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Ein Treffpunkt für das ganze Dorf

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Von: Constantin Hoppe

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Im Dorfladen Eberstadt ist immer etwas los, so wie hier beim Besuch der Turmfreunde aus Lich. 	(Archivfoto: con)
Im Dorfladen Eberstadt ist immer etwas los, so wie hier beim Besuch der Turmfreunde aus Lich. (Archivfoto: con) © Constantin Hoppe

Gießen (con). Viel mehr als nur ein Laden: Der Dorf- und Kulturladen Eberstadt trägt nicht nur zur Versorgung der Eberstädter Einwohner bei - er ist auch seit seinen Anfangstagen ein Sammelpunkt für Künstler, Musik und weitere Veranstaltungen geworden und hat sich zu einem Treffpunkt für den gesamten Ort entwickelt. Und diese Leistung wurde am Samstag mit dem Förderpreis »Kulturregion Landkreis Gießen« honoriert: Zum Tag der offenen Tür an der Kreisverwaltung stand auch die Preisvergabe zum Förderpreis an.

Mit dem 2017 ins Leben gerufenen Förderpreis werden kulturelle Angebote in Städten, Gemeinden und Dörfern gefördert. Für die zweite Verleihung des Förderpreises wurden 25 Projekte zum Thema »Kultur im Wandel der Zeit: Gestern, heute, morgen« eingereicht, aus denen eine Jury die drei Sieger gekürt hat.

Den mit 5000 Euro honorierten ersten Platz dabei belegte der Dorf- und Kulturladen, dessen Vertreter dann doch sichtlich sprachlos über das Ergebnis waren. Heute zählt der Verein 130 Mitglieder, davon 50 aktive Helfer. Veranstaltungen wie die Reihe »Midde-in-der-Woch«, die alle vier Wochen im Dorfladen an den Start geht, haben viel zur Bekanntheit des Ladens in der gesamten Region beigetragen. »Die Helfer erbringen Leistungen, die einfach zu einem Dorf dazugehören«, lobte Landrätin Anita Schneider das Projekt in ihrer Laudatio. »Das von der Stadt Lich bereitgestellte, historische Gebäude wurde mit viel ehrenamtlicher Kraft und europäischen Fördergeldern zu einem Treffpunkt für den gesamten Ort.« Und noch etwas hob die Landrätin hervor: Der Verein habe vor der Zukunft keine Angst und werde auch weiterhin Kultur auf dem Land ermöglichen.

Mut belohnt

Auch der mit 3000 Euro honorierte zweite Platz ging nach Lich - an einen Chor, der kaum noch vorgestellt werden muss: Der 2008 gegründete Jugendchor »Songlines« der Musikschule ist mittlerweile erwachsen geworden. Das tut dem Chor aber mitnichten Abbruch - die Sängerinnen und Sänger sind genauso aktiv wie in den vergangenen Jahren und beweisen dabei eins: Chorgesang ist alles andere als »uncool«.

Mittlerweile ist aus dem Chor bereits ein neuer Jugendchor hervorgegangen. Leiter der neuen Jugendformation ist Frank Kleffmann - selbst Ur-Mitglied der »Songlines«.

Platz drei im Wettbewerb (honoriert mit 2000 Euro) ist ein weiteres kulturelles Projekt, das eindrucksvoll beweist, wohin Mut zu etwas Neuem führen kann: das Hofgut-Theater in Rabenau unter Leitung von Gudrun Maecker. Sie hatte den Mut, das Experiment zu wagen und schuf vor sechs Jahren ein neues kulturelles Angebot im umgebauten Hofgut Odenhausen. Seitdem gibt es in dem umgebauten Pferdestall neben dem kulturellen Angebot auch eine hauseigene Balettschule.

Und wie schon bei der ersten Vergabe des Förderpreises vor einem Jahr haben es sich die Juroren laut Landrätin auch dieses Mal nicht leicht gemacht - letztlich war die Entscheidung so schwer, dass es erneut einen mit 300 Euro honorierten Sonderpreis gab. Dieser ging an Karla Katja Leisen aus Lich - oder genauer gesagt an ihre Kunstfigur Cosmo Calexika, »den kölschen Engel«. Als Engel tritt Leisen mittlerweile auf vielen Festen in der Region auf und erfreut die Besucher. »In Grünberg wurde sie einmal von einem Mann gefragt: Sind sie hier, damit ich kurz innehalte?«, erzählte Laudator Prof. Ansgar Schnurr. Und genau das ist es, was Karla Leisen mit ihrer Figur erreichen will: Durch Irritation die Besucher aus dem üblichen Trott herausholen.

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