Eigentümer sollen Baulücken in Wettenberg schließen: Gemeinde will mit Steuer nachhelfen

»Enkelchen-Grundstücke« nennt sie der Volksmund. In Wettenberg sinnt man darauf, Baulücken zu aktivieren – mit Hilfe der Grundsteuer C.
Wettenberg – Fast 100 Baulücken gibt es derzeit in den drei Wettenberg-Dörfern. Das hat eine Überprüfung durch die Verwaltung ergeben, die die rot-grüne Koalition im Februar initiiert hatte. Das Ziel: herauszufinden, wie viele Grundstücke sofort bebaubar sind.
35 Baulücken in Krofdorf-Gleiberg, deren 33 in Wißmar und 30 in Launsbach addieren sich auf rund 70 000 Quadratmeter auf; also Grundstücksgrößen von durchschnittlich 700 Quadratmetern. Erfasst wurden einzig Grundstücke in Privatbesitz, die erschlossen und umgehend bebaubar sind, nicht aber Flächen in zweiter Reihe, die für Nachverdichtung zu nutzen wären.
Warum Eigentümer Grundstücke aufheben, dafür kann es viele Gründe geben: Reserviert fürs Enkelchen oder zurückgehalten in der Hoffnung auf weitere Wertsteigerung. Es ist kein Wettenberger Spezifikum, sondern findet sich vielerorts. Fakt ist: Diese Flächen sind dem Markt entzogen.
Steuer in Wettenberg soll Grundstücksbesitzer zur Bebauung überreden
In Wettenberg sinnt man auf Instrumente, um diese Grundstücke auch tatsächlich mit Wohnhäusern bebauen zu lassen. Ein möglicher Ansatz ist die geplante Grundsteuer C. Diese Steuer auf erschlossene, aber nicht genutzte Bauplätze können Kommunen mit der Grundsteuerreform ab 2025 einführen. Der Ansatz: Die Flächen mit höheren Steuern zu belegen und damit Eigentümer zu motivieren, doch eine Bebauung herbeizuführen.
Wie hoch diese Steuer maximal sein darf, das legte Bürgermeister Marc Nees den Gemeindevertretern am Donnerstag bereits dar: Maximal das Fünffache der Grundsteuer B auf bebaute Grundstücke. Beispielrechnungen auf Grundlage heute bekannter Zahlen zeigen: Auf Eigentümer von Baulücken könnten Mehrbelastungen in Größenordnungen zwischen 90 und 250 Euro im Jahr zukommen.
Unbebaute Grundstücke in Wettenberg: Erfolg der Grundsteuer C ungewiss
Ob dies Grundstücksbesitzer dazu bewegen könnte, zu verkaufen oder selbst zu bauen, das müsse bezweifelt werden, schaut Nees angesichts der faktisch geringen Mehrbelastung skeptisch auf eine Grundsteuer C. Die Steuer allein sei jedenfalls kein geeignetes Instrument. Zudem sieht der Bürgermeister aufgrund der Baupreisentwicklung und der Situation auf dem Geldmarkt eine eher geringe Bereitschaft der Menschen, selbst zu bauen oder ein Grundstück zu verkaufen.
»Es ist kein Anreiz, ein Grundstück zu bebauen, wenn man im Jahr vielleicht einen Hunderter mehr zahlen muss«, zeigte sich SPD-Fraktionschef Ulrich Ellinghaus enttäuscht von den Perspektiven, die eine Grundsteuer C bietet. Und CDU-Fraktionsvorsitzender Dr. Gerhard Noeske regte an, über die Baulücken hinaus unbebaute Flächen in den Blick zu nehmen, die nachverdichtet werden können. »Das Übelste ist, untätig zu bleiben und uns von Investoren treiben zu lassen«, mahnte Noeske mehr kommunale Initiative an. Da gelte es, Bebauungspläne zu überprüfen, um zu schauen, wo man verdichten könne und wo nicht. - Das Thema bleibt im Geschäftsgang. (Rüdiger Soßdorf)
Auch das Gewerbegebiet im Wettenberger Ortsteil Launsbach soll erweitert werden. Der Bebauungsplan steht bereits.