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Derbe Scherze und luftige Kunststücke

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Von: Volker Mattern

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© Volker Mattern

Wettenberg (m). Was sie dort geboten haben, war vom allerfeinsten. Die Krofdorf-Gleiberger Fastnachtsfreunde (KFF) hatten zur Prunksitzung geladen. 300 Aktive zauberten in 20 Programmpunkte eine Bühnenschau aufs närrische Parkett, die sich sehen und hören lassen konnte.

Wie von einem anderen Stern waren die Garde- und Showtänze, die den Saal zum Kochen brachten und den Worten »Choreografie und Synchronität« neue Bedeutung verliehen, wo Stimmungskanonen wie die »Gruppe ohne Weibsleut« (GOW) und die Harmonika-Junioren diesen Cocktail auf ihre Art würzten, wo Akteure in ihren Reden, Zwiegesprächen und Sketche brillierten, dass es eine wahre Freude war. Zu Recht ist der Veranstalter stolz - alles Eigengewächse, nichts eingekauft und eine gesunde Mischung aus Erfahrung und talentiertem Nachwuchs.

Ein Talent ganz eigener Art ist ohne Zweifel der Elferratspräsident, im siebten Jahr in dieser Funktion, und weiß Gott nicht das »verflixte Siebte« für Philipp Nickel. Sein Auftritt als Protokoller war der einzige Programmpunkt, bei dem man hätte eine Stecknadel fallen hören. Angemessene war sie, diese Aufmerksamkeit der gut 500 Närrinnen und Narrhalesen, bei seinem wohlgesetzten Worten, mit der Strahlkraft von Sternen, entrückt der Saal aus der Ebenedes Sehens in die des Hörens. Tiefgang hatten sie, mahnten, kritisierten, legten den Finger in Wunden, von denen es viele gibt auf diesem Planeten und regte zum Nachdenken an.

Es schmälert nicht die Leistungen von Prinzen-, Midi-, Jugend- und Gastgarden sowie den Showtanzformationen, wenn man den Auftritt der »Tanzpraktikanten« in eine Extraliga einordnet. Ihr Showtanz ließ die Fragen aufwerfen, ob es nach dem Praktikum überhaupt noch eine Steigerung geben kann. »Helau« war gestern - in Krofdorf ruft man seit dem Auftritt von Paul Kauer als durchaus liebliche »Weinkönigin«, nur noch »Chardonnay«. Kein Scherz, über was die »Scherzkekse« so ihre versteckten Scherze machten, Lokalcholorit malten und über die Golden Oldies sinnierten, als eine Veranstaltung, wo aus wenig viel gemacht wird, oder über süffisante Betrachtungen von »Stoß«-Zeiten im Bus«-Verkehr«.

Als »Bachelorettes« übten sich die beiden Ankes. Was wäre eine Sitzung ohne diese Ulknudeln mit ihren derb-herben Weisheiten, Sprüchen und fraglichen Wahrheiten: »Parshipen sei nichts anders als Schrottwichteln«. Wo andere über dicke Männer lästern, stellen sie fest, dass jede noch so dicke Kerze einen Docht hat. Auf dem besten Weg solch gehaltvoller Einlagen sind Carlche und Lenche, die als »Fassenachtsdoktoren« erfreuten. Pure Lebensfreude versprühten auch die Harmonika-Junioren. Kunst, Ästhetik und sportlich-akrobatische Hochleistungen an Stange und Ring zeigte Finja Rollshausen. Die Bewertung für das Männerballett fiel da eher vernichtend aus: O-Ton Elferratspräsident: »Sieht Scheiße aus und der Saal tobt trotzdem«. Unter Strich das Gesamtresümee nach dem großen Finale mit Hans Gerlach und Gundy Grygar: Alles richtig gemacht von den vielen Perlen der Krofdorf-Gleiberger Fastnacht.

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