Vom Charme des Mordens

Bei grünen Wackelpudding kann Huberta einfach nicht Nein sagen. Und exakt 15 Paar rote Schuhe hat sie im Schrank stehen. Besser kennenlernen kann man Huberta am kommenden Sonntag in der Kreis-Volkshochschule in Lich. Dort wird Barbara Kluge aus ihrem Buch »Huberta und der Charme des Mordens« vorlesen.
Eigentlich ist Huberta eine ganz normale Frau. Eigentlich - wären da nicht diese Kleinigkeiten, die ihr manchmal auffallen und dieses Gespür dafür, dass irgendetwas nicht stimmen könnte. Bei 24 Miniaturen - wie Barbara Kluge ihre Kurzgeschichten nennt - erlebt man so einige Episoden aus Hubertas Leben und kann darüber schmunzeln.
»Die Geschichten von Huberta sind einfach nur Unterhaltung«, erzählt Kluge beim Gespräch in ihrem Wohnzimmer in Lich. »Sie sind etwas für die Leichtigkeit des Seins.« Dabei hatte die promovierte Erziehungswissenschaftlerin gar nicht geplant, ein Buch zu schreiben. »Die Miniaturen sind einfach so aus Spaß an der Freude entstanden.«
Schuld daran war ein Seminar, das sie bei den Hessischen Landfrauen gegeben hatte. Nachdem sie sich schon verschiedenen Frauen literarisch genährt hatten, wollten die Damen einmal einen Krimi schreiben, berichtet die 75-Jährige. Also kam das Seminar »Ohne Krimi geht die Mimi nie ins Bett« zu Stande. »Dort haben wir verschiedene Lernziele erarbeitet«, erinnert sich Kluge. Unter anderem ging es darum, die Biografie des Ermittlers zu entwerfen, um seine Essgewohnheiten und seine Macken zu definieren. Auch verschiedene Mordarten haben sich die Landfrauen angeschaut und bei den möglichen Tatorten ihre Fantasie spielen lassen.
Bei Kluge ist so Huberta entstanden. »Sie ist begabt mit einer gewissen Sensibilität, und sie hat auch eine ausgeprägte Fantasie«, beschreibt Kluge ihre Protagonistin. »Sie geht seismografisch durchs Leben und sieht selbst in der hellsten Ecke noch etwas Dunkles.« Das kann beim Besuch im Schrebergarten ihrer Freundin Margarete sein, auf dem Architekten-Ball, im Mallorca-Urlaub oder im Fitnessstudio.
Immer wieder kamen der Autorin neue Ideen zu kleinen Geschichten, die sie immer dann schreibt, wenn sie »ein Plätzchen im beständig Unberechenbaren des Alltags findet - und wenn der innere Zensor schweigt«, wie sie sagt.
Als sie im Jahr 2019 24 dieser Miniaturen auf bloßen Zetteln zusammen hatte, war ihre Tochter der Meinung, dass es Zeit wäre, sie in einem Buch herauszugeben. Gewählt hat Kluge dafür das Pseudonym Barbara Janata, weil dies der Nachname des Großvaters ihres Ehemannes Wolfhard Kluge ist und einfach schön klingt.
Gedichte und Biografisches
Mit Ehemann Wolfhard, der Germanistikprofessor ist und mit dem sie seit 55 Jahren verheiratet ist, teilt Barbara Kluge noch eine Leidenschaft: Gedichte. Seit zehn Jahren wählen sie jeden Monat für die Stadtbibliothek in Lich ein Gedicht zum Mitnehmen aus.
»Es ist eine Freude, im Leben mehrere Dinge zu machen«, erzählt Kluge, die zum Beispiel auch schon künstlerisch tätig war. »Immer wenn sich etwas ergeben hat, habe ich es gemacht.« Vielleicht kann man deshalb irgendwann noch mehr von ihr lesen. »Ich bin zurzeit ins Biografische eingetaucht«, erzählt sie. Sie möchte die Geschichte ihre Eltern aufschreiben. Dass ihr Vater ihr einen Koffer mit 180 Seidenkrawatten hinterlassen hat, ist dabei nur der Anfang.
»Huberta und der Charme des Mordens« hat noch keine ISBN-Nummer und man kann das Buch ausschließlich bei Barbara Kluge direkt erhalten. Oder aber bei ihrer Lesung am Sonntag in der Kreisvolkshochschule in Lich. Dort wird zuvor Fritz Kremser Gedichte lesen. Beginn ist um 17 Uhr, Veranstalter ist der Förderverein Stadtbibliothek Lich.