1. Gießener Allgemeine
  2. Kreis Gießen

Uni-Nutzung steht auf der Kippe

Erstellt: Aktualisiert:

Von: Jonas Wissner

Kommentare

jwr_Sammlerwelt3_180522_4c_1
Das Tor zur ehemaligen Sammler- und Hobbywelt in Alten-Buseck bleibt weiter verschlossen, die Zukunft des Areals ist erneut offen. © Jonas Wissner

Die Nachricht, dass die Gießener Uni an einer Nutzung der früheren Sammler- und Hobbywelt in Alten-Buseck interessiert ist, hatte im Februar aufhorchen lassen. Nach einem Votum des Busecker Parlaments heißt es nun aber wohl: alles auf Anfang. Die Uni will sich nach Alternativen umschauen.

Seit September 2018 ist die Sammler- und Hobbywelt in Alten-Buseck, ein einst beliebtes Ausflugsziel, geschlossen und verwaist. Bei der Frage der Nachnutzung folgte eine Überraschung auf die nächste, zuletzt Ende Februar. Damals war im Zuge einer Anfrage im Busecker Parlament öffentlich geworden, dass eine Verwendung für Archivbestände der Gießener Justus-Liebig-Universität (JLU) im Gespräch ist. Mit Hinweis auf das noch nicht abgeschlossene Verfahren hatte die JLU-Pressestelle sich dazu bedeckt gehalten, den Bedarf an zusätzlichen Lagerflächen für Archivbestände aber bestätigt.

Doch auch diese Perspektive für das rund 90 Meter lange, blau-rot gestreifte Gebäude scheint nun hinfällig. Mit einstimmigem Beschluss hat die Busecker Gemeindevertretung im April die textlichen Festsetzungen im angepassten Bebauungsplan für das Areal im Gewerbegebiet Flößerweg noch einmal geändert. Demnach sind dort künftig keine Lagerflächen für Gewerbe zulässig, »die nicht am Standort gewerblich sind«. Vor Ort ansässige Betriebe könnten die Ex-Sammler- und Hobbywelt somit teils auch zu Lagerzwecken nutzen. Eine Verwendung nur zu diesem Zweck - etwa durch die JLU - scheint damit aber ausgeschlossen. Hintergrund ist auch, dass laut dem Mehrheitswillen der Kommunalpolitik möglichst Gewerbesteuereinnahmen generiert und auch Arbeitsplätze geschaffen werden sollen.

»Die Planung, die der Eigentümer will, ist so dadurch nicht machbar«, äußert sich Bürgermeister Michael Ranft gegenüber der GAZ mit Blick auf die angedachte Nutzung durch die JLU. Formal ist die Uni allerdings kein Gewerbe. Ranft räumt ein, dass der Beschluss insofern womöglich »nicht hunderprozentig wasserdicht« sein könnte, hält die reine Lagernutzung aber jedenfalls für obsolet.

Demnächst habe er einen Gesprächstermin mit dem Pohlheimer Eigentümer Efrem Celik, so Ranft weiter, ohne Details zu nennen. Celik hat Fragen zum aktuellen Stand und den Plänen für das Areal auf GAZ-Anfrage nun erneut unbeantwortet gelassen - wie auch schon in den Vormonaten.

Wie bewertet die JLU die Lage aktuell? Es sei zutreffend, dass man wegen des eigenen Bedarfs »eine Nutzung der genannten Liegenschaft ins Auge gefasst« habe, heißt es nun seitens der Uni-Pressestelle, und weiter: »Zu dem Stand des nach wie vor nicht abgeschlossenen Anmietungsverfahrens können wir derzeit keine weiteren Angaben machen.«

Die geänderte Beschlusslage war der Gießener Hochschule anscheinend bislang nicht bekannt: »Den Ausgang der Abstimmungen innerhalb der Gemeinde werden wir zur Kenntnis nehmen und uns gegebenenfalls nach einer Alternative umschauen.«

Das dürfte auch für den Eigentümer auf der Suche nach neuen Mietern gelten. Gegenüber der Busecker Verwaltung hatte Celik, wie der damalige Bürgermeister Dirk Haas im Oktober sagte, von einer Nutzung als »Handwerkerhof« gesprochen, also der stückweisen Vermietung des Gebäudes für Handwerksbetriebe.

Für Irritationen sorgte dann ein Online-Inserat der Immobiliengesellschaft Imaxx: Dort war die Ex-Sammler und Hobbywelt als »Lager- und Logistikfläche in Autobahnnähe« zur Vermietung angeboten worden - wobei die Lokalpolitik gerade solche Nutzung vermeiden wollte. Dies spiegelt sich auch in der Begründung zur Bebauungsplan-Novelle aus dem November wider, die vom beauftragten Ingenieurbüro Zillinger verfasst wurde. »Das vorhandene Gebäude soll aus jetziger Sicht nach den erforderlichen Umbaumaßnahmen für mehrere kleinere gewerbliche Einheiten genutzt werden«, heißt es darin.

Auch sollte nach damaligem Stand das Gewerbegebiet »vorrangig der Ansiedlung von gewerblichen Arbeitsplätzen« dienen. »Großflächige Einzelhandelsbetriebe beziehungsweise Betriebe mit großen Verkaufsflächen« seien demnach nicht zulässig, ferner solle »das Verkehrsaufkommen gering gehalten werden«.

Nun hat das Busecker Parlament also mit seinem April-Beschluss der möglichen Nutzung für Uni-Archivbestände, so scheint es, einen Riegel vorgeschoben. Rühren die Vorbehalte womoglich auch daher, dass die Kommunalpolitik sich mehrfach durch neue Pläne des Investors überrumpelt gefühlt haben könnte? »Das glaube ich nicht«, sagt Bürgermeister Ranft. Da spielten wohl eher »die große Sorge um Verkehrsbelastung« eine Rolle und das Bestreben nach Gewerbesteuerreinnahmen und Schaffung von Arbeitsplätzen.

Unabhängig davon, wer das Gebäude künftig mietet, steht nun eine erneute, auf zwei Wochen verkürzte Offenlage des Bebauungsplans an. Diese war unter anderem durch das Vorkommen von Zauneidechsen nötig geworden, die nun auf dem Gelände ein eigenes Habitat erhalten sollen.

Während diese Tiere dort also Planungssicherheit erhalten, heißt es mit Blick auf die Suche nach menschlichen Nutzern nun aller Voraussicht nach einmal mehr: alles auf Anfang.

Auch interessant

Kommentare