Das Sterben ins Leben holen
Wettenberg (pm). Ein Tabuthema zu brechen, war die Idee der Religionslehrerinnen Jasmin Sayid und Emeli Hix, die ihren Schülern einen anderen Zugang zum Thema Sterben und Tod ermöglichen wollten. Dies ist mit der erstmaligen Veranstaltung des Hospizvereins an der Gesamtschule Gleiberger Land (GGL) mehr als gelungen. Den Kontakt zu dem seit 25 Jahren bestehenden Verein hatte Sayid ermöglicht, die hier selbst Mitglied und als ehrenamtliche Hospizbegleiterin aktiv tätig ist.
Der Abbau von Ängsten und das Aufeinanderzugehen standen* im Mittelpunkt der Veranstaltung für die Klassen 10 der Gesamtschule. Der stellvertretende Schulleiter Thomas Eckhardt betonte, wie wichtig Realbegegnungen für Schüler seien.
Die Koordinatorinnen des Vereins, Mirjam Weiß-Arzet und Marion Lücke-Schmidt stellten zunächst den Hospizverein Gießen und seine Aufgaben vor. Anschließend hatten die Schüler die Gelegenheit, die 13 eingeladenen Ehrenamtlichen in Kleingruppen zu ihrer Tätigkeit und Motivation zu interviewen. Dabei gibt es vier Bereiche, in welchen die Ehrenamtlichen des Vereins aktiv sind.
Wertvolle Entlastung
Das Hospiz Haus Samaria ist dabei nur ein Teil der Aufgabenfelder, außerdem gibt es die Palliativstation des Uniklinikums, auf welcher die ehrenamtlichen Mitarbeiter tätig sind sowie den Bereich der häuslichen Sterbebegleitung und die Besuche in Alten- und Pflegeheimen. Das Anliegen des Vereins ist es, sterbenden Menschen Zeit zu schenken, die Angehörigen bei Abschied und Trauer zu unterstützen und die Freunde und Familien der Angehörigen zu entlasten.
Eine Teilnehmerin aus Staufenberg erzählte den Schülern, dass sie Sterbebegleiterin geworden ist, weil sie dabei Menschen unterschiedlichster Couleur mit ihren Bedürfnissen und deren Geschichten kennenlerne. Sterbende wünschten sich Alltäglichkeiten, wie etwa ein gutes Essen oder jemanden, der mit ihnen noch einmal lacht. »Sterbende sind nicht tot, sondern genau solche Individuen mit Bedürfnissen wie alle anderen Menschen auch«, hieß es.
Eine andere Teilnehmerin versuchte den Schülern die positive Seite des Todes aufzuzeigen und den Tod aus der Tabuzone zu holen. »Es befriedigt ungemein, wenn man etwas Sinnvolles machen kann.« Die Schüler erfuhren, dass Sterbebegleiter eine neunmonatige Ausbildung absolvieren.
Viele werden Sterbebegleiter, da sie einen eigenen Verlust erlitten oder selbst eine Krankheit durchlebt haben und sie auf diese Weise der Gesellschaft etwas zurückgeben wollen. Im Allgemeinen stellt die Sterbebegleitung für die Ehrenamtlichen eine Bereicherung für deren Alltag dar und dient somit auch der persönlichen Weiterentwicklung. Der Hospizverein würde sich sehr freuen, wenn sich auch junge Leute hier mit einbringen würden. In der GGL kann man sich vorstellen, das Projekt mit dem Hospizverein Gießen jährlich auszurichten.