Es ist noch alles offen
Wettenberg (so). Seit mehr als drei Jahren trägt sich ein Investor mit der Idee, das rund 7000 Quadratmeter große Areal an der nördlichen Wiesenstraße in Krofdorf-Gleiberg zu bebauen. Zwischen dem Wohnquartier »Baumäcker« und dem Gewerbegebiet am Heggraben soll Wohnraum entstehen.
Wenn heute Abend ab 20 Uhr der Bau- und Infrastrukturausschuss der Gemeindevertretung zusammentritt, dann liegt eine abermals überarbeitete Variante für Ein- und Mehrfamilienhäuser vor. Der Investor, das Unternehmen Immocomplexx, erhofft sich ein positives Signal der politischen Gremien.
Bislang wird die Fläche landwirtschaftlich genutzt. Sie war in den vergangenen Jahren bewusst von einer Bebauung freigehalten worden. Um aus Gründen des Lärmschutzes einen Puffer zwischen Wohnen und Gewerbe zu bewahren.
Zuletzt hatte Immocomplexx Mitte Mai eine Variante präsentiert, die folgendes vorsah: Drei Einfamilienhäuser, drei Doppelhäuser und zwei Mehrfamilienhäuser; in der Dimension orientiert an den Vorgaben des »Baumäcker«-Bebauungplanes. 20, maximal 21 Wohneinheiten könnten es werden. In den Mehrfamilienhäusern solle zudem mit einem Anteil von 20 bis 25 Prozent bezahlbarer Wohnraum entstehen.
Die aktuellen Ideen sind deutlich reduziert gegenüber den vor etlichen Monaten dargelegten Ideen einer stärker verdichteten Bebauung mit mehreren Mehrfamilienhäusern. Auf den ersten Immocomplexx-Entwurf mit fünf Einfamilienhäusern von 2019 folgten weitere mit teils sehr kräftiger Verdichtung und mehr als zwei Dutzend Wohneinheiten. Auch eine Lärmschutzwand war schon im Gespräch.
Grundsätzliche Bedenken
Derweil wiederholen die Inhaber der im Gewerbegebiet Heggraben ansässigen Betriebe respektive die Eigentümer der Gewerbe-Immobilien ihre grundsätzlichen Bedenken. Sie haben sich erneut mit einem Schreiben ans Rathaus und die kommunalpolitischen Gremien gewandt.
Herwig Bender, Sprecher der Gewerbetreibenden, weiß um die lange Vorgeschichte: Nach seiner Zählung ist es nunmehr der siebte Entwurf, der vorgestellt wird.
Bender in dieser Woche gegenüber der »Gießener Allgemeinen«: »Mit dem allerersten Entwurf des Planers könnten auch wir Unternehmer leben.« Der sah nämlich den Bau von fünf Ein- oder Zweifamilienhäusern vor. Vor allem aber zum Gewerbegebiet hin einen Lärmschutzwall und einen 30 Meter breiten Grünstreifen, Wall und Abstand sollen ausreichend sein, um Bewohner der Häuser vor Lärm zu schützen.
Bei dieser Position wissen die Unternehmer zudem die Industrie- und Handelskammer hinter sich: Diese hatte schon vor bald 20 Jahren für Wall und Grünstreifen plädiert, um die Betriebe gegen Einschränkungen in ihrer gewerblichen Tätigkeit - und damit in ihrem Bestand - abzusichern. Das ist bei einem Ortstermin im Jahr 2003 vereinbart worden. Fixiert wurde damals: »Im Flächennutzungsplan wird die Grünfläche zwischen dem Gewerbegebiet ›Krofdorf-Gleiberg Nord-Ost‹ und der geplanten Wohnbaufläche mit der Zweckbestimmung Immissionsschutz versehen und von 20 auf 30 Meter verbreitert.« Auch der Lärmschutzwall wurde seinerzeit verabredet - aber eben nicht aufgeschüttet.
Was ebenfalls Thema ist: Der Erhalt der Fläche als Grünland, damit dort bei starkem Regen Wasser versickern kann und die »Baumäcker«-Bewohner vor nassen Kellern schützt.
Entschieden ist derweil noch nichts: Es ist noch offen, ob dort überhaupt gebaut werden kann - und wenn ja - wie. Abschließend hat die Gemeindevertretung zu befinden, die auch einen Bebauungsplan für die Fläche aufstellen lassen müsste.
Der Infrastrukturausschuss tagt am heutigen Donnerstag ab 20 Uhr in der Krofdorfer Mehrzweckhalle. Die Sitzung ist öffentlich.