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Was geht im Fernewald?

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Von: Ursula Sommerlad

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Im Waldgebiet zwischen Steinbach, Annerod und Oppenrod liegt die Windvorrangfläche 4114. Hier könnten als interkommunales Projekt fünf bis sieben Windräder entstehen. So weit ist es noch nicht. Zunächst werden die Möglichkeiten sondiert. FOTO: US © Ursula Sommerlad

Ob sich die Gemeinde Fernwald tatsächlich gemeinsam mit Gießen und Buseck am Bau von Windrädern beteiligen will, wird zu einem späteren Zeitpunkt entschieden. Zunächst einmal sollen die Möglichkeiten für ein solches interkommunales Projekt ausgelotet werden.

Die Diskussion um den möglichen Bau von fünf bis sieben Windrädern im Fernewald hat die kommunalen Gremien erreicht. Doch von einer abschließenden Entscheidung sind die Kommunalpolitiker noch weit entfernt. »Ob wir das wollen, wird zu einem späteren Zeitpunkt entschieden«, stellte Bürgermeister Manuel Rosenke am Mittwoch gleich zu Beginn der gemeinsamen Sitzung der Parlamentsausschüsse im Sitzungssaal der Fernwaldhalle klar. Zunächst einmal ging es um einen Grundsatzbeschluss zur möglichen Entwicklung der 153 Hektar großen Windvorrangfläche 4114 im Wald zwischen Steinbach, Annerod und Oppenrod. Der Ausschuss für Bauen und Umwelt und der Haupt- und Finanzausschuss fassten ihn einstimmig.

Die Windvorrangfläche 4114 liegt in den Gemarkungen von Fernwald und Buseck. Der Grundbesitz ist allerdings weiter gestreut. Auch der Stadt Gießen und einer Privatperson gehören Flächen. Wie Bürgermeister Manuel Rosenke berichtete, ist nun die Stadt Gießen auf die beiden Nachbargemeinden zugekommen. Vorschlag: Wenn man die Fläche entwickeln wolle, dann sollte man es gemeinsam tun.

Darum geht es nun bei dem Grundsatzbeschluss. Er ermächtigt die Verwaltungen der drei Kommunen, verschiedene Möglichkeiten für ein interkommunales Projekt auszuloten, Gespräche mit Projektierern zu führen und Beteiligungsmöglichkeiten zu prüfen. In der Diskussion wurde dabei mehrfach als mögliches Vorbild der Solarpark in Albach genannt, an dem sich unter Regie der Sonnenland eG Bürger auch direkt beteiligen konnten.

»Bei der Entwicklung des Windparks ist die Beteiligung der Anliegerkommunen und deren Bürger*innen eine Voraussetzung«, heißt es in dem Grundsatzbeschluss. Die Einbeziehung der betroffenen Anrainer war auch ein Schwerpunkt der Diskussion in den Ausschüssen. Peter Steil von der CDU/FDP-Fraktion forderte, eine Bürgerbeteiligung so zu gestalten, dass die Leute trotz hoher Inflationsrate am Ende tatsächlich etwas in der Tasche haben. Behzad Borhani (Grüne) legte vor allem Wert auf eine umfassende Information. Schon jetzt seien allerlei Gerüchte im Umlauf. »Die Fernwälder Bürgerinnen und Bürger sollen wissen, was auf sie zukommt.« Auf Vorschlag der Grünen wurde ein weiterer Passus in den Grundsatzbeschluss aufgenommen, der potenziellen Projektierern ein klares Kommunikationskonzept abverlangt. Eine Besichtigung der potenziellen Standorte, die FW-Mann Peter Holl ins Spiel brachte, ist laut Rosenke aktuell nicht möglich. Noch sei gar nicht klar, wo genau auf dieser 153 Hektar großen Fläche im Fernewald die Mühlen stehen würden.

Stefan Becker (Freie Wähler) machte auf die speziellen Eigentumsverhältnisse in dieser Windvorrangsfläche aufmerksam. »Eine ziemliche Gemengelage«, lautete seine Beschreibung. Ob denn auch mit dem privaten Eigentümer Gespräche vorgesehen seien? Aktuell gibt es dazu keine konkreten Pläne. Der Bürgermeister konnte aber bestätigen, dass auf der privaten Fläche bereits Probebohrungen durch einen Projektierer stattgefunden haben - und zwar völlig unabhängig von den nun laufenden interkommunalen Überlegungen. Auf einen Punkt machte Rosenke in diesem Zusammenhang aufmerksam: Auch falls Fernwald Nein sagen sollte, ist der Bau von Windrädern im Fernewald nicht auszuschließen. Sowohl der Privateigentümer als auch die Stadt Gießen könnten für Windkraftanlagen auf ihren eigenen Flächen grünes Licht geben.

Das wäre dann die gleiche Situation, wie sie auf der Windvorrangfläche am Höhlerberg entstanden ist. 2018 hatte sich die Fernwälder Gemeindevertretung mit breiter Mehrheit gegen einen Pachtvertrag mit den Investoren des geplanten Windparks ausgesprochen. Das Nein war vergebens, denn das Windrad soll trotzdem gebaut werden: ein wenig versetzt auf einer Fläche, die der Stadt Pohlheim gehört. Noch läuft das Genehmigungsverfahren. Doch im Falle einer Realisierung wird Pohlheim von der Pacht profitieren.

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