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Suche nach Leichenteilen im Kreis Gießen: Fall gibt Ermittlern Rätsel auf

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Von: Constantin Hoppe

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Von Leichenteilen fehlt weiter jede Spur. »Nur Steinplatten, Metallschrott und anderen Müll« spüren die Beamten am zweiten Tag der Suche im Sachsensee auf. © Constantin Hoppe

Im Kreis Gießen suchen Ermittler seit Tagen nach Überresten einer Leiche. Dahinter steckt ein Fall, der der Polizei Rätsel aufgibt.

Hungen - Mit brummendem Motor nähert sich das Polizeiboot dem Ufer. Doch die Antwort der Beamten, ob man fündig geworden sei, fällt ernüchternd aus. »Nur Steinplatten, Metallschrott und anderen Müll« habe man aufgespürt, ruft einer der Männer. Rund 45 Minuten zuvor waren die drei mit dem Boot auf den Sachsensee bei Bellersheim hinausgefahren, um Spuren der Leiche von Daniel M. ausfindig zu machen.

Seit mehr als fünf Jahren ist Daniel M. verschwunden. Zwei Männer stehen im Verdacht, den Hanauer am 17. November 2016 auf einer Hofreite bei Hungen ermordet zu haben. Bis heute gibt der Verbleib der Leiche Rätsel auf. Vor Gericht kam deshalb die Hypothese auf, dass die Überreste von Daniel M. zerstückelt und einbetoniert im Sachsensee liegen könnten. Dafür spricht vor allem die Nähe zum Tatort und dass einer der Angeklagten, Hobbytaucher Robert S., den See kennt, wie aus seinem Tauch-Logbuch hervorgeht.

Zwei Tage lang waren nun Polizei und Spezialisten der Bundeswehr am und im See im Einsatz, um diesen nach der Leiche abzusuchen - bislang ohne Erfolg.

Suche nach Leichtenteilen im Sachsensee bei Hungen (Kreis Gießen) läuft

Gestern blieb die Suche größtenteils den Maschinen überlassen. Nachdem am Montag noch eine fünfköpfige Tauchergruppe der Polizei am See bereitstand, musste sich diese nun vorsorglich in Quarantäne begeben. Corona macht eben auch hier nicht halt.

Dafür kam erneut die Unterwasserdrohne »Remus« der Bundeswehr zum Einsatz. Die zur Minensuche entwickelte Drohne wird deutschlandweit bei Suchaktionen der Polizei verwendet. Per Sonar liefert sie Bilder des Gewässerbodens.

»Remus« arbeitet dabei fast vollkommen autonom: Per Luftbild wird der Drohne die Größe des Gewässers vermittelt und eine Route vorgegeben. Den Rest macht sie alleine. Um den 47 Hektar großen Sachsensee einmal abzusuchen, braucht »Remus« gerade einmal eine Stunde. Gesuchte Formen - am Sachsensee ist das alles, was an einen Eimer erinnert - können anhand des Sonarbildes erkannt werden: »Wir hatten schon einmal eine Suchaktion, bei der eine Leiche ganz klar auf dem Sonarbild zu erkennen war«, berichtet der für den Einsatz zuständige Stabsbootsmann.

Polizei Gießen: „Am Montag wurden mehrere auffällige Stellen entdeckt“

Und während »Remus« am Morgen seine Bahnen zieht, sind die Polizeibeamten mit dem Boot unterwegs und untersuchen zuvor gefundene Stellen per Echolot. »Am Montag wurden mehrere auffällige Stellen entdeckt, die werden heute nach und nach abgesucht«, erklärt Sabine Richter, Pressesprecherin des Polizeipräsidiums Mittelhessen.

An den besonders auffälligen Stellen kommt dann »Deep Trekker« zum Einsatz: Der Tauchroboter liefert Echtzeitbilder vom Seegrund und kann bei Bedarf per Kabel oder Greifarm Gegenstände bis zu einem Gewicht von 90 Kilogramm an die Wasseroberfläche bringen.

Notwendig wurde Letzteres am Dienstag jedoch nicht: Viermal tauchte der Roboter zum Seegrund in 20 Metern Tiefe hinab. Doch viermal Fehlanzeige. Von den gesuchten Eimern mit Beton darin keine Spur. Die Leiche von Daniel M. bleibt weiterhin unauffindbar. Ganz aufgeben hat die Polizei die Suche im Sachsensee aber noch nicht. Während der vergangenen beiden Tage wurden durch Sonar und Echolot zahlreiche Daten aufgezeichnet, die nun ausgewertet werden. »Dadurch können sich noch Stellen ergeben«, sagt Pressesprecherin Richter, »die dann von Tauchern abgesucht werden müssen.« (Constantin Hoppe)

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