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Virus bremst Immobilien-Rallye nicht aus

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Von: Thomas Brückner

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Ob Wohnbauflächen, frei stehende Ein- und Zweifamilienhäuser oder Eigentumswohnungen: Das Interesse an den eigenen vier Wänden ist ungebrochen. Dass der Run aufs »Betongold« auch vom Virus nicht ausgebremst wurde, zeigt der neue Immobilienmarktbericht.

Alljährlich zieht das Amt für Bodenmanagement für die Kreise Lahn-Dill, Gießen und Marburg-Biedenkopf (ohne die Städte Gießen und Marburg) Bilanz. Was die Behörde, genauer der Gutachterausschuss, mit dem Immobilienmarkt vor allem liefert, ist Transparenz.

Wie haben sich Angebot und Nachfrage entwickelt, in welche Richtung tendierten die Preise für Baugrundstücke, Häuser oder Eigentumswohnungen - der 117 Seiten starke Bericht liefert die Antworten.

Etwas früher als gewohnt - auf eine erste »Trendmeldung« hatte man diesmal verzichtet - präsentierte das Marburger »Katasteramt« am Donnerstag die neuen Daten auf Basis der 2021 geschlossenen Kaufverträge.

Was eingangs skizzierten Zuständigkeitsbereich angeht, so sehen die Gutachter die Nachfrage nach Immobilien »auf einem konstant hohen Niveau«. So stieg der Geldumsatz aus allen Teilmärkten weiter an, gegenüber dem Vorjahr um 8,7 Prozent auf 1,45 Milliarden Euro. Und das bei einem Rückgang der Eigentumsübergänge um 3,6 Prozent auf 10 038.

Dazu passt auch dieses Ergebnis der Gutachter: Der Flächenumsatz aller unbebauten Grundstücke sank um satte 17,7 Prozent, von 1558 auf 1282 Hektar.

Nackte Zahlen zwar, aber doch der Beleg eines ungebrochenen Trends hin zum »Betongold«. Die Folge von weiter hoher Nachfrage bei weiter rückläufigem Angebot: Die Preisrallye auf dem Immobilienmarkt setzt sich fort. Wer erwartet hätte, die Unsicherheit in Zeiten der Pandemie könnte einen dämpfenden Einfluss nehmen, sieht sich getäuscht.

Was speziell den Landkreis Gießen (ohne Stadt Gießen) angeht, so fallen auch für 2021 deutliche Unterschiede ins Auge.

Hohes Angebot in Lich und Grünberg

Der Traum vom eigenen Häuschen nahm so vor allem in Lich und Grünberg Gestalt an. Will sagen: 33 beziehungsweise 28 Verkäufe von Bauland konnten dort beurkundet werden. Auch bezogen auf die letzten drei Jahre nahmen die Bier- und Gallusstädter mit insgesamt 82 beziehungsweise 91 verkauften Parzellen die ersten Plätze ein. Zum Vergleich: In den flächenmäßig kleinen Gemeinden Heuchelheim und Fernwald kamen seit 2019 nur neun beziehungsweise sieben Baulandverkäufe zum Abschluss,

Beim Spitzenrang Grünbergs dürfte es in naher Zukunft bleiben: Die 115 Grundstücke im Abschnitt III des »Baumgartenfeld« sind zu 98 Prozent verkauft, und für Abschnitt IV gibt es bereits 160 Anfragen für die rund 60 Bauplätze in der Kernstadt,

2021 kannten die Preise auch im Gießener Land nur eine Richtung: aufwärts. Wie in den Vorjahren mussten die Käufer wiederum im »Speckgürtel« rund um Gießen am meisten hinblättern. Der mittlere Preis je Quadratmeter erschlossenes Wohnbauland betrug in Linden, Heuchelheim, und Wettenberg, aber auch in den westlichen Ortsteilen von Pohlheim und Buseck, 307 Euro. 36 Euro mehr als im Jahr davor. Ebenso nicht neu: Besagter Spitzenpreis wurde ebenfalls in Lich aufgerufen.

Nur kurz zu den Gewerbeflächen: Die höchsten Preise wurden mit über 75 Euro pro Quadratmeter in Linden und Pohlheim verbucht.

Ungebremst nicht minder der Trend bei frei stehenden Ein- und Zweifamilienhäusern: Auch wenn mit 431 Objekten 50 weniger als 2020 gehandelt wurden, stieg der Geldumsatz um drei auf 125 Millionen Euro. Nicht anders als bei den Wohnbauflächen ragt hier das Gießener Umland heraus.

Mit einem mittleren Wert aller Verkäufe in Höhe von 430 000 Euro ist Heuchelheim Spitze. Während in Wettenberg mit 779 000 Euro das teuerste Objekt über den Notartisch ging; und zwar mit Abstand, folgen doch auf den Plätzen Lich und Heuchelheim mit »schlappen« 679 000 und 652 000 Euro.

Ein Abflachen der Kurve ist ebenso wenig bei den Eigentumswohnungen zu beobachten. Im Kreisgebiet (nochmals ohne Stadt) kostete der Quadratmeter im Schnitt 2098 Euro, zwei Jahre zuvor hatte der statistische Käufer 508 Euro weniger bezahlt.

Der Handel mit Eigentumswohnungen freilich spielt im Gießener Land eine untergeordnete Rolle. Apropos unten: Die günstigsten Objekte meldete 2021 Rabenau. Bei zwei Wiederverkäufen wurde ein mittlerer Verkehrswert von 1036 Euro pro Quadratmeter ermittelt. Der Spitzenplatz ging mit 3044 Euro pro Quadratmeter an Heuchelheim - wobei potenzielle Käufer dies wohl kaum mit »spitzenmäßig« kommentieren dürften.

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