte die Landschaftsökologin eingangs noch gesagt, dass sie sich über ihre Wahl für diesen Posten gefreut habe und begeistert sei von der Fortschrittlichkeit Wettenbergs in Fragen der Energie und des Klimas, musste sie im Verlauf der zweieinhalbstündigen Gründungsversammlung feststellen, dass aller Anfang doch schwer sein kann, wenn es »ans Eingemachte« geht. Allein die Vorstellungsrunde der konstituierenden Sitzung des KlaR (Wettenberger Klimarat), nahm eine Stunde in Anspruch - dabei sollte die Runde doch »kurz« sein, wie es im zuvor verteilten Handout-Papier hieß. Das ging zumindest einem Teilnehmer wohl schon auf die Nerven: Er verließ das Gremium vorzeitig.
Ungeachtet dessen steht fest, dass die verbliebenen Mitglieder sowohl einen vielseitigen geballten Sachverstand mitbringen und sich mit Herzblut und unterschiedlichsten Ambitionen heraus für die Sache einsetzen wollen. Das bei einem »Warm up« wie jenem der Gründungsversammlungen auch Emotionen eine Rolle spielen, ist angesichts der Wichtigkeit des Themas sicher nicht zu kritisieren.
Da ist beispielsweise Udo Steiger, der als Vater von zwei Söhnen seine Verantwortung darin sieht, diesen eine lebenswerte Zukunft zu hinterlassen. Da sind jene Vertreter, die aufgrund ihrer beruflichen Erfahrungen beispielsweise im IT-Bereich, in der Klimaforschung und der Energieberatung ihre Erfahrungen einbringen möchten. Und da ist die Mutter, die ihr Unverständnis darüber zum Ausdruck bringt, dass sich trotz des Wissens um den Klimawandel seit den Achtzigerjahren bislang nur wenig bewegt habe, um etwas dagegen zu tun.
Diese Kompetenz an Expertisen und Ambitionen muss nun - anders als in der Gründungsversammlung - zielgerichtet und konzeptionell ab dem nächsten Treffen eingesetzt werden. Die Beratung soll noch im Verlauf des Monats März stattfinden. Vorgabe: Hierbei darf nicht die Profilierung des Einzelnen den Handlungsrahmen bestimmen, sondern das gemeinsame Ziehen an einem Strang.
Grundlage für die weitere Arbeit dürfte zum einen die Geschäftsordnung sein. Hans Karpenstein, langjähriger Vorsitzender der Gemeindevertretung und Jurist bot an, hierzu einen Vorschlag zu erarbeiten. Ein weiteres ist die Definierung von Handlungsfeldern, die sich quasi von selbst ergeben, und ein Aufzeigen des Status Quo: Wo steht Wettenberg? Aus alldem werden sich konkret Aufgaben ergeben, die in verschiedenen Arbeitsgruppe effektiv bearbeitet werden sollen, so lautet die Vorstellung. Die Beratungen sollen zukünftig im Holz- und Technikmuseum in Wißmar stattfinden.
Der Fraktionsvorsitzende der SPD, Prof. Ulrich Ellinghaus unterstrich: »Der Klimarat ist kein Entscheidungsgremium oder Kontrollorgan der gemeindlichen Gremien, sondern hat ausschließlich beratende Funktion - so, wie es die Hessische Gemeindeordnung vorsieht«. Volgmann unterstrich: »Die Politik wird den Beirat ernst nehmen und freut sich auf die Zusammenarbeit«.
Umso wichtiger sei es, qualitativ gute Arbeit zu leisten, denn nicht nur die Politik müsse Vorschläge verstehen und für beschlussfähig und umsetzbar halten. Noch wichtiger sei es, die Akzeptanz der Bürger zu finden und diese »mitzunehmen«. Das funktioniere nicht von oben herab, sondern nur auf Augenhöhe und mit partnerschaftlichem Verständnis. Die gesellschaftliche Akzeptanz seit das A und O, wurde mehrfach immer wieder betont.
Der Klimabeirat fängt keineswegs bei null an: Seit 2000 gibt es den Energiebeirat. Krick informierte über die Arbeit und das bislang Erreichte dieses Gremiums. Da dürften sich Vernetzungsmöglichkeiten und Synergieeffekte ergeben, ebenso wie zu anderen naturnahen Vereinen und Institutionen, die in den drei Wettenberg-Dörfern seit Jahrzehnten in Sachen Umweltschutz, Energie und Klima unterwegs sind.
»Es ist kurz vor Zwölf«, signalisierte Elisabeth Schmitt. Mehr auf Anpassungsmaßnahmen denn auf den Klimaschutz müsse man setzten, denn der Wandel sei längst in vollem Gange.