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Lieder, Gedichte und Plaudereien

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Von: Klaus Waldschmidt

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Einen unterhaltsamen Abend mit vielen Anregungen zum Nachdenken bietet Fredrik Vahle (r.) mit den Musikern Peter Herrmann und Klaus Becker sowie Sängerin Dietlind Grabe-Bolz (v. l.) in der Wißmarer Kunst- und Kulturhalle. © Klaus Waldschmidt

Wettenberg (ws). Da fühlte sich so manche Zuhörerin und so mancher Zuhörer in die eigene Sturm- und Drangzeit zurückversetzt: Fredrik Vahle las seine persönlichen Erinnerungen und Erlebnisse als einer der »68er« und erreichte die »revolutionär geprägten« Herzen der damaligen Zeit. In der Kunsthalle in Wißmar bot er eine gelungene »Komposition« aus Songs für Erwachsene, Biografie, Lesung, Gedichten und Storys mit Tiefgang.

Das »besondere Konzert« regte zum Nach-, Neu- und Überdenken an. Der große Applaus zum Finale war ein Zeichen für die ausgezeichnete Resonanz, die Vahle zusammen mit Peter Herrmann (Gitarre) und Klaus Becker (Akkordeon) sowie der charmanten und gugelaunten Gießener Oberbürgermeisterin a. D. Dietlind Grabe-Bolz im Ambiente der laufenden Kunstausstellung bot.

Die Vorsitzende des Kunst- und Kulturkreises (KuKuk) Wettenberg, Barbara Yeo-Emde, freute sich, dass gut 60 Zuhörer in das KuKuK-Domizil gekommen waren. Vahle las zunächst aus seinem Buch »Schräge Lieder - schöne Töne«. Er spannte dabei einen »Lebens-Film-Bogen« mit »Erinnerungsskizzen« aus einer vielfältigen Biografie. Sie begann mit seiner Zeit in Stendal/Altmark (heute Sachsen-Anhalt) und einem gescheiteren »Auftritt« als Fünfjähriger. Lieder habe er auf der Straße kennengelernt. So konnten die Zuhörer Vahles Vita hautnah erleben.

Untermalt waren die einzelnen Passagen mit Instrumentalstücken des Duos Herrmann/Becker. Die Klanggeräusche in der Kindheit verdichteten sich zu einer »Klangwolke«. 1956 ging es dann von Stendal gen Westen nach Darmstadt. Beim Großvater nahm Vahle erste Klavierstunden, später spielte er Balalaika und spanische Gitarre.

Rückblende auf bewegte Zeiten

Nach dem Song »Der Friedensmaler«, gesungen von Dietlind Grabe-Bolz und Vahle, erklang das »Gedicht vom Ich«. Vahle sparte nicht mit humorvollen und selbstkritischen Bemerkungen. Nach dem »Atem-Lied« skizzierte er seine Zeit nach dem Abitur (in Frankfurt) als Student der Germanistik und Sprachwissenschaft (in Gießen) und gab Einblick in seine Dissertation. Später habe er in einer fünfköpfigen WG in Salzböden gewohnt, die auch öfters »gestandene Sozialdemokraten« zur Diskussion zu Gast hatte, erzählte er. Begeisterung beim Publikum riefen die Lieder »Gräfenhausen Grünkern Rap« und »Dem Karl sein Hund« hervor. Tiefgang hatte das Gedicht »Wo kommen die Worte her«.

Thema waren auch Vahles Reisen nach Schweden und immer wieder nach Spanien. »Meine Spanienbegeisterung hat sich noch erweitert und auch in meinen Liedern niedergeschlagen.« Immer wieder gingen an diesem Abend seine Lieder zu Herzen. So etwa »Gute Kunde«, »Lied für Orpheus« oder »Zukunft komm«. Herausragend dabei die Stimme und die Sangesfreude von Dietlind Grabe-Bolz, die den Abend auf besondere Weise bereicherte.

Im Schlusspart erklangen das »Lebensreiselied« und das »Lied vom Gähnen«. Viel Beachtung fanden Vahles Ausführung zum Beten und das von ihm umgeschriebene »Vaterunser«, auch Ausdruck seiner religiösen Orientierung. »Lausche dem Klang Deines Lebens« hieß es dann im »Abendlied durch verschiedene Sprachen, Zeiten und Länder«.

Es war eine vielschichtige und unterhaltsame Veranstaltung mit inhaltlichem Tiefgang. Barbara Yeo-Emde dankte allen für diesen Abend in der erstmaligen Besetzung mit den Musikern.

Fredrik Vahle gibt am Donnertag, 5. Mai, ein Kinderprogramm für alle Kinder aus den drei Wettenberger Ortsteilen. Schauplatz werde dann die katholische Dreifaltigkeitskirche in Krofdorf sein, kündigte Barbara Yeo-Emde an.

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