Im Erlebnishaus steht alles still

Wettenberg (m). Immerhin: Das Corona-Jahr 2020 mit akzeptablem Ergebnis überstanden, den Bildungsauftrag digital gelöst. Das ist ein Resümee der Verantwortlichen des Holz- und Technikmuseums (HTM) in Wißmar. Angesichts der riesigen Herausforderungen durch die Pandemie kann es zufriedenstimmen. Nüchtern betrachtet sieht die Bilanz aber etwas anders aus.
Rund elf Monate sind vergangen, da mit der alljährlichen Helferfeier für die ehrenamtlich Tätigen im Museum die letzte Begegnung größeren Umfangs stattfinden konnte.
Die im Laufe eines Jahres von zentraler Bedeutung im Terminkalender eingetragenen drei Dampf- und Gattertage mit insgesamt über 2000 Besuchern fielen ebenso dem Coronavirus zum Opfer wie mehrere Drechslerstammtische, Versammlungen des Trägervereins »Freundeskreis Holz- und Technikmuseum Wettenberg«, verschiedene Firmen-Events, Fortbildungsveranstaltungen, Studienseminare und zahlreiche Kindergeburtstage. Das Museum musste pandemiebedingt vom 17. März bis 30. Mai und dann wieder ab 2. November schließen. Aber auch während des Öffnungszeitraumes zeigten sich die Besucher - ebenso wie andernorts in vergleichbaren Einrichtungen - extrem zurückhaltend.
Das ist die ernüchternde Bilanz des zurückliegenden Jahres, mit der es im Vergleich zu den Vorjahren zwangsläufig einen Besucherrückgang von nahezu 63 Prozentz zu vermelden gibt. »Eine kurzfristige und nachhaltige Erholung ist derzeit noch nicht in Sicht«, konstatierte Museumsleiter Dieter Mülich kürzlich anlässlich einer Freundeskreis-Videositzung. Die Pandemie werfe bereits merkliche Schatten auf die erste Hälfte 2021. Der zunächst für den 18. April terminierte Dampf- und Gattertag mit dem Schwerpunktthema »Umwelt, Nachhaltigkeit und Energie« wurde »eingefroren«, ebenso die für März geplante Mitgliederversammlung des Freundeskreises und die Sitzung des Museumsbeirates.
Einsparungen sind bereits umgesetzt
Unklar ist, wie lange man noch auf Leben im Haus und die Geräusche vom Sägegatter und der Dampfmaschine verzichten muss. Dennoch überwiegt bei den Museumsverantwortlichen eine positive Grundstimmung: »Wir hoffen, dass gegen Ende des zweiten Quartals die Restriktionen in vielen Lebensbereichen und damit auch für unser Holz- erlebnishaus zurückgefahren werden können und wir uns im weiteren Jahresverlauf langsam einem Normalbetrieb nähern«, unterstreicht Betriebsleiterin Marion Rentrop die feste Absicht, den Kopf nicht in den Sand zu stecken.
Mit zum Teil drastischen Einsparungen - insbesondere auf dem Personal-, Energie und Beschaffungssektor - habe man es im Vorjahr geschafft, dass sich der Verlust im Zusammenwirken mit kommunaler Unterstützung, Spenden, staatlichen Beihilfen und Vereinsbeiträgen in einer noch überschaubaren Größenordnung bewege. »Das Museum lebt und daran wird sich nichts ändern«, gibt sich die Fellingshäuserin kämpferisch.
Trotz oder gerade wegen der unverschuldeten Einschränkungen im Besucherverkehr ist sich die Führungsriege ihrer Verantwortung auch als Umweltbildungszentrum mit waldpädagogischem Auftrag, außerschulischer Lernort und Koordinationsstelle des mittelhessischen Netzwerkes »Bildung für nachhaltige Entwicklung (BNE)« bewusst. Schon 2019 wurde damit begonnen, die Einrichtung in Wißmar in digitaler Hinsicht fit zu machen. Mülich unterstreicht: »Keine Frage: Eine noch so aktuell gehaltene Homepage kann den tatsächlichen Museumsbesuch nicht ersetzen«. Aber bild- und videotechnisch unterstützte Führungen, ergänzt durch einen über www.holztechnikmuseum.de aufzurufenden Audioguide, böten für alle Altersstufen die Möglichkeit, anschaulich und leicht verständlich Wesentliches über den Werkstoff Holz, dessen Verarbeitung und Bedeutung für Umwelt und Klimaschutz zu erfahren.
Beispielhaft genannt wird eine »digitale Exkursion« der Technischen Hochschule Mittelhessen, die themenbezogen oder als Komplettfilm über die Homepage des Museums eingesehen werden kann.