Viele verunsicherte Kunden
Gießen/Friedberg (con). Seit September verzeichnen die Energiepreise an der Börse wieder einen Abwärtstrend und befinden sich aktuell unter den Höchstständen vom Sommer 2022. Anders sieht jedoch die Preisentwicklung für Verbraucher aus. Für viele Haushalte steigen die Kosten unverändert an.
Das sorgt auch im Kreis Gießen für beunruhigte Kunden, wie der Energieversorger Ovag mitteilt. Da viele Haushaltskassen durch die Preissteigerungen für Güter des täglichen Bedarfs stark belastet seien, befürchten manche ihre Strom- und Gasrechnungen nicht mehr begleichen zu können. »Es gibt derzeit viele allgemeine Anfragen, aber auch ganz konkret zur kommenden Strom- und Gaspreisbremse«, sagt Ovag-Vertriebsleiter Holger Ruppel. Dass es bei Kunden vermehrt zu Problemen kommen könnte, die Energiekostenabrechnung zu bezahlen, sieht die Ovag derzeit jedoch nicht. »Aktuell sind uns keine Fälle bekannt«, sagt Ruppel. In einem solchen Fall, versuche das Unternehmen, Kunden entgegenzukommen. »Wir bieten dann individuelle Zahlungsvereinbarungen an, die sich an den jeweiligen Umständen orientieren. Wichtig ist jedoch, dass der betroffene Kunde rechtzeitig von sich aus auf uns zukommt.«
Allerdings gebe es eine große Verunsicherung unter den Kunden. Das führe derzeit so weit, dass das Serviceteam der Ovag nur eingeschränkt zu erreichen sei.
Preissenkungen, wie sie beispielsweise der Darmstädter Energieversorger Entega angekündigt hat, sieht der heimische Energieversorger derzeit als unwahrscheinlich an. Das habe mit den unterschiedlichen Beschaffungskonzepten zu tun, erklärt Ruppel: »Viele Energieversorger, wie auch die Ovag, beschaffen die Energie in Tranchen über zwei Jahre gestreckt. So ergibt sich eine Glättung, und Preisspitzen werden vermieden.«
Hinzu komme eine veränderte Situation in der Gasbeschaffung: Gas soll nicht mehr aus Russland kommen, dafür über neue LNG-Terminals. Weitere Faktoren seien der Ausstieg aus der Kohlestrom-Erzeugung und die gestiegenen Netzentgelte durch die dezentrale Stromerzeugung, sagt Ruppel. »Die Verbraucher müssen sich auf langfristig höhere Preise einstellen, als sie es noch bis vor eineinhalb Jahren über fast ein Jahrzehnt lang gewohnt waren.«