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Durchwachsene Bilanz nach „Golden Oldies“-Wochenende: Zu wenige Besucher

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Von: Rüdiger Soßdorf

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Einfach eine gute Zeit - hatten alle jene, die am Wochenende in Krofdorf waren - es waren nur zu wenige.
Einfach eine gute Zeit - hatten alle jene, die am Wochenende in Krofdorf waren - es waren nur zu wenige. © Ruediger Sossdorf

»Golden Oldies - Just Concert« muss einmalig bleiben. Die Gemeinde Wettenberg verspricht stattdessen für das kommende Jahr wieder die ganz große Party.

Wettenberg – Seine Katerstimmung, die wolle er nicht verhehlen, räumt Marc Nees ein. Der Wettenberger Bürgermeister zieht eine wahrlich durchwachsene Bilanz des »Golden Oldies«-Wochenendes. Denn trotzt eines qualitativ hochwertigen Musikangebots blieben die Besucherzahlen deutlich hinter dem zurück, was möglich war und was erhofft wurde. Es waren wohl nicht mehr als 3500 Besucher, die am Freitag- und am Samstagabend in Krofdorf-Gleiberg feierten.

Von den 6000 geplanten Eintrittskarten zum Stückpreis von 22,50 Euro ist nur gut die Hälfte verkauft worden. Unterm Strich zu wenig. »Wir haben uns deutlich mehr gewünscht«, sagt Nees. Da wird am Montagmorgen bei einem ersten Bilanzieren im Wettenberger Rathaus auch gar nichts schöngeredet.

„Golden Oldies“ in Wettenberg (Kreis Gießen): Großes Fest für 2023 geplant

Jetzt gilt es zum einen, Analyse zu betreiben, und zum anderen, den Blick nach vorn zu richten, auf das Jahr 2023.

Die Ansage zu Punkt Nummer zwei ist für Nees und die beiden Festivalverantwortlichen im Rathaus, Alexander Bath und Christoph Ludwig, eindeutig: »2023 brennen wir ein richtiges Feuerwerk ab!« Für die Macher außer Frage: Es soll und muss wieder ein volles Programm mit allem Drum und Dran geben.

Nach zwei Jahren der Pause und einer »Light«-Auflage unter dem Motto »Just Concert« mit acht Bands auf zwei Bühnen und einem kleinen, feinen Kinderprogramm soll 2023 wieder durchgestartet werden. Mit Oldtimern, mit Rahmenprogramm, mit Musik auf neun Bühnen von Freitag bis Sonntag - in die Vollen sozusagen. Schon jetzt weiß man um den immensen Druck: »Wir sind dann zum Erfolg verdammt.«

„Golden Oldies“-Fanartikel beim Festival in Wettenberg (Kreis Gießen).
„Golden Oldies“-Fanartikel beim Festival in Wettenberg (Kreis Gießen). © Ruediger Sossdorf

Kreis Gießen: Corona macht „Golden Oldies“ einen Strich durch die Rechnung

Warum aber wurde in diesem Jahr mit solcher Zurückhaltung agiert, nachdem bereits 2019 die Weichen für einen Relaunch gestellt worden waren mit neuer künstlerischer Leitung, mit neuen Ideen für Themen-Bühnen, mit der Öffnung zu Musik und Motoren auch der 1980er Jahre?

Corona hat da einen dicken Strich durch die Rechnung gemacht. Man dürfe nicht vergessen, sagt Ludwig: Bis Anfang April war Lockdown. Und da habe die Politik in Wettenberg eher zu Vorsicht geraten - eben weil nicht absehbar war, wie sich der Sommer entwickelt. Und im Mai sei es nicht mehr möglich, nochmals auf »groß« umzustellen.

Der Bürgermeister gibt einen weiteren, ihm wichtigen Punkt zu bedenken: Wie bei kaum einer anderen Veranstaltung dieser Größenordnung sei man in Krofdorf-Gleiberg auf die Bürger angewiesen, wenn man für knapp drei Tage das Dorf sperren und in einen Ausnahmezustand versetzen wolle. Kassendienste, Bühnenbetreuung, Parkplatzeinweisung, etc. - da wird seit Jahren vieles ehrenamtlich gestemmt. »Für das Festival ist es lebensnotwendig, dass die Menschen mitziehen«, sagt Alex Bath. Und Nees ist sich sicher: »Wenn unsere Bürger das nicht mehr mittragen, dann können wir dichtmachen.«

„Golden Oldies“ in der „Light-Version“: Die richtige Entscheidung

Bis in den Frühsommer hinein habe es aus der Bevölkerung immer wieder mahnende Stimmen gegeben, die fragten, ob das Festival überhaupt in diesem Jahr laufen könne angesichts von Inzidenzen, die bis Juli sogar auf Werte über 1000 schnellten. Neben anderem also eine Frage der Akzeptanz. Die wolle und dürfe man nicht aufs Spiel setzen, ist für Nees klar. Er steht zur »Light-Version« in diesem Jahr: »Die Entscheidung, die wir im ausgehenden Winter gefällt haben, war richtig.« 2022 müsse aber als »Übergangsjahr« einmalig bleiben.

Auch die Bands konnten nicht genügend Menschen zum Besuch des „Golden Oldies“-Festivals in Wettenberg bringen.
Auch die Bands konnten nicht genügend Menschen zum Besuch der © Ruediger Sossdorf

Was ebenfalls klar war und ist: Das Festival hat in diesem Jahr Geld gekostet. Die Gemeinde ist als Veranstalter weit von einer »schwarzen Null« entfernt, federt dies mit eine Rücklage ab, die in guten Jahren gebildet wurde. Da hilft es auch nicht, dass das Ticket je Abend mehr als 20 Euro gekostet hat, was angesichts des »schmalen« Angebots für Unmut bei Gästen sorgte. Der Veranstalter rechnet derweil gegen: Auch eine Kinokarte kommt heute schon auf 12 oder 13 Euro - für anderthalb Stunden Film. Über Ticketpreise fürs kommende Jahr ist freilich noch nicht entschieden. (Rüdiger Soßdorf)

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