Ein Freund des Waldes

Wettenberg (se). Harald Voll garnierte den Satz mit einem leichten Schmunzeln. »Ganz so schlecht habe ich als Chef wohl nicht agiert«, sagte er. Immerhin war zu seiner Verabschiedung in den Ruhestand im Wißmarer Holz- und Technik-Museum eine Vielzahl seiner Berufskollegen gekommen. Dazu noch Vertreter der übergeordneten Behörde Hessen Forst. In Rigobert Oberländer-Simanavicius hielt ein Mann von Hessen Forst dann auch die offizielle Rede für den nunmehr ehemaligen Forstamtleiter.
Voll ist einer, der sein Herz auf der Zunge trägt und damit auch diese Veranstaltung herrlich auflockerte. So erzählte er die eine oder andere Anekdote aus dem Berufsleben. Bezeichnend aber waren die Worte, die Oberländer-Simanavicius in seiner Rede fand. »Liebe Freundinnen und Freunde des Waldes«, begann er. Und genau das trifft auf Voll zu. Der 64-Jährige, der im Frühjahr sein 40-jähriges Dienstjubiläum feierte, war mit Leib und Seele Förster.
Volls Vater übte schon den Beruf aus, Sohn Harald studierte in Göttingen Forstwirtschaft. Wegen der besseren Berufsaussichten blieb er nicht in Niedersachsen, sondern ging nach Hessen. Zuerst war er im Spessart, später in Frankfurt tätig. Von 1983 bis 1989 leitete er die obere Naturschutzbehörde in Gießen, von 1989 bis 1993 beim Regierungspräsidium das Dezernat Obere Forstbehörde.
Am 1. März 1993 wurde Voll die Leitung des Forstamtes Biebertal, seit 1997 Forstamt Wettenberg, anvertraut. Und dort hat er so manchen Sturm erlebt. Und das nicht nur im übertragenen Sinne. Lothar (2000), Kyrill (2007), Emma (2009) oder Friederike (2018), haben Spuren hinterlassen, die zu beheben waren. Voll sah seine Aufgabe aber nicht nur darin, Schäden zu beseitigen, sondern er setzte den Naturschutz auf verschiedenen Ebenen in »seinem« Wald um.
»Wenn man 26 1/2 Jahre ein Forstamt geleitet hat, dann bleibt doch ein bisschen Wehmut«, räumte Voll ein. »Es war eine spannende Zeit.« Waren es bei Dienstantritt als Forstamtsleiter rund 8200 Hektar, die er mit seinem Team zu bewirtschaften hatte, so sind es heute 18 500 Hektar. »Von den vergangenen zehn Jahren waren nur zwei normal«, sagte Voll, der aber auch weiß, dass er vieles richtig gemacht hat. Die Verjüngung des Buchenbestandes etwa. »Wenn wir das nicht gemacht hätten, würde es dem Wald schlimmer gehen.«
Voll ist es gelungen, den Spagat zwischen vernünftiger Waldbewirtschaftung und Naturschutz zu vollziehen. Und so sagte er zum Abschluss seiner Rede etwas, was sich alle vor Augen führen sollten, die irgendetwas mit dem Wald zu tun haben: »Der Wald ist nicht eine Geldquelle, das wird er auch nicht mehr werden. Er hat eine andere Funktion, die viel wichtiger ist.« (Foto: se)