Sternstunden im Sound der Achtziger

Staufenberg (vh). Es gibt sie immer mal wieder, Leute mit typischem »Hans Dampf«-Temperament. Dabei handelt es sich möglicherweise um ein noch unbekanntes Gen. Dennys Sawellion jedenfalls ist ein markantes Beispiel. Ständig auf dem Sprung. Sein neuester Coup ist ein Sprung auf den Zug, der seit den Achtzigerjahren nie angehalten wurde. Zusammen mit Kollegen gründete der Musik-Profi die Band »Back 2 the 80s«.
Bemerkenswert: neben Sawellion (Keyboard, Gesang) sind Stefan Ackermann (E-Gitarre, Gesang) und Roger Haberditzl (Drums, Gesang) abwechselnd Vorsänger. Ralf Enzmann (E-Bass) mischt munter mit, teilt aber das Schicksal aller Bassisten: Sie sind ebenso nötig wie unauffällig.
Schräges Outfit
und kultige Songs
Auf ihrer »Love, Peace and Music-Tour 2022« machen die vier sympathischen Musiker seit geraumer Zeit ein wenig das Mittelhessische unsicher. Am Wochenende gaben sie ein Open-Air-Konzert vor dem »Wohnzimmer« (Kulturcafé) des Impuls-Vereins in Daubringen. Drei Musikblöcke mit New Wave, Neue Deutsche Welle und Rock von insgesamt drei Stunden Dauer stellten schon eine Energieleistung als solche dar. Die Bühnendekoration war nicht überfrachtet, dennoch aussagekräftig. Übergroße Würfel (»Rubik’s Cube«) im Hintergrund wechselten unablässig ihre Farben. Farbige Neonröhren kamen nach Einbruch der Dunkelheit richtig zur Geltung. Ein pinkfarbener Flamingo in der Form einer Leuchtröhre war vielleicht das Überbleibsel von »Miami Vice«. Drei Blöcke bedeutete auch: mehrmals umziehen. Das Verkleidungsgeschick nahm farbige Anzüge, knallige Uniformen und schwarze Lederjacken zur kultigen Identifizierung mit auf.
Sawellion macht für gewöhnlich keine halben Sachen - auch in Daubringen kannte er kein »Pardon«. Wie selbstverständlich zog er sich den silbernen Raumanzug über oder die Sneaker mit LED-Rundumlicht an. Sein Keyboard auf der Bühne bediente er vorzugsweise im Rock-Block. Sonst weilte Sawellion auf den voluminösen Verstärkerboxen im Vordergrund, dann auf der Beetumrandung zwischen Bühne und Hof, sogar auf der Treppe zur Kita und beim Line Dance zu Billy Ray Cyrus’ »Achy breaky heart« als Vortänzer vis-à-vis verschiedener Damen.
Vom ruhigeren Einstieg »Talking in your Sleep« (The Romantics) über den visionären »Sternenhimmel« von Hubert Kah bis zum gewaltigen »La Grange«-Duett von Keyboard und Schlagzeug fehlte kaum ein populäres Stück. Ackermann schlüpfte stimmlich in die Rollen von Rock-Heroen, etwa bei »Summer of 69« (Bryan Adams) oder »Absolut Beginner« (David Bowie). Zugaben: »Angel«, »Marie, Marie«.
Kleiner Ausblick: Ende August wird das Quartett mit viel Temperament, kleinen Gimmicks und Show-Effekten als Club-Band für 14 Tage den Robinson Club an der portugiesischen Atlantikküste bei Faro/Algarve aufmischen.