Wasser marsch!

Wie bringt man Kindern am anschaulichsten bei, dass das sprudelnde Nass aus dem Wasserhahn keine Selbstverständlichkeit ist? Am besten mit einem Besuch beim Wasserwerk Queckborn. Seit Jahren schon gehört er daher bei vielen Kommunen zum Standardprogramm bei den Ferienspielen, auch in Reiskirchen.
Trinkwasser gilt als Selbstverständlichkeit, das immer auf Abruf zur Verfügung steht. Doch woher kommt eigentlich das Wasser, das aus dem Hahn sprudelt? Dieser Frage sind jüngst die Ferienspielkinder aus Reiskirchen nachgegangen. »Wasseraction« heißt die Veranstaltung, die viele Kommunen in Zusammenarbeit mit den Stadtwerken Gießen im Rahmen der Ferienspiele anbieten. Und was eignet sich besser als Lern- und Erlebnisort als das Wasserwerk in Queckborn?
»Es ist wichtig, schon früh den Kindern beizubringen, dass Wasser und der Zugriff darauf ein hohes Privileg darstellt«, erklärt Sebastian Stumpf, der Leiter der Jugendpflege in Reiskirchen. Dass hierbei sogar noch ein regionales Wasserwerk im Mittelpunkt stehe, sei laut dem Jugendpfleger etwas Besonderes, da »durch die Regionalität ein starker Bezug zur eigenen Heimat aufgebaut wird«.
Bevor die Ferienspielkinder selbst ans Wasser dürfen, kommt der theoretische Teil. Diesen übernimmt Melina Lischke, die die Grundschüler auch durch den ganzen Vormittag begleitet. Mit einem kurzen Film und einer anschließenden Fragerunde bringt sie den Kindern das Thema »Wasser und seine Herkunft« näher.
Wer nun meint, dass das für die Sechs- bis Zehnjährigen Neuland ist, der irrt. Einige von ihnen haben sich bereits mit dem Thema beschäftigt. Egal ob Kläranlagen oder der Wasserkreislauf - die Kinder wissen mit grundsätzlichen Kenntnissen zum Thema zu überzeugen.
»Das hat mich ein wenig überrascht«, sagt Lischke. Die Studentin ist in diesem Sommer für alle Ferienspielveranstaltungen im Wasserwerk Queckborn zuständig. Und auch wenn es dieses Angebot bereits seit mehr als 20 Jahren gibt, das Interesse ist bei den Kleinen weiter vorhanden: »Bisher waren die Veranstaltungen immer gut besucht. Die Kinder haben mitgemacht und scheinen viel Spaß zu haben«, sagt Lischke.
Nach der Theorie sollen die Kleinen ihr Wissen in der Praxis umsetzten. In drei Wasserspielen wird das Gelernte angewendet. Der Clou: Anders als etwa bei einer klassischen Wasserschlacht, bei der viel Flüssigkeit verbraucht wird, stehen die Spiele in Queckborn unter dem Motto »Möglichst viel Wasser sparen«.
Da ist zum einen der »Wasserparcours«. Anhand eines Pools und mehrerer Regenrinnen wird so der Wasserkreislauf dargestellt. Ein anderes Spiel nennt sich »Wasser für dein Dorf« und beschäftigt sich mit der Versorgung der Haushalte. Nachdem die Kleinen das Wasser aus einem Brunnen gepumpt haben, müssen sie mit ihren vollen Eimern einen Parcours überwinden, wobei so wenig Wasser wie möglich verloren werden darf, damit die »wartenden Familien«, die durch leere Eimer repräsentiert werden, das benötigte Wasser benutzen können.
Doch wie viel können Kinder wirklich von solch einer Aktion mitnehmen? Mehr als man denke, sagt Stumpf, »im täglichen Umgang ist der Einfluss solcher Ausflüge spürbar.« Der Jugendpfleger habe es bereits erlebt, dass ihn anschließend Kinder darauf hinweisen, dass er doch den Wasserhahn zudrehen solle.
Für Stumpf soll solch ein Ausflug aber nicht nur eine simple Lernveranstaltung sein. »Bei den Ferienspielen geht es darum, dass das Kind Kind sein darf und sich beim Spielen auch mal schmutzig macht«, sagt Stumpf. Dabei sollen die Veranstaltungen eine sinnvolle Abwechslung zum Schulalltag darstellen. »Wir wollen die Kleinen von den Bildschirmen wegziehen und sie nach draußen in die Natur locken. Nur wenn man ihnen zeigt, was die Außenwelt zu bieten hat, werden sie auch selbstständig rausgehen.«
Und wie können Kinder eigenständig Wasser sparen? Expertin Lischke kann diese Frage beantworten und hat einige Tipps parat. »Eigentlich sind das einfache Sachen«, sagt sie, »nicht so lange duschen oder beim Zähneputzen immer den Wasserhahn zu drehen.« Die 20-Jährige hofft, dass »die Kinder mitnehmen, dass Wasser ein elementarer Bestandteil unseres Lebens ist und wir sparsam damit umgehen müssen«.