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Steigende Nachfrage

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Von: Rüdiger Soßdorf

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Vergnügen hatten die Kinder beim Ferienspielabschluss in Fernwald. © pv

Nach zwei Corona-Jahren mit »angezogener Handbremse« ist die Nachfrage nach Ferienspielen in diesem Sommer wieder deutlich nach oben gegangen. Das ist eines der Ergebnisse, die die Jugendpflegen im Kreis jüngst präsentiert haben. Die Verantwortlichen erwarten auch in den kommenden Jahren weiter steigenden Zuspruch.

Rund 20 Prozent mehr Anmeldungen bei den Ferienspielen als in den zwei Jahren zuvor hat der Licher Jugendpfleger Chris Rastert in diesem Sommer gezählt. Sein Kollege Andreas Geck aus Buseck bilanziert ebenfalls Teilnehmerzahlen deutlich über dem Niveau von 2019, dem letzten Jahr vor Corona. Eine Entwicklung, die Gecks und Rasterts Kollegen aus anderen Kommunen bestätigen.

Am Freitag haben sich die Vertreter der Jugendpflegen aus den Städten und Gemeinden im Kreis Gießen zum Nachbereitung der Sommerwochen getroffen. Bilanzierend und zugleich mit dem Blick nach vorn. Denn in der einen oder anderen Kommune werden auch in den Herbst- und Winterferien Angebote für Kinder und Jugendliche unterbreitet. Und für den kommenden Sommer gilt es ohnehin, rechtzeitig zu planen. Bereits Anfang des Jahres beginnt das Vorbereiten der Sommerferien, erklärt Elke Leyrer von der Jugendpflege Pohlheim.

Die rege Nachfrage in diesem Sommer führte dazu, dass hier und da Angebote überbucht waren. »Wendo« beispielsweise, ein Kurs zur Selbstbehauptung und Selbstverteidigung für Mädchen, der unter anderem in Buseck offeriert wurde, hatte dort zwölf Plätze. 30 Kinder aber hatten sich angemeldet. Also wird jetzt, weil im Sommer nicht so schnell ein Zusatztermin zu organisieren war, über weitere Kurse in den Herbst- oder Winterferien nachgedacht.

Auch der Wettenberger Jugendpfleger Christoph Werner berichtet davon, dass bei vielen Angeboten die Nachfrage höher war als es die Kapazitäten hergaben. Dabei hatten sie reichlich Veranstaltungen im Programm. In Wettenberg etwa waren es 89.

Was sich erneut gezeigt hat: Die Kooperation von Jugendpflegen und Vereinen bei den Ferienspielen ist eine Win-win-Situation. Während Letztere so ihre Ferienangebot thematisch breiter aufstellen können, sind die Ferienspiele für die Vereine wiederum ein gutes Forum der Außendarstellung und der Nachwuchswerbung. Sie sprechen mit ihren Angeboten Kinder an, die sie sonst nicht erreichen würden. »Ganz viele sagen bereits in der Abschlussbesprechung, dass sie nächstes Jahr gerne wieder dabei sein wollen«, berichtet Elke Leyrer von der Jugendpflege Pohlheim. Eine Erfahrung, die ihre Kollegen aus anderen Gemeinden ebenso gemacht haben.

Im Vorfeld war ja gar die Diskussion aufgekommen, ob Ferienspiele ein auslaufendes Format sind. Das dürfte die Resonanz in diesem Sommer widerlegt haben. »Die Ferienspiele sind nicht nur Unterhaltung und Betreuung, sondern auch ein außerschulisches Bildungsangebot«, sagt Nora Schmidt von der Jugendpflege Buseck. »Im Spiel lernen sie Menschen kennen, die sie sonst nicht kennenlernen würden: Aus dem Nachbarort, aus anderen Schulen«, verweist Silke Arbeiter-Löffert von der Jugendpflege Grünberg zudem auf den Erwerb von Sozialkompetenzen. Ganz zu schweigen davon, dass Kinder ihre Heimatkommunen besser kennenlernen und sich mit Themen auseinandersetzen, die ihnen sonst fremd bleiben: Wo kommt die Milch her? Woher der Honig?

Was das Spektrum der Angebote angeht, so fragen viele Jugendpflegen im Nachgang bei Kindern wie Eltern, aber auch Vereinen ab, ob sie zufrieden waren, Vor allem aber wollen sie wissen, welche Angebote sich die Beteiligten zukünftig wünschen.

Auch die Betreuung, so bestätigen die Jugendpflegen, werde ein immer wichtigeres Argument. Eltern, schauen darauf, dass die lieben Kleinen gut untergebracht sind, während sie arbeiten müssen. Deshalb, so schildert die Grünbergerin Arbeiter-Löffert, habe man sich vernetzt mit anderen Betreuungsangeboten von Kirchen, Kindertagesstätten, Schulen und Sozialarbeit an Schulen. Um eben abgestimmte Betreuungen zu organisieren, damit es keine Lücken gibt.

Eines ist den Jugendpflegern in diesem Jahr überdies aufgefallen: Die Zahl der Anträge von Familien auf Bezuschussung oder Kostenübernahme aus den Fördertöpfen des Bildungs- und Teilhabepakets hat deutlich zugenommen. »Sie ist so hoch wie nie«, konstatiert etwa der Licher Jugendpfleger Rastert. Er spricht von einer Verdoppelung der Anträge. Auch die Kollegen aus Grünberg und Buseck bestätigen diese Entwicklung. Der Bedarf an finanzieller Flankierung von Menschen, deren Einkommen nicht so hoch ist, wächst. Der Busecker Jugendpfleger Geck erwartet eine weitere Zunahme in den kommenden Jahren. »Bei knapperen Kassen der Familien werden die Ferienspielangebote wieder gefragter«, sagt auch Arbeiter-Löffert. Hinzukommt: Freizeiten kommerzieller Anbieter seien teurer. Vor allem für Vorschulkinder nehmen die Nachfragen zu, aber auch für die Altersgruppe der Elf- bis 14-Jährigen, so die Beobachtung der Jugendpflegen.

Weil der Aspekt der Betreuung künftig noch mehr Bedeutung erlangen könnte, kann sich beispielsweise die Fernwalder Jugendpflegerin Laura Jäger gut vorstellen, dass das bislang dreiwöchige Angebot im kommenden Sommer auf vier Wochen ausgedehnt wird. Etwa in dem man neben den vielen einzelnen Veranstaltungen auch eine betreute Woche anbietet. Ein Ansatz, mit dem andernorts, beispielsweise in Grünberg, Wettenberg aber auch Linden und Pohlheim, bereits gute Erfahrungen gemacht werden.

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