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Vier-Tage-Woche und Wärmestube?

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Von: Rüdiger Soßdorf

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Weihnachtsbeleuchtung - wie hier in Lich - ist ein emotional besetztes Thema. Vor allem, wenn diskutiert wird, ob sie reduziert werden könnte. ARCHIV © Red

Kalte Duschen, dunkle Straßen des Nachts, reduzierte Öffnungszeiten der öffentlichen Verwaltungen? In den Kommunen im Kreis wird derzeit beraten, wie Energie gespart werden kann. Bis Mitte Oktober sollen Empfehlungen vorliegen.

Heuchelheimer und Kinzenbacher werden womöglich im Winter in die Sporthalle an der Schwimmbadstraße oder in den leer stehenden Kindergarten am Weiherplatz gehen können, wenn bei ihnen die Heizung mangels Gas oder Öl ausfällt. Die Gemeinde plant, dort »Wärmestuben« einzurichten, damit kein Bürger Gefahr läuft, zu Hause im Kalten sitzen zu müssen. Auch wenn derzeit noch die Spätsommer-Sonne wärmt, Heuchelheim bereitet sich, wie alle anderen Kommunen landauf, landab auch, auf etwaige Versorgungsengpässe vor. Vorkehrungen für den Fall der Fälle.

Darüber hinaus gilt als oberste Devise: Energie sparen, wo immer es geht. Die Kreisbürgermeister haben sich am Dienstag in Pohlheim getroffen, um miteinander zu beraten, welche Möglichkeiten es gibt. Derzeit wird ein Paket an Vorschlägen zusammengestellt. Dieses soll in 14 Tagen in einer weiteren gemeinsamen Sitzung der Rathauschefs vertiefend beraten werden. Das Ziel: Die Städte und Gemeinden sowie der Landkreis wollen zum Beginn der Heizperiode Mitte Oktober miteinander abgestimmte Empfehlungen herausgeben, wie in öffentlichen Einrichtungen Heizungs- und Stromkosten noch weiter gesenkt werden können. Nach dem 11. Oktober sollen gemeinsame Empfehlungen von Kreis und Kommunen vorgelegt werden. Dass bestätigt der Sprecher der Kreisbürgermeister, Lars Burkhard Steinz aus Heuchelheim, auf Anfrage dieser Zeitung.

In Langgöns beispielsweise wird kurzfristig eine Vier-Tage-Woche geplant. Die Verwaltung würde dann nicht mehr an fünf Tagen öffnen, sondern nur noch Montag bis Donnerstag. Dann könnte die Heizung im Rathaus etwa von Donnerstagabend bis Montagmorgen runtergefahren werden. Das Gros der Mitarbeiter würde dann, sofern möglich, einen Tag im Homeoffice verbringen. Weitere Idee des Langgönser Bürgermeisters Marius Reusch: Zirkulationssysteme für Warmwasser - sie sorgen dafür, dass sofort heißes Wasser am Hahn anliegt - sollen zurückgebaut werden, da sie zu viel Energie fressen.

Auch Straßenbeleuchtung ist ein Thema: In Staufenberg wird darüber nachgedacht, eine Nachtabschaltung der Laternen um ein bis zwei Stunden zu verlängern - da soll es bereits um Mitternacht auf den Nebenstraßen dunkel werden. Auch das Rathaus soll in Staufenberg nur noch drei Tage in der Woche öffnen (Mehr dazu auf Seite 34).

Langgöns prüft, die Straßenbeleuchtung zwischen 1 und 5 Uhr ebenfalls auszuknipsen. Die Laternen machten dort mit rund 92 000 Euro Kosten fast ein Viertel der Gesamtstromrechnung aus, hatte Reusch vergangene Woche vorgerechnet. Dass das klappt, demonstrieren Rabenau, Staufenberg und Buseck seit Jahren: Werktags sind in Buseck die Laternen von 1 bis 5 Uhr aus, an Wochenenden von 2 bis 6 Uhr. Ausnahmen gibt es nur in den Ortsdurchfahrten, an Bushaltestellen oder Zebrastreifen. Wie es um die Weihnachtsbeleuchtung bestellt sein wird, das dürfte ebenfalls diskutiert werden.

Darüber hinaus soll an kleinen Schräubchen justiert werden: Etwa ein Verbot aller privaten elektrischen Geräte in öffentlichen Einrichtungen wie Wasserkocher, Kaffeemaschine oder der mitgebrachte elektrische Heizlüfter im Büro, der unterm Schreibtisch für warme Füße sorgt. Theoretisch würde gar das Laden von Handys am Arbeitsplatz im Rathaus darunterfallen. Weiteres Thema für die Bürgermeister: Das Reduzieren der Raumtemperaturen in Büros, Bürgerhäusern, Feuerwehrgerätehäusern, Sporthallen et cetera.

Bürgermeister Steinz betont, in Heuchelheim bleiben die Kindergärten von etwaigen Einschränkungen ausgenommen. Es solle nicht auf dem Rücken der Kleinsten gespart werden. Man wolle weiter eine qualitativ hochwertige Betreuung bieten. Aber auch in den Kitas wird wie in allen anderen öffentlichen Einrichtungen gelten: »Licht aus, Fenster zu«, wenn die Räume verlassen werden. Zudem gibt es die Anweisung, regelmäßig stoßzulüften, gekippte Fenster sind als Energiefresser ein No-Go.

Was weniger populäre Maßnahmen angeht, wie etwa nur kaltes Wasser in den Duschen der Sporthallen oder das Reduzieren von adventlicher Beleuchtung von Straßen und Gassen, da bleibt die Entscheidung jeder einzelnen Kommune überlassen. Wie dies überhaupt für alle Vorschläge gilt, die derzeit beraten werden. Der Sprecher der Bürgermeister im Kreis geht davon aus, dass es bei einem Empfehlungspaket bleibt. Eine verbindlich vorgeschriebene gemeinsame Linie werde es nach dem heutigen Stand der Dinge nicht geben. »Wer dennoch mehr verbraucht«, sagt Steinz, »der tut dies in dem Wissen, die Kosten dafür tragen zu müssen.«

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