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Umbruch bei der AfD

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Von: Rüdiger Soßdorf

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Karl Heinz Reitz © pv

Personelle Neuaufstellung in der Fraktion der AfD im Gießener Kreistag: Jörn Bauer folgt als Vorsitzender auf Karl Heinz Reitz. Reitz und seine beiden Stellvertreter Ulrich Salz und Dieter Puhl haben ihre Mandate niedergelegt.

Jörn Bauer ist seit Montag neuer Vorsitzender der AfD-Fraktion im Gießener Kreistag. Er tritt an die Stelle von Karl Heinz Reitz, der sich aus der Kreispolitik zurückzieht. Doch nicht nur Reitz hört auf: Drei weitere Mitglieder der sechsköpfigen Fraktion verlassen den Kreistag beziehungsweise haben das Gremium schon verlassen.

Die aktuelle Entwicklung ist ein massiver Umbruch in der Fraktion der »Alternative für Deutschland«, der in dieser Form zum jetzigen Zeitpunkt nicht geplant war, wie der ehemalige Fraktionsvorsitzende Reitz auf Nachfrage darlegt.

Bereits Mitte Mai war Manfred Abendroth, Geschäftsführer der AfD-Fraktion, im Alter von 73 Jahren gestorben. Für ihn rückte die Gießenerin Sandra Weegels in den Kreistag nach. Wie erst jetzt bekannt wurde, hat der langjährige Reitz-Stellvertreter in der Fraktion, Ulrich Salz (Villingen), sein Mandat krankheitsbedingt bereits zum 30. Juni niedergelegt.

»Eigentlich war ein personelles Revirement für das kommende Jahr geplant«, sagte Reitz gestern im Gespräch mit dieser Zeitung. Er selbst, 75 Jahre alt, habe sich schon länger mit dem Gedanken getragen, nicht mehr die volle Wahlzeit bis 2026 zu absolvieren. Angesichts des Todes von Abendroth und des Ausscheidens von Salz habe man entschieden, bereits jetzt die anstehende parlamentarische Sommerpause zur personellen Neuorientierung zu nutzen. So werde der ohnehin geplante Schritt um ein Jahr vorgezogen. Reitz und sein zweiter Stellvertreter Dieter Puhl (Wißmar) haben ihre Kreistagsmandate mit Wirkung zum 16. Juli niedergelegt.

Nachrücker für Reitz, Salz und Pohl sind Nicolas Kuboschek, Torsten Friebe und Uwe Schulz. Kuboschek hatte dem Kreistag bereits von 2016 bis 2021 angehört und ist in Linden AfD-Stadtverordneter. Uwe Schulz, Sprecher des AfD-Kreisverbands Gießen, ist seit 2017 Bundestags-Abgeordneter. Auch er war bereits in der vergangenen Wahlperiode Mitglied des Kreistags. Der Gießener Torsten Friebe, Beisitzer im Vorstand des AfD-Kreisverbandes, ist neu in der Kreispolitik.

Der scheidende Fraktionsvorsitzende Reitz hatte sich in den vergangenen Gremiensitzungen des Kreistags bereits etwas rargemacht, Jörn Bauer hatte da eine Sprecherrolle für die AfD übernommen.

Am Montag ist der 48-Jährige aus Staufenberg zum Vorsitzenden der Fraktion gewählt worden, als diese sich neu konstituierte. Bauer ist seit einiger Zeit Vorsitzender der AfD im Nordkreis Gießen.

»Die alten weißen Männer sind weg, die Fraktion wird jünger«, kommentierte Reitz selbstironisch die Veränderungen. Er unterstrich zugleich, seiner Partei erhalten zu bleiben. Derzeit gehört er dem Vorstand des Stadtverbandes Gießen an.

»Das Ausscheiden der drei Mitglieder erfolgte aus familiären, gesundheitlichen und beruflichen Gründen«, schreibt Bauer in einer aktuellen Pressemitteilung. Man sei intern frühzeitig informiert gewesen. »Selbstverständlich haben Familie, Gesundheit und Beruf Vorrang, dafür haben wir großes Verständnis«, erklärt Bauer.

Inwieweit zudem das Abschneiden der AfD unter Führung von Reitz und Abendroth bei der Wahl zum Kreistag im März 2021 eine Rolle spielte, darüber ließe sich nur spekulieren. Bei der Kreistagswahl hatte die AfD gut 50 Prozent an Zuspruch verloren. Die Fraktion war von zwölf auf sechs Abgeordnete zusammengeschmolzen.

Bauer spricht von einem »Schnitt«, der eine große Umstellung in der Fraktion bedeute. Aber mit Sandra Weegels, Nicolas Kuboschek und Uwe Schulz ziehe weitere kommunal- und sogar bundespolitische Kompetenz in die Kreistagsfraktion ein. Das neue Team sei »hoch motiviert, um die vor uns liegenden Aufgaben anzugehen«. FOTOS: ARCHIV

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Jörn Bauer © pv

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