Wasser für Fellingshausen

Unweit des Krumbacher Kreuzes, am Osthang des Dünsbergs, da findet der aufmerksame Wanderer ein Pumpenhaus. Ein Relikt der Wasserversorgung von Fellingshausen in den 1930er und 40er Jahren. Über Jahrzehnte war es aus dem Blick, heute harrt es der Wiederentdeckung.
Wenn die Fellingshäuser die Blumen auf den Gräbern ihrer Toten gießen, dann tun sie das mit Wasser vom Dünsberg - ganz so wie vor bald 100 Jahren. Und auch der kleine Springbrunnen in der Grünanlage vor dem Friedhof sowie eine Löschwasserzisterne werden aus dem alten Born gespeist.
Die gesamte weitere Wasserversorgung des Dorfes hängt heute am kommunalen Trinkwassernetz, das sich vornehmlich aus den zwei Quellen im Dünsbergsgrund nahe der Obermühle speist.
1926 war es, als die Fellingshäuser ihre erste Wasserleitung bekamen. Zuvor schöpften sie ihr Wasser aus 30 privaten und vier öffentlichen Brunnen im Dorf. Letztere standen an der Linde, in der Borngasse, in der Beu und an der Schule. Gespeist wurde die erste Wasserleitung aus zwei Quellen am Dünsberg; eine davon in einem 117 Meter langen Stollen im Berg an der sogenannten Krumbacher Rutsche, 30 Meter unter der Erde. In dieser Zeit, Mitte der 1920er Jahre, wurde auch der erste Hochbehälter mit zwei Wasserkammern gebaut, oberhalb des Dorfes nahe dem Krumbacher Kreuz. Er ist heute noch markant von der Straße aus zu sehen.
Doch der Zufluss aus den Quellen reichte nicht aus; sie waren wohl nicht ergiebig genug. So wurde schon bald auf Abhilfe gesonnen, auf dass man im Sommer nicht unter Trockenheit leide. Mitte der 1930er Jahre wurde ein weiterer Brunnen gebohrt, mit einer Tiefe von 15 Metern im sogenannten Lammert. Die Arbeiten führte der Krofdorfer Unternehmer Ludwig Wagner aus. Dort wurde ein kleines Brunnenhaus mit einer Pumpe errichtet. Von da aus führte eine Leitung mit 80 Millimetern Durchmesser über rund 300 Meter durch die Wiesen zum Hochbehälter nahe der Chaussee nach Krumbach. Zweimal in der Woche musste sich Pumpwart Philipp Weber auf den Weg zum Lammert machen und dort die Pumpe anwerfen, die von einem Benzinmotor angetrieben wurde. Dies, um über die armesdicke Leitung das kostbare Nass zum Hochbehälter zu befördern. Gut zwölf Jahre wurde das so praktiziert, bis 1948.
Dann nämlich wurde die Wasserversorgung von Fellingshausen erneut umgestellt. Nach dem Zweiten Weltkrieg wuchs die Dorfbevölkerung auch durch den Zuzug von Flüchtlingen nochmals kräftig an. Allein 1946 kamen 300 weitere Menschen ins Dorf. Das Wasser aus den Brunnen im Dorf und von den Quellen am Dünsberg reichte nicht mehr aus.
»Da früher der Samstag allgemeiner Badetag für die Menschen war und damit zusätzlich Wasser aus dem Brunnen benötigt wurde, war am Samstagnachmittag der Wasservorrat aus diesem Brunnen erschöpft«, schrieb vor etlichen Jahren der Fellingshäuser Walter Pausch († 2017) seine Erinnerungen an den privaten Brunnen auf, der auf dem Grundstück seines Elternhauses bestand und das »Unterdorf« mit zusätzlichem Wasser versorgte. Nach dem Badetag war erst am Sonntagmorgen wieder eine Wasserentnahme möglich.
Pausch ist es zu verdanken, dass die Geschichte der Wasserversorgung in seinem Heimatdorf gut dokumentiert ist. Vor einigen Jahren blickte er in einem Beitrag zur Festschrift anlässlich eines Feuerwehrjubiläums ausführlich auf 80 Jahre Wasserversorgung in Fellingshausen zurück.
1948 wurde dann ein neuer, sehr ergiebiger Brunnen im Dünsbergsgrund in der Nähe der Obermühle erschlossen, der hernach das Wasser für die Menschen im Dorf lieferte. 1953 wurde zudem ein neuer Hochbehälter oberhalb des Sportplatzes gebaut, der bis heute in Funktion ist.
Zurück zum Pumpenhäuschen von 1936: Das wurde also wenige Jahre nach dem Krieg nicht mehr benötigt, wurde sich selbst und der Natur überlassen. Heute dämmert es unweit des Parkplatzes am Krumbacher Kreuz im Dornröschenschlaf vor sich hin.
Der Ortsbeirat von Fellingshausen hat sich auf Anregung von Thorsten Cramer (CDU) schon einmal mit der Frage befasst, das bald 90 Jahre alte Bauwerk zu sanieren - ganz so, wie es beispielsweise andernorts geschehen ist. Etwa in Leihgestern, wo sich engagierte Bürger zusammenfanden, um einen nicht mehr benötigten Hochbehälter vor dem Abriss zu retten. »Ich würde mich freuen, wenn man es auch hier angeht«, sagt der heimatkundlich interessierte Thorsten Cramer. Und freut sich darauf, dabei seine Tat- und Arbeitskraft einzubringen.

